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Most Wanted CEO

Annika Martin

 

Verlag LYX, 2020

ISBN 9783736312654 , 299 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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3


Männer von Wert verfolgen große Ziele.

Das Max Hilton Playbook: Zehn goldene Regeln, um das heißeste Mädchen im Raum klarzumachen

Mia

Im unerbittlichen Morgenlicht unserer kalten Küche macht mir mein pompöses Outfit bei Weitem nicht mehr so viel Spaß. Tatsächlich kommt es mir jetzt so vor, als würden die ganzen Glitzerdetails nicht mehr den Look verbessern, sondern stattdessen schreien: Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, guck mal her! Ich trage ein bescheuertes Lieferboten-Outfit!

Ich ziehe meinen Wintermantel über, setze meine Mütze auf und trotte zur U-Bahn-Station. Je näher ich komme, desto schwerer wird mir ums Herz. Ich werde meine gesamte Lieferroute in diesem Outfit erledigen müssen, inklusive einer sehr wahrscheinlichen Lieferung an Max Hilton.

Aber ich rufe mir in Erinnerung, dass ich das hier nicht nur für mich tue. Ich tue es für die Gerechtigkeit. Für Kelsey und Jada und all die anderen Frauen, die hereingelegt wurden.

Als ich den Meow Squad Truck erreiche, kann ich unseren Fahrer nirgends entdecken, aber dafür ist meine Lieblingsfeindin Sienna da.

Selbstbewusster als ich mich tatsächlich fühle gehe ich auf sie zu.

Sienna hat erdbeerblondes Haar, und einige Sommersprossen zieren ihre perfekte Nase. Mit ihrem Aussehen kann sie sowohl wie eine hübsche Göre als auch wie eine elegante Dame wirken, je nachdem, um welche Rolle sie gerade mit mir konkurriert. Außerdem hat sie einen fantastischen Modegeschmack und coole Freunde.

Sie fühlt sich uns allen überlegen und hat damit zu 98 Prozent recht. Ich tue gerne so, als interessiere mich ihre Meinung nicht, aber das stimmt nicht.

Sienna hat auch ein bemerkenswertes Talent dafür, sich in Pose zu werfen. Dabei kommt es ihr natürlich zugute, dass sie so groß und gertenschlank ist und superlange Beine hat. Wenn sie sich also gegen eine Wand lehnt, sieht das modelhaft cool aus. Wenn ich das mit meinen deutlich kürzeren und weniger gertenschlanken Beinen mache, sieht es so aus wie: Stämmiges Mädchen mit italienischen Vorfahren, das zu viel Pasta isst, ist so unsportlich. Pastamädchen sollte an ihrer Fitness arbeiten. Pastamädchen sollte keinen Pony tragen, aber hey, sie gibt sich Mühe, also hackt nicht so sehr auf ihr herum.

Sienna beäugt meine Stiefel. »Was hast du mit den Stiefeln gemacht?«

»Nichts. Nur …« Ich beschließe, dass ich es genauso gut sofort hinter mich bringen kann, nehme die Mütze ab, ziehe den Mantel aus und lasse alles im hinteren Teil des Trucks verschwinden. Dann drehe ich mich um und bemühe mich, ganz normal zu wirken.

Fassungslos starrt Sienna meine Uniform an. Und fassungslos ist hier nicht positiv gemeint.

Ihr Blick verweilt besonders lange auf meinen paillettenbesetzten Ohren, und ihr hübsches Gesicht wirkt dabei entsetzt und belustigt zugleich. »Hast du eine Wette verloren oder so?«

Ich setze dazu an, ihr alles zu erklären, entscheide mich dann aber dagegen. Als Schauspielerin muss man in seiner Rolle hundertprozentig aufgehen. »Nein, ich habe einfach nur beschlossen, die Königin der Lieferkatzen zu sein.«

Siennas Lippen kräuseln sich. »Versuchst du, witzig zu sein?«

»Sehe ich aus, als würde ich versuchen, witzig zu sein? Siehst du, wie viel Arbeit hier drinsteckt? Ich bin die Königin der Lieferkatzen.«

»Was? Hast du das … einfach so beschlossen?«

»Korrekt.«

Sie starrt mich weiterhin an.

Ich lächele und ziehe mein Handy aus der Tasche.

»Oh-kaaaaaaay.« Sie tut das Gleiche mit einer Mit-dir-Verrückten-bin-ich-fertig-Geste.

Ich scrolle mich durch Instagram und fühle mich hundeelend. Ich muss es nur durch diesen einen Tag schaffen.

Es ist durchaus möglich, dass jemand anders im Maximillion-Plaza-Gebäude explizit mich als Lieferbotin bestellt hat. Ich kenne dort zwar niemanden sonst, aber vielleicht ist es irgendjemand, der mich in einem Stück gesehen hat oder so?

»Ist das nicht in etwa so, als würdest du dich selbst zur Königin der Latrine ernennen?« Sienna starrt mich wieder an. »Oder zum Ober-Burger-Bob aller Burger Bobs?« Burger Bob ist ein widerlicher Burgerladen, über den wir uns ständig lustig machen.

»Absolut nicht«, sage ich und stecke mein Handy wieder ein. »Ich bin die Königin der Lieferkatzen. Das ist etwas Erstrebenswertes.«

Sie runzelt die Stirn. »Also hältst du dich jetzt für die Chefin hier?«

»Nein. Die Königin von England regiert ja auch nicht das Land. So eine Königin bin ich auch. Königin im Geiste. Voller Enthusiasmus und in voller Pracht. Ich bin die Alpha-Katze, und all das Geglitzer beweist das.«

»Es beweist auf jeden Fall was«, brummt sie.

»Es beweist meine Überlegenheit«, sage ich im Brustton der Überzeugung.

Sie runzelt die hübsche Stirn. Das hier gefällt ihr immer weniger. Ich werde mit der ganzen Aktion vielleicht nicht Max Hilton in die Knie zwingen, aber zumindest bringe ich damit Sienna Carlisle zur Weißglut. »Das ist nicht gerade das Wort, das mir als erstes einfällt.«

Ich lächele und bleibe unerschütterlich in meiner Rolle. Wenn man als Schauspielerin irgendetwas lernt, dann, dass die Show immer weitergehen muss. Auch wenn ich mir innerlich am liebsten sämtliche Pailletten und Glitzersteinchen und die glamourösen falschen Wimpern abreißen würde. »Ich bin jetzt die Top-Katze. Die Königin der Katzen.«

In Max’ Buch gibt es eine Motivationssektion, in der er darüber schreibt, wie schwierig es ist, sich von der Masse abzuheben. »Beim Senden von Alpha-Signalen geht es nicht nur darum, fantastisch auszusehen, sondern auch darum, auszustrahlen, dass man die Persönlichkeit dafür hat, einen gewagten Look durchzuziehen. Je mehr man sich seinen Look zu eigen macht, desto mehr Persönlichkeit strahlt man aus«, schreibt er.

Als ich an diese Passage denke, fühle ich mich getröstet, was ungefähr auf fünf verschiedenen Ebenen ironisch ist.

»Was, wenn ich die Königin sein will?«, fragt Sienna.

»Pech gehabt«, entgegne ich. »Es kann nur eine Königin geben.«

Sie lacht, als wäre das alles ein einziger großer Witz. »Ich kann es nicht fassen, dass du wirklich in diesem Aufzug arbeiten wirst.«

»Sieh zu und weine«, sage ich, auch wenn ich hier diejenige bin, die weinen sollte, wenn man bedenkt, dass ich meinem Highschool-Feind gleich als lächerlichste Katze von allen ein Sandwich liefern werde.

Was habe ich nur getan?

Unser Fahrer Rollins kommt um den Truck herum. Er sieht mich verdutzt an und beginnt dann, unsere Servierwagen auszuladen.

Meow Squad liefert Food-Truck-Essen an Menschen in Bürohochhäusern und Wohngebäuden in ganz Manhattan. Bestellt und bezahlt wird dabei über eine App. Wir sind ein eingespieltes Bringdienstnetzwerk – es gibt Leute in Katzenkostümen, deren Job es ist, sich in den Restaurants und Cafés anzustellen und das Essen dann zu Fahrern wie Rollins zu bringen, die die Wagen dann bestücken und zu uns Lieferkatzen zu bringen, die schließlich die Lieferungen tätigen.

Unsere stylishen Wagen sind höher als breit, damit sie besser in überfüllte Aufzüge passen. Sie bestehen aus gebürstetem Edelstahl mit dem orangefarbenen Meow-Squad-Logo an den Seiten und verschiedenen Fächern, die das Essen warm beziehungsweise kalt halten. Ständig kommen neue Gebäude und neue Katzen hinzu.

Rollins hievt meinen Wagen aus dem Truck und stellt ihn mit dem Griff zu mir auf dem Bürgersteig ab. Dabei lächelt er nervös.

Rollins ist ein lieber, etwas naiver Junge, der auf einer Farm im Hinterland irgendeines westlichen Bundesstaats aufgewachsen ist und für eine Rolle in einer echt religiösen Inszenierung von Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat nach New York kam.

Er hält Tattoos und Gesichtspiercings für satanisch und sagt streberische Sachen wie Wir geben in jeder Probe 110 Prozent! Wir sind alle überrascht, dass er sich schon so lange in der Stadt hält.

Wir gehen unsere Wagen durch, sehen nach, ob genügend Saucen und Chips vorhanden sind.

»Das wird großartig«, sage ich zu niemandem im Besonderen. »Ich bin die ultimative Lieferkatze. Und unser Schlusswort Miau? Ich habe etwas Besseres.«

Damit habe ich Siennas Aufmerksamkeit. Wir Lieferkatzen müssen nach jeder Lieferung Miau sagen. Falls nicht, werden wir gefeuert. Die meisten von uns sagen es in einem Dankeschön-Tonfall. So klingt es weniger bekloppt.

»Was hast du vor?«, fragt sie.

Ich tue so, als würde ich einem Kunden das Essen hinstellen. Dann stemme ich die Hände in die Hüften und werfe mich in Pose, voll und ganz darauf konzentriert, meine Persönlichkeit zu entfalten. »Miaaaaaaauuuuu!«, sage ich voller Elan und Überschwang.

Meine Kollegen starren mich verblüfft an.

Rollins prustet los.

Okay, ich bin jetzt also offiziell lächerlich. Ich kann ihm noch nicht mal in die Augen sehen. Was bin ich doch bescheuert. Als ich mich wieder zu ihm umdrehe, wirkt sein Gesichtsausdruck seltsam. Habe ich den armen, braven, naiven Rollins endgültig fertiggemacht? Fragt er sich gerade, ob er wohl mit einem anderen Fahrer tauschen kann? Oder ob er am besten gleich zurück gen Westen zieht?

»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, frage ich. Denn wenn er etwas zu sagen hat, will ich es jetzt sofort hören.

»Es ist nur …« Er verstummt.

»Was?«, bohre ich.

Den nächsten Satz fängt er fünfmal anders an,...