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Star Wars?: Dunkles Nest 1 - Die Königsdrohne

Troy Denning

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641078355 , 576 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

Prolog

Das Gefühl war zurückgekehrt, eine Art von Verzweiflung, die in der Macht glühte wie ein entfernter Stern, klar und hell wie ein Leuchtfeuer. Jaina Solo bemerkte, dass ihr Blick immer wieder zum Außenfenster des Justizschiffs huschte, hinaus in die blau gefleckte Leere, die hinter der sich langsam drehenden Röhre der Strafanstalt Maxsec Acht hing. Wie zuvor kam das Gefühl aus der Richtung der Unbekannten Regionen, ein Ruf nach … was? Und wer oder was rief da? Die Berührung war zu flüchtig, um es wirklich sagen zu können. Das war sie immer.

»Jedi Solo?« Die Inquisitorin trat näher an das Geländer der Zeugenbank. »Soll ich die Frage wiederholen?«

Athadar Gyad war eine hochgewachsene Frau mit steifem Verhalten, rasiertem Kopf und tiefen Falten in den Augenwinkeln, und sie legte die brüske Haltung eines Offiziers im Ruhestand an den Tag. Das war bei Bürokraten der Wiederaufbaubehörde weit verbreitet, selbst wenn es in ihrer Dienstakte nichts Auffälligeres gab als eine alte planetare Listennummer.

»Warum sind Sie mit dem Jedi Lowbacca an Bord der Night Lady gegangen und …«

»Schon gut, Inquisitorin, ich habe die Frage verstanden.« Jaina sah den Angeklagten an, einen massiven Yaka mit einem ausdruckslosen, beinahe menschlichen Gesicht. Er trug einen ithorianischen Schädel auf der hinteren Abdeckung seines kybernetischen Implantats eingraviert. »Redstars Mannschaft wollte sich uns widersetzen.«

Ein ungeduldiges Glitzern erschien in Gyads grauen Augen. »Redstars Mannschaft hat Sie mit Blastern angegriffen, stimmt das?«

»Ja.«

»Und es war notwendig, dass Sie sich mit Ihren Lichtschwertern verteidigten?«

»Ebenfalls ja.«

Gyad schwieg einen Augenblick, wahrscheinlich, weil sie hoffte, dass ihre Zeugin dann einfach weitersprechen würde. Aber Jaina interessierte sich im Augenblick mehr für dieses Gefühl der Verzweiflung, das sie in der Macht spürte. Es wuchs immer weiter, wurde dringlicher und beängstigender.

»Jedi Solo?« Gyad trat vor Jaina und versperrte damit Jaina den Blick durch das Außenfenster. »Bitte richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf mich.«

Jaina bedachte die Frau mit einem eisigen Blick. »Ich dachte, ich hätte Ihre Frage beantwortet.«

Gyad zog sich beinahe unmerklich zurück, setzte aber die Befragung fort. »Wie waren Sie zu diesem Zeitpunkt gekleidet?«

»In unsere Mäntel«, sagte Jaina.

»Ihre Jedi-Mäntel?«

»Es sind einfach nur Mäntel.« Jaina hatte in den letzten Jahren oft genug vor Gericht gestanden, um zu wissen, dass die Inquisitorin versuchte, einen unsicheren Fall aufzuplustern, indem sie die Jedi geheimnisvoller darstellte, als sie waren – ein eindeutiges Zeichen, dass Gyad die Rolle der Jedi in der Galaxis nicht verstand oder nicht achtete. »Jedi tragen keine Uniformen.«

»Sie wollen doch sicher nicht andeuten, dass ein Krimineller von Redstars Intelligenz tatsächlich …« Gyad hielt inne, um noch einmal über ihre Ausdrucksweise nachzudenken. Inquisitoren sollten eigentlich unparteiisch sein, obwohl sie in der Praxis überwiegend dazu beitrugen, Angeklagte zu verurteilen. »Jedi Solo – wollen Sie damit andeuten, die Besatzung habe tatsächlich Grund gehabt, Sie für Piraten zu halten?«

»Ich weiß nicht, was sie glaubten«, sagte Jaina.

Gyad kniff die Augen zusammen und betrachtete Jaina schweigend. Trotz Luke Skywalkers Rat, dass sich die Jedi nach dem Krieg nicht mehr in die alltäglichen Probleme der neuen Regierung verwickeln lassen sollten, hatte sich der Wiederaufbau als derartige Herausforderung erwiesen, dass dies nicht ganz zu vermeiden war. Es gab einfach zu viele heikle Missionen, die nur ein Jedi meistern konnte, und die Folgen hinsichtlich des Gelingens oder Scheiterns dieser Missionen waren für die Galaktische Allianz so gravierend, dass die meisten Bürokraten der Wiederaufbaubehörde den Jedi-Orden inzwischen für kaum mehr als eine Abteilung der Interstellaren Polizei hielten.

Schließlich erklärte Jaina: »Ich war zu sehr mit Kämpfen beschäftigt, um die Gedanken unserer Gegner zu erforschen.«

Gyad gab einen dramatischen Seufzer von sich. »Jedi Solo, stimmt es, dass Ihr Vater einmal seinen Lebensunterhalt als Schmuggler verdiente?«

»Das war ein bisschen vor meiner Zeit, Inquisitor.« Jainas Antwort löste Lachen im Gerichtssaal aus, wo auch zwei ihrer Mitstreiter, Tesar Sebatyne und Lowbacca, saßen, beide Jedi wie sie. »Und was hat das mit den Gewürzpreisen auf Nal Hutta zu tun?«

Gyad wandte sich dem Tribunal zu. »Würden Sie die Zeugin bitte anweisen …«

»Die Antwort auf Ihre Frage ist allgemein bekannt«, unterbrach Jaina. »Sie ist sogar Teil diverser Geschichtsunterrichtscurricula in der Galaxis.«

»Selbstverständlich.« Die Stimme der Inquisitorin wurde plötzlich emotionaler, und sie zeigte auf den Yaka-Gefangenen. »Wäre es möglich, dass Sie sich mit dem Angeklagten identifizieren? Dass es Ihnen wegen der zwiespältigen Beziehung Ihres eigenen Vaters zum Gesetz widerstrebt, gegen den Angeklagten auszusagen?«

»Nein.« Jaina fiel auf, dass sie sich an das Geländer des Zeugenstands klammerte, als wollte sie das kalte Metall verziehen. »In den letzten fünf Standardjahren habe ich dreiundsiebzig Warlords dingfest gemacht und mehr als hundert Schmuggler …«

Plötzlich wurde das Gefühl der Verzweiflung in der Macht deutlicher, klarer und vertrauter, und Jaina wandte ihren Blick wieder dem Sichtfenster zu und beendete ihre Antwort nicht.

»Wartet.«

Tahiri Veila hob die Hand, und die beiden Yuuzhan Vong, die vor ihr standen, verstummten. Außerdem gab es noch zwei Gruppen von Zuschauern, die sie erwartungsvoll beobachteten, aber Tahiri blieb ruhig und starrte in Zonama Sekots blauen Himmel. In den letzten Wochen nahm sie ein leichtes unangenehmes Gefühl in der Macht wahr, das sich allmählich immer mehr aufbaute, und inzwischen hatte sich dieses Gefühl in etwas anderes verwandelt, in schiere Qual, Panik und Verzweiflung.

»Jeedai Veila«, begann die kleinere der Yuuzhan Vong erneut. Ihr blindes Auge und das mit Pusteln bedeckte, verzogene Gesicht kennzeichneten sie als Gepriesene – eine Angehörige der ehemaligen Kaste, die einmal unter der Bezeichnung Beschämte die Unterklasse der Yuuzhan-Vong-Gesellschaft darstellte. Sie hatten sich ihren neuen Namen verdient, indem sie sich gegen ihre Unterdrücker aus den oberen Kasten stellten und halfen, den Krieg zu beenden, der sowohl die Gesellschaft der Yuuzhan Vong als auch die gesamte Galaxis zu vernichten drohte. »Stimmt irgendwas nicht?«

»Ja.« Tahiri zwang ihre Aufmerksamkeit wieder zurück auf die Gruppe. Ihre blau geränderten Augen und ledrigen Gesichter schienen ihr vertrauter als das der blonden Frau, das sie jeden Morgen im Spiegel sah – aber das überraschte kaum, wenn man bedachte, was sie im Verlaufe des Krieges alles erlebt hatte. Sie war ebenso Yuuzhan Vong wie Mensch, zumindest im Geist. »Aber das hat nichts mit dieser Sache zu tun. Machen Sie weiter.«

Die Gepriesene – Bava, erinnerte sie sich – verbeugte sich tief und kam damit bewusst auf Tahiris Höhe.

»Wie ich schon sagte, Jeedai Veila, wir haben Sal Ghator und seine Krieger in dieser Woche viermal erwischt, wie sie etwas aus unserem Garten stahlen.«

Tahiri zog die Brauen hoch. »Ihr Garten, Bava?« La’okio sollte ein Gemeinschaftsdorf sein, ein Experiment, bei dem die diversen Kasten der Gesellschaft der Yuuzhan Vong lernten zusammenzuarbeiten – und einander zu vertrauen. »Ich dachte, der Garten gehört Ihnen allen.«

»Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass jedes Grashal ein weiteres Grundstück zur Bebauung anmelden kann!« Bava warf einen höhnischen Blick in Ghators Richtung, dann fuhr sie fort. »Aber die Krieger sind zu faul, um dort zu arbeiten. Sie erwarten, dass wir es für sie tun.«

»Das tun wir nicht!«, widersprach Ghator. Einen halben Meter größer als Tahiri und erheblich schwerer, hatte er immer noch die Ritualtätowierungen und Narben eines ehemaligen Subalternen. »Die Götter haben uns verflucht. Nichts, das wir anpflanzen, will wachsen.«

Tahiri kämpfte gegen ein Seufzen an. »Sagen Sie mir nicht, dass Sie sich wieder nach Kasten aufteilen! Sie sollen angeblich in kleineren Gruppen existieren.«

Während dieser Worte spürte sie die vertraute Berührung einer Chadra-Fan, die in der Macht nach ihr suchte und wissen wollte, ob sie ebenfalls die wachsende Kraft des Zeichens empfunden hatte. Sie öffnete sich dem Kontakt und konzentrierte sich auf die geheimnisvolle Angst, und was daraufhin für sie beinahe wie ein Schlachtruf klang, schien für die kleine Chadra-Fan kaum ein Flüstern zu sein. Keine von ihnen unterzog sich der Mühe, nach ihrer Gefährtin Danni Quee zu suchen, denn Danni mochte vielleicht eine gewisse Sensibilität gegenüber der Macht haben, hatte sich aber bisher in vielen Situationen als taub erwiesen.

»In gemischten Grashals zu leben ist unrein«, lenkte Ghator Tahiris Aufmerksamkeit wieder auf die Probleme von La’okio. »Man kann nicht von Kriegern erwarten, auf dem gleichen Boden zu schlafen wie Beschämte.«

»Beschämte!«, rief Bava. »Wir sind Gepriesene! Wir sind diejenigen, die Shimrras Ketzerei an die Öffentlichkeit brachten und über sie debattierten, während ihr Krieger uns beinahe alle in den Untergang geführt hättet.«

Der bläuliche Rand um Ghators Augen wurde breiter und unklar. »Achte auf deine Zunge, Raal, denn sonst wird sie dich...