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Die Tote vom Naschmarkt - Ein Wien-Krimi

Beate Maxian

 

Verlag Goldmann, 2011

ISBN 9783641067540 , 352 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Montag, 31. Mai (S. 234-235)

26


Weningers Vater hatte Koban Sonntagabend am Handy angerufen. Koban hatte nicht abgehoben, weshalb ihm der Architekt auf die Sprachbox sprach. Die Polizei habe seinen Sohn verhört. So lange, bis dieser schließlich die Vergewaltigung gestand. Er musste die Wahrheit sagen, auch jene über Monika Billich.

Dass Koban sie für Weninger ausgewählt hatte. Dann hatte er aufgelegt, ohne sich zu verabschieden. Sein ganzes Schaffen beruhte auf einer einzigen Lüge. Darauf, klüger, ehrgeiziger, gerissener, besser als die anderen zu sein. Dagmar Jurit und Horst Behrens waren seine Gegner gewesen. Schon die ganze Zeit. Sie würden ihn nicht kriegen. Denn die einzige Wahrhaftigkeit hieß Karlheinz Koban. Und der würde ihnen den letzten Akt ordentlich versauen.

Mit einiger Genugtuung dachte Koban an seine Frau. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sein neuer Plan beinhaltete, dem unausweichlichen Rosenkrieg mit Silvia zu entkommen. Er setzte sich an den PC und suchte im Archiv die Namen jener Zeugen heraus, nach denen die Staatsanwaltschaft bald suchen würde. Danach rief er die Bankkonten der Kanzlei auf und begann, das gesamte Vermögen in Kleinbeträge aufzuteilen und an diverse Konten von Geschäftspartnern zu überweisen. Betreff: Schweigegeld. Die Schmid würde Tage damit beschäftigt sein, die Beträge wieder zurückzufordern.

Er hatte keine Ahnung, warum er das tat. Es machte ihm einfach diebische Freude, an Behrens’ Gesicht zu denken, wenn dieser die Konten einsah. Danach rief er beim Kommissariat an und verlangte nach Stein. Die freundliche Stimme am Telefon erklärte, dass Stein erst gegen acht Uhr ins Büro komme. Koban fragte nach der Mailadresse des Kriminalisten. Die freundliche Stimme gab sie durch, und er schrieb Stein eine E-Mail. Bevor er auf »Senden« drückte, sah er auf die Uhr. Es war vier Uhr morgens. Es blieb ihm genug Zeit, seinen Plan umzusetzen. Als er damit fertig war, kroch bereits die Morgendämmerung über die Dächer. Zum ersten Mal beobachtete er den Sonnenaufgang von der Terrasse seiner Kanzlei aus.

Sah, wie das Morgenrot die Dunkelheit der Nacht verdrängte. Diesem Naturphänomen hatte er bis heute keine Beachtung geschenkt. Wie schön der Stephansdom von hier oben aussah. Auch ihm hatte er kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Eine Katze schlich über den Platz. Koban lachte. Hoch erhobenen Hauptes ging er hinaus und stellte sich auf die Brüstung. Sie würden ihn nicht kriegen. Er schaute nach vorn und ließ sich fallen.