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Sit-Ra. Die Rache der weisen Frau

Birgit Fiolka

 

Verlag Birgit Fiolka, 2011

ISBN 9783942660686 , 388 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz DRM

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1,72 EUR


 

(S. 21-22)

"Herrin, die Schneiderin ist mit deinen neuen Kleidern eingetroffen." Ich erwachte durch Mays Stimme. Meine Gedanken waren sofort wieder bei Sit-Ras Aufzeichnungen. Ich betrachtete die überall auf dem Bett verstreuten Schriftrollen. Dann wimmelte ich May ab. "Ich fühle mich heute nicht gut. Sie soll ein anderes Mal wiederkommen. Ich lasse nach ihr schicken. Ich verlasse heute nicht das Haus. Bring mir nur das Essen in meine Räume."

May sah mich an, als wäre ich mit der Heiligen Krankheit geschlagen. "Wie du willst, Herrin." Sobald sie fort war, suchte ich wie eine Besessene nach der zuletzt gelesenen Schriftrolle, um dort anzusetzen, wo ich am Vorabend aufgehört hatte. Der Tag zog wiederum an mir vorbei. Tut-Anch-Amun starb, Anchesen-Amun wurde verbannt, Eje gekrönt. Was mich am meisten betroffen machte, war aber die Tatsache, dass mein geliebter Onkel Tut-Anch-Amun mich beinahe aus meinem behüteten Leben gerissen hätte, mich Ramose weggenommen und an seine Seite berufen hätte, wäre er nicht ermordet worden.

Die Tragik, dass Sit-Ra ihren Sohn zu Grabe tragen musste und seinen Vater und gleichzeitigen Mörder dafür grausam bestrafte, vermochte mich nach dieser Erkenntnis kaum noch zu bewegen. Wegen meiner Erschöpfung, die noch von der vergangenen Nacht herrührte, schlief ich schon am frühen Abend ein. Als ich May am nächsten Morgen zu verstehen gab, dass es mir immer noch nicht besser gehe, wagte sie leichten Protest. Ich bekam einen Wutanfall, und May ließ mich den Rest des Tages in Ruhe.

An diesem Tag erfuhr ich das tragische Ende der Geschichte - die Aufopferung Merires und Sit-Ras, um Tut-Anch-Amun zu rächen und Kemet einem besseren Schicksal zuzuführen. Und ich erfuhr, dass Horemheb alles wusste! Verstört legte ich die Aufzeichnungen zur Seite. Horemheb war derjenige, der aus dem Schicksal Merires und Sit-Ras Nutzen zog. Mutnedjemet war Sit-Ra keine Freundin gewesen. Sie war ebenso machtgierig, wie ihre Schwester Nofretete! Als ich dies erkannt hatte, wurde ich wütend. Horemheb hatte mich angelogen. Es war mein Erbe, so spürte ich plötzlich, das ich abgelehnt hatte.

Es war meine Mutter, die durch Nofretete gestorben war, es war mein Leben, das sie zerstört hatten! Merire und Sit-Ra hatten Horemheb den Weg zum Thron geebnet - er hatte es hingenommen, wenn auch mit gespieltem Protest. Doch nach meinem Verständnis hatte er die Menschen geopfert, die ich liebte - und sie waren gestorben. Ich raffte die Aufzeichnungen zusammen und legte sie zurück in den Kasten. Dann versteckte ich ihn unter der Kleidung in meiner Truhe.

Ich rief May und bedeutete ihr, nichts von den Aufzeichnungen Ramose gegenüber zu erwähnen. Sie versprach es mir. Danach ging ich in mein Badehaus. Während ich badete, vergoss ich letzte Tränen um Sit-Ra und Merire, die ich so verkannt hatte. Vor allem Sit-Ra verdankte ich mein Leben, denn sie hatte mich in ihren Haushalt übernommen als Teje starb und mich so vor Nofretete und meinen Tanten geschützt. Als ich mein Badehaus verließ, war ich nicht mehr zufrieden mit meinem Leben und der Sicherheit, die es mir bot. Ich fühlte mich wie ein junges Ding, dem man ein Königreich für einen schönen Haarschmuck abgeschwatzt hatte.