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Star Wars. Das Verhängnis der Jedi-Ritter 6. Im Vortex

Troy Denning

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641078416 , 528 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

1. Kapitel

Jenseits des vorderen Sichtfensters hing der hauchzarte Schleier der Ashteri-Wolke, einer ausgedehnten Strömung ionisierten Tuderiumgases am Rand des Kessel-Sektors. Gesprenkelt von den blauen Lichthöfen von tausend fernen Sternen waren die milchigen Fäden ein sicheres Zeichen dafür, dass die Felshund der sonnenlosen Dunkelheit in den Tiefen des Schlunds endlich entronnen war. Nach dem angespannten Grausen, blind durch ein Labyrinth unkartografierter Hyperraumstrecken und hungriger Schwarzer Löcher zu springen, war selbst dieses blasse Licht für Jaina Solo eine willkommene Erleichterung.

Oder vielmehr wäre es das gewesen, wenn sich die Wolke an der richtigen Stelle befunden hätte.

Die Felshund war unterwegs nach Coruscant, nicht nach Kessel, und das bedeutete, dass die Ashteri-Wolke eigentlich vierzig Grad an Backbord sein sollte, wenn sie den Schlund verließen. Sie hätte ein kaum erkennbarer Lichtklecks sein sollen, dessen Farbe so weit ins Rotspektrum ging, dass er allenfalls wie eine winzige, flackernde Flamme wirkte, und Jaina konnte nicht recht begreifen, wie sie derart vom Kurs abgekommen waren.

Sie warf einen raschen Blick hinüber zur Pilotenstation – einem mobilen Schwebestuhl, umgeben von Messingkontrolltafeln und herunterfahrbaren Anzeigeschirmen –, doch Lando Calrissians gefurchte Stirn hielt keine Antworten für sie parat. Makellos mit einem weißen Schimmerseidenhemd, lavendelfarbener Hose und einem hüftlangen Cape bekleidet, kauerte er auf der Kante seines wuchtigen Nerfledersessels, das Kinn auf die Fingerknöchel gestützt und den Blick auf das alabasterweiße Leuchten draußen fixiert.

In den drei Jahrzehnten, die Jaina Lando nun kannte, war dies einer der seltenen Augenblicke, in denen ein Leben voller Glücksspiele und Geschäfte, bei denen es um alles oder nichts ging, tatsächlich seinen Tribut vom guten Aussehen des Trickbetrügers zu fordern schien. Außerdem war es ein Beleg für die Anspannung und die Angst der letzten paar Tage – und vielleicht auch des hektischen Tempos. Lando war so tadellos gekleidet wie immer, doch selbst er hatte nicht die Zeit gefunden, um die Tönung zu verwenden, die seinem Schnurrbart und seinem lockigen Haar ihr übliches, tiefes Schwarz verlieh.

Nach einigen Sekunden seufzte er schließlich und lehnte sich im Sessel zurück. »Na los, sag’s schon!«

»Was soll ich sagen?«, fragte Jaina, die sich wunderte, was genau Lando von ihr zu hören erwartete. Immerhin war er derjenige, der einen schlechten Sprung gemacht hatte. »Das ist nicht meine Schuld?«

Ein Funken der Verärgerung schoss durch Landos müde Augen, doch dann schien ihm bewusst zu werden, dass Jaina lediglich versuchte, die Stimmung zu heben. Er warf ihr sein novastrahlendes Grinsen zu. »Du bist genauso daneben wie dein alter Herr. Siehst du nicht, dass dies nicht der richtige Augenblick für Scherze ist?«

Jaina wölbte eine Augenbraue. »Dann hast du also nicht beschlossen, an Kessel vorbeizurauschen, um deiner Frau und deinem Sohn Hallo zu sagen?«

»Gute Idee«, meinte Lando kopfschüttelnd. »Aber … nein

»Tja, dann …« Jaina aktivierte die Ersatzpilotenstation und wartete, während die Langstreckensensoren hochfuhren. Die Felshund, ein alter Asteroidenschlepper, der so konstruiert worden war, dass er von einem einzelnen Piloten und einer großen Roboterbesatzung betrieben werden konnte, besaß eigentlich keinen richtigen Kopilotenplatz, und das bedeutete, dass die Wartezeit länger dauern würde, als Jaina recht war. »Was machen wir hier?«

Landos Miene wurde ernst. »Gute Frage.« Er wandte dem geräumigen Cockpit der Felshund den Rücken zu, wo der uralte Brückendroide des Gefährts vor einem gleichermaßen uralten Navigationscomputer stand. Der Droide, ein RN8-Modell von Cybot Galactica mit weiblicher Programmierung, besaß einen transparenten Kugelkopf, der gegenwärtig von den schwirrenden Funken einer Zentralprozessoreinheit erfüllt war, die auf vollen Touren lief. Außerdem befanden sich drei saphirblaue Fotorezeptoren im Innern der Kugel, die in gleichmäßigen Abständen platziert waren, um einen vollständigen Rundumblick zu verschaffen. In das bronzefarbene Körpergehäuse des Droiden waren Sternenkonstellationen, Kometen und andere »himmlische« Kunstwerke eingeätzt. »Ich weiß, dass ich Ornate aufgetragen habe, Kurs auf Coruscant zu setzen.«

RN8s Kopfkugel drehte sich gerade weit genug, dass sich einer ihrer Fotorezeptoren auf Landos Gesicht richtete. »Ja, das haben Sie.« Ihre Stimme war seidig, tief und tadelnd. »Und dann haben Sie den Befehl widerrufen und mich angewiesen, uns zu unserem gegenwärtigen Zielort zu dirigieren.«

Lando runzelte die Stirn. »Du solltest mehr Mühe darauf verwenden, deine Audiosysteme zu warten«, entgegnete er. »Du hörst komische Dinge.«

Die Funken im Innern von RN8s Kugelkopf wurden dunkler, als sie Energie zu ihren Diagnosesystemen umleitete. Jaina wandte ihre eigene Aufmerksamkeit wieder der Ersatzanzeige zu und sah, dass die Langstreckensensoren endlich online waren. Unglücklicherweise waren sie keine Hilfe. Das Einzige, das sich innerhalb des Bronzerahmens verändert hatte, waren die Färbung des Bildschirms und ein einzelnes Symbol, das die Position der Felshund genau in der Mitte kennzeichnete.

RN8s seidige Stimme ertönte auf der Rückseite des Cockpits. »Meine Audiosensoren befinden sich in optimalem Zustand, Captain – ebenso wie mein Datenspeicher und die Suchfunktionen.« Ihre Worte hallten plötzlich in einem sehr vertrauten Männerbariton über das Deck. »Kursänderung zu Zielort Ashteri-Wolke, Ankunft in siebzehn Stunden fünfzehn Minuten, Galaktische Standardzeit.«

Landos Kiefer fiel nach unten, und er stotterte: »Da … Das bin nicht ich

»Nicht ganz«, stimmte Jaina zu. Bei mehreren Worten lag die Betonung auf den falschen Silben, doch abgesehen davon war die Stimme identisch. »Aber das Ganze ist nah genug dran, um einen Droiden zu täuschen.«

Landos Blick verklärte sich vor Verwirrung. »Willst du mir das damit sagen, von dem ich glaube, dass du es mir sagen willst?«

»Ja«, meinte Jaina und warf einen Blick auf ihre leere Sensoranzeige. »Ich weiß nicht genau, wie, aber irgendjemand hat sich für dich ausgegeben.«

»Mithilfe der Macht?«

Jaina zuckte die Schultern und warf einer dunklen Ecke einen vielsagenden Blick zu. Obwohl sie ein halbes Dutzend Machtkräfte kannte, die man dazu hätte benutzen können, um RN8s Stimmerkennungssoftware zu überlisten, besaß keine einzige dieser Techniken eine Reichweite, die sich in Lichtjahren messen ließ. Sie begann vorsichtig, ihr Machtbewusstsein auszudehnen, konzentrierte es auf die abgelegenen Ecken des großen Schiffs, und dreißig Standardsekunden später war sie erstaunt darüber, nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Da waren keine lauernden Wesen, keine »blinden« Bereiche, die womöglich auf eine künstliche Leere in der Macht hingewiesen hätten, nicht einmal irgendwelches kleinwüchsige Ungeziefer, bei dem es sich um einen Machtnutzer handeln konnte, der seine Präsenz verschleierte.

Einen Augenblick später wandte sie sich wieder Lando zu. »Sie müssen die Macht benutzen. Abgesehen von uns und den Droiden ist niemand an Bord.«

»Ich hatte befürchtet, dass du das sagst.« Lando zögerte einen Moment, ehe er fragte: »Lukes Freunde?«

»Ich hasse es, vorschnelle Schlüsse zu ziehen, aber … wer sonst?«, entgegnete Jaina. »Erstens: Ob nun Vergessener Stamm oder nicht, sie sind Sith. Zweitens: Sie haben schon einmal versucht, uns aufs Kreuz zu legen.«

»Was sie so verrückt wirken lässt wie einen Rancor auf einem Tanzdeck«, meinte Lando. »Abeloth war fünfundzwanzigtausend Jahre lang in einem Schwarzen Loch eingesperrt wie in einem Gefängnis. Was für ein Irrer ist bloß auf die Idee gekommen, dass es eine gute Idee wäre, sie zu befreien?«

»Sie sind Sith«, erinnerte Jaina ihn. »Alles, was für sie zählt, ist Macht, und Abeloth besaß so viel Macht wie eine Nova Licht – bis Luke sie getötet hat.«

Lando runzelte nachdenklich die Stirn. »Und wenn sie verrückt genug sind zu glauben, sie könnten Abeloth mit sich nach Hause nehmen, sind sie vermutlich auch verrückt genug zu denken, sie könnten es mit dem Kerl aufnehmen, der sie umgebracht hat.«

»Exakt«, erwiderte Jaina. »Bis vor einigen Wochen wusste niemand auch nur, dass der Vergessene Stamm überhaupt existiert. Das hat sich geändert, doch sie sind immer noch bestrebt, so viel geheim zu halten, wie sie nur können.«

»Deshalb werden sie versuchen, Luke und Ben auszuschalten«, stimmte Lando zu. »Und uns ebenfalls – um den Deckel auf dem Topf zu halten.«

»Das ist auch meine Vermutung«, sagte Jaina. »Sith mögen Verstohlenheit, und um weiter im Verborgenen zu bleiben, müssen sie uns jetzt aufhalten. Sobald wir aus dem Schlund raus sind, müssen sie damit rechnen, dass wir uns Zugriff aufs HoloNet verschaffen und Bericht erstatten.«

Lando schaute auf und atmete frustriert aus. »Ich habe Luke gesagt,...