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Liebe mich, Rocker 

Bärbel Muschiol

 

Verlag Klarant, 2019

ISBN 9783965860704 , 120 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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3,99 EUR


 

1. Kapitel


 

Lina

 

Bunte Lichtkegel tanzen über die Wände, huschen über den Boden und verlieren sich in den Gesichtern der vielen Clubgäste, die sich rhythmisch zu den wummernden Bässen der Musik bewegen.

Die Luft ist stickig, mir ist heiß und meine Füße fühlen sich an, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen – trotzdem fühle ich mich einfach fantastisch. Ich bin hier, in einem der begehrtesten Clubs der Stadt, trage ein schickes Kleid, nippe immer wieder an einem pinken Strohhalm, der in einem bunten Cocktail steckt, und singe laut und falsch die Songs mit, die der sexy DJ spielt.

Die Tanzfläche ist voll, der gesamte Club ist voll und dennoch haben Lena und ich genug Platz, um uns zu bewegen. Was zum einen daran liegt, dass wir uns im VIP-Bereich aufhalten (ist das zu fassen), und zum anderen daran, dass zwei finster dreinschauende, vor Ungeduld vibrierende und alles andere als entspannt wirkende Rocker keine zwei Meter von uns entfernt an der Bar sitzen und jedem Typen, der auch nur mit dem Gedanken spielt, sich uns zu nähern, tödliche Blicke zuwerfen. Erst einer war mutig oder dumm genug, je nachdem wie man es sieht, Troy und Jett einfach zu ignorieren und zu uns an den Tisch zu kommen. Dort war er dann geschätzte drei Sekunden, ehe er auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist.

Es war echt beeindruckend, mit welcher Effizienz Jett den armen Kerl durch die feiernde Menschenmenge hinaus vor die Türe verfrachtet hat.

Ich fühle mich ein bisschen wie eine Berühmtheit – von der normalen Welt abgeschottet, mit zwei starken Aufpassern, neuen teuren Klamotten und einem prall gefüllten Geldbeutel.

Mein genialer Plan, Ice und Bentley zu manipulieren, ist grandios gescheitert. Die Member des Hell Riders Motorcycle Clubs sind nicht annähernd so simpel, wie ich dachte. Aber na ja ... Was soll’s?

Lena und ich sind hier und das ist alles, was zählt.

Ich habe keine Ahnung, wie Lena es geschafft hat, ihren Vizepräsidenten dazu zu bringen, sie gehen zu lassen und zugleich noch Ice so weit zu beeinflussen, dass er zugestimmt hat, dass ich sie begleiten darf.

Für die meisten Frauen mag es unverständlich sein, dass meine Schwester und ich unsere Männer um Erlaubnis bitten müssen. Das wäre es für mich vor ein paar Jahren ebenfalls gewesen.

Aber wenn man als Mädchen eine Vorliebe für gefährliche und dominante Männer hat, dann muss man auch bereit sein, mit den Charaktereigenschaften dieser Dämonen klarzukommen.

In meiner zweifelhaften Karriere als die Geliebte von bösen Jungs habe ich eine Sache schnell gelernt: Je gefährlicher der Typ ist, auf den man sich eingelassen hat, je bestimmender und beschützender ist dieser auch.

Das mag zum einen daran liegen, dass es Männern wie Ice oder Bentley im Blut liegt, die Menschen in ihrem Umfeld zu befehligen, und zum anderen daran, dass sie ganz genau wissen, wie verdammt gefährlich diese Welt ist, und dass sie nicht bereit sind, ihre Frauen diesen Gefahren auszusetzen.

In Lenas und meinem speziellen Fall kommt erschwerend hinzu, dass unsere Rocker irgendwie befürchten könnten, dass wir einen spontanen Fluchtversuch starten. Bevor mich mein Hell Rider aus der Wohnung gelassen hat, hat er mir noch mal unmissverständlich klargemacht, wie die Regeln für diese Nacht lauten und was mit mir passiert, wenn ich mich nicht an sie halte.

Aus Rücksicht auf meinen wunden Hintern habe ich nicht vor, irgendeinen Quatsch zu machen. Die letzte Nacht war hart und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Einen großen Schluck von dem nach Fruchtsäften und Tequila schmeckenden Drink nehmend, lehne ich mich zu Lena rüber und stupse sie mit der Schulter an.

„Alles klar bei dir?“

Im Gegensatz zu mir ist Lena ein Neuling, wenn es darum geht, sich ins Nachtleben zu stürzen, zu trinken und zu feiern. Wobei sie ja eh nur an einem schick geschmückten Orangensaft nippt.

„Ja, mir geht’s gut.“

Freut mich zu hören. Heute Morgen war ihr nicht nur im sprichwörtlichen Sinne kotzübel. Für mich ist es ein echtes Wunder, dass Bentley seine schwangere Old Lady vom gut bewachten Clubgelände gelassen hat.

„Verrätst du mir endlich, wie du deinen Rider dazu gebracht hast, uns diesen Abend zu ermöglichen?“

Sie grinst schelmisch.

„Auf meine Art und Weise!“

„Du hast ihm keinen geblasen?“

Lena kichert und sieht sich nervös um.

„Doch. Deine Chupa-Chups-Methode war ein guter Tipp. Bentley mag es, wenn ich seinen Schwanz in den Mund nehme, aber der Blowjob war nicht der Grund, aus dem er uns die Ladys Night ermöglicht hat.“

Ja, ja, ja, diese Rocker ticken anders.

„Und was ist dann dein Geheimmittel gewesen?“

Sie lässt mich zappeln, trinkt von ihrem Saft und wirkt äußerst zufrieden.

„Aufrichtigkeit und eine Liebeserklärung.“

Vor lauter Überraschung lasse ich fast mein Glas fallen. Perplex starre ich sie an und schüttle ungläubig den Kopf.

„Du hast ihm gesagt, dass du ihn liebst?“

Meine Fassungslosigkeit scheint sie zu amüsieren.

„Ja. Das habe ich getan. Und dann habe ich ihm erklärt, wie unheimlich gerne ich mit dir tanzen gehen würde. Das hat er verstanden.“

Ach du heilige Scheiße!

Irgendwie überrascht es mich nicht, dass Lena gleich mit dem L-Wort herausgerückt ist, immerhin hat sie ihr Herz schon immer auf der Zunge getragen.

Um den Schock zu verarbeiten, leere ich meinen Cocktail mit einem großen Schluck und bestelle mir sofort einen neuen.

Ein junger Typ, ich schätze ihn auf Anfang zwanzig, überquert die imaginäre Sicherheitslinie, die die Prospects um uns gezogen haben, sofort steht Troy auf, zieht das Leder seiner Kutte zur Seite und erlaubt unserem potentiellen Verehrer einen Blick auf die silberne Halbautomatik, die Troy eigentlich immer bei sich trägt. Der Typ, dessen Augen regelrecht auf Lenas nackten Beinen geklebt haben, dreht sofort um und sucht, so schnell es geht, das Weite.

Was ein Weichei ...

„Mag sein, dass die beiden noch Anwärter sind, aber das Bedrohlich-Wirken und das Leute-Erschrecken haben sie schon gut drauf.“

Lena klingt amüsiert, sie genießt den Abend sichtlich.

Ich sehe zu den Anwärtern und versuche, die zwei Jungs nicht sofort mit Ice zu vergleichen. Neben ihrem Präsidenten sehen die beiden ganz klar schwach aus. Aber wenn ich sie einfach so betrachte, ganz unvoreingenommen, dann muss ich Lena recht geben.

Troy und Jett wirken nicht wie nette Kerle, sondern wie gnadenlose Killer. Ich schätze, das ist eine Grundvoraussetzung, wenn man dem MC beitreten will.

„Oh ja allerdings. Gib den beiden noch mal zehn Jahre und sie könnten sich in heiße Typen verwandeln.“

Lachend verdreht Lena die Augen, trinkt ihren Saft aus, knallt das leere Glas auf den Tisch und klatscht vor Übermut in die Hände.

„Komm schon Schwesterherz, lass uns tanzen.“

Mit den Hüften wackelnd, zieht sie ihren nach oben gerutschten Rock wieder ein Stückchen nach unten und zerrt mich aus dem VIP-Bereich.

Die Prospects mustern uns besorgt, ihnen ist wohl klar, was wir vorhaben und würden am liebsten ihre Waffen ziehen und alle anwesenden Männer in die Flucht schlagen.

Mich würde brennend interessieren, was Ice den beiden angedroht hat, wenn sie nicht gut auf uns aufpassen?

Vielleicht ist es besser, dass Troy es mir vorhin, als ich ihn danach gefragt habe, nicht verraten hat. So wie ich den Präsidenten der Hell Riders einschätze, ist er ein Verfechter der Todesstrafe.

In der Mitte der Tanzfläche angekommen, schließe ich die Augen, genieße die kraftvollen Beats und beginne, mich zur Musik zu bewegen.

Die Arme über den Kopf reckend, lasse ich mich treiben, genieße den Moment und denke über das nach, was Lena mir vorhin verraten hat.

Es ist unglaublich, dass sie Bentley gesagt hat, dass sie ihn liebt.

Ich bin zwanzig und hatte schon unzählige Liebhaber, aber das L-Wort habe ich noch nie ausgesprochen. Die Liebe ist ein hinterfotziges Miststück, sie verkompliziert alles, macht uns das Leben schwer und bricht uns Mädchen mühelos die Herzen.

Das, was ich für Ice empfinde, ist stark und völlig neu für mich. Für all die Kerle, mit denen ich bisher geschlafen habe, habe ich maximal eine starke Sympathie empfunden. Ich war nie auf der Suche nach der großen Liebe oder meinem Mister Perfect. Alles, was ich wollte, war guter Sex, Spaß und Abenteuer. Für mich waren immer die drei magischen M’s ausschlaggebend: Money – Muskeln – Macht.

Hatte ein Mann das alles, kam er für mich infrage.

Gefühlen bin ich bisher immer ausgewichen, sie waren für mich eher eine hinderliche und unerwünschte Nebenwirkung, der ich bereitwillig aus dem Weg gegangen bin.

Der Präsident der Hell Riders hingegen ist wie ein Tornado über mich hinweggefegt. Seine zerstörerischen Kräfte haben die Schutzmauern, die ich so mühevoll um mein Herz errichtet habe, zum...