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Der Kuss des schwarzen Falters - Erotischer Roman

Stella Jacobi

 

Verlag Heyne, 2012

ISBN 9783641067298 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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7,99 EUR


 

1. Kapitel

Entsetzt starrte Xenia die Tür an, durch die Markus soeben verschwunden war. Er hatte erklärt, er werde nun seine Freunde holen. Andere Mitglieder dieses Clubs, denen er eine interessante Vorführung versprochen habe …

Bei diesem Gedanken zerrte Xenia panisch an den dünnen Seilen, mit denen er sie an der Wand festgebunden hatte. Eine vor der Mauer angebrachte dicke Holzplatte war, offenbar genau zu diesem Zweck, mit einer reichen Auswahl an Metallringen und -ösen versehen. Vollkommen nackt, mit gespreizten Armen und Beinen stand sie nun da und konnte sich nicht bewegen.

Allein bei dem Gedanken, dass irgendwelche fremden Menschen sie so sehen könnten, stieg ein Schrei in ihrer Kehle auf. Aber sie konnte nicht schreien, denn Markus hatte ihr einen Knebel in den Mund geschoben. Einen glatten Holzstab, an dessen Enden Bänder befestigt waren, die er an ihrem Hinterkopf verknotet hatte. Allerdings hätte Schreien ihr wahrscheinlich ohnehin nichts genützt. In diesem Club gehörten Schreie, ganz gleich ob aus Lust oder vor Schmerz, sicher zur Tagesordnung. Das war selbst Xenia klar, die noch nie an einem Ort wie diesem gewesen war.

Auf der Suche nach einem Ausweg huschten ihre Blicke durch den großen, fensterlosen Raum. Er wirkte wie ein Kerker mit rau verputzten Wänden und nacktem Betonboden. Außer der Holzwand mit den Metallhaken und -ringen, an die sie gefesselt war, gab es eine mit Leder bezogene Liege, an der zahlreiche Ledergurte angebracht waren. In der Ecke stand ein großer Schrank, aus dem Markus vorhin den Knebel und die Seile genommen hatte.

In einer anderen Ecke sah sie mehrere Stühle. Erst jetzt wurde Xenia klar, dass sie für Zuschauer bestimmt waren.

Außer der Tür, durch die sie hereingekommen waren, gab es noch eine zweite, die der anderen gegenüberlag. Xenia fragte sich, wohin sie führte. Wieder riss sie verzweifelt an ihren Fesseln. Als sie draußen auf dem Gang Stimmen und Gelächter hörte, erstarrte sie kurz und zerrte dann mit aller Kraft weiter.

Wie durch ein Wunder löste sich das Seil an ihrem linken Handgelenk. Markus war sich seiner Sache scheinbar so sicher gewesen, dass er sich keine besondere Mühe mit den Knoten gegeben hatte.

Mit bebenden Fingern knotete Xenia die Fessel an ihrer anderen Hand los. Die Stimmen kamen näher. Stumm bewegte sie ihre Lippen wie zu einem flehenden Gebet, für das ihr die Worte fehlten. Gleichzeitig fummelte sie verzweifelt an den Bändern herum, mit denen ihre Fußgelenke an zwei Eisenringe gebunden waren.

»Ihr werdet sehen, sie ist eine echte Jungfrau auf diesem Gebiet. Die Unschuld aus Berlin sozusagen.« Das war Markus’ Stimme direkt vor der Tür.

»Wie aufregend!«, gackerte eine Frau und kicherte schrill.

Xenia sah noch, wie die Türklinke heruntergedrückt wurde, dann war sie endlich frei und quetschte sich mit angehaltenem Atem hinter die massive Holzplatte, die mit einigem Abstand zur Wand angebracht war. An der Vorderseite befanden sich die Ringe und Haken für Fesselspiele, dahinter stand nun Xenia, zitternd vor Angst.

»Wo ist sie denn? Ich dachte, du hast sie schon vorbereitet.« Die Männerstimme klang enttäuscht.

»Sie muss hier sein. Ich habe von außen abgeschlossen.« Markus schien sich nur mühsam zu beherrschen. Natürlich war er wütend auf sie. Er wurde immer wütend, wenn es nicht nach seinen Wünschen ging.

»Und die zweite Tür, mein Lieber?« Das war wieder die Frau mit der schrillen Stimme.

»Sie hatte gar nicht genug Zeit, davonzulaufen. Immerhin war sie gefesselt.« Der Ton seiner Stimme machte ihr Angst, sodass Xenia in Schweiß ausbrach. »Nun hat sie jedenfalls eine harte Strafe zu erwarten.«

Die erwartungsvollen Zuschauer murmelten zustimmend.

Fast war Xenia froh über den Knebel zwischen ihren Zähnen, sonst wäre das Gurgeln in ihrer Kehle sicher als Schrei über ihre Lippen gekommen.

Als Markus sie sofort nach ihrer Ankunft in diesem kahlen Raum wortlos ausgezogen hatte, hatte sie natürlich gewusst, dass es um Sex ging. Aber nicht, um welche Art von Sex. Warum er sie an diesen Ort gebracht hatte, begriff sie erst, als er ihre Hände seitlich von ihrem Kopf an den an der Wand angebrachten Haken festband.

Da hatte sie begonnen, sich zu wehren. Nicht energisch genug, wie sie jetzt wusste, aber sie hatte nicht glauben können, dass er die Sache gegen ihren Willen durchziehen würde. Er hatte schon früher Fesselspiele mit ihr gemacht. Meistens war dabei ein unbehagliches Gefühl in ihr aufgestiegen, weil sie nie genau wusste, ob sie ihm vertrauen konnte. Manchmal hatte das Gefühl des Ausgeliefertseins sie aber auch gegen ihren Willen erregt. Der Gedanke jedoch, splitterfasernackt den Blicken wildfremder Menschen ausgesetzt zu sein, während Markus mit ihr machen konnte, was immer ihm in den Sinn kam, löste eisiges Entsetzen in ihr aus.

»Du musst keine Angst haben, Süße«, säuselte er am anderen Ende des Zimmers. »Es wird dir gefallen.«

Sie rührte sich nicht und lauschte mit angehaltenem Atem, wie er sich durch den Raum bewegte. Nun knarrte leise die Tür des großen Schranks, in dem sich Peitschen, Fesseln, Handschellen und andere Utensilien befanden. Ein Schauer durchlief Xenia. Sie spürte, wie ihre Knie noch stärker zu zittern begannen, und machte sich hinter der riesigen Holzplatte ganz klein. Dann bewegte sie sich ein winziges Stück nach rechts. Dabei zerschrammte der raue Putz der Wand ihren nackten Rücken.

Irgendwo in dem Zimmer klirrte es. »Wenn du nicht sofort gehorchst, werde ich dich sehr hart bestrafen müssen«, brüllte Markus und gab sich keine Mühe mehr, seinen Zorn zu verbergen.

Einige der Zuschauer klatschten, mehrere murmelten beifällig. Die grelle Frauenstimme rief: »O ja! Darauf freuen wir uns!«

Ein Schweißtropfen lief Xenia von der Stirn ins Auge. Es brannte höllisch. Sie blinzelte verzweifelt und wandte den Kopf zur Seite. Nur wenige Meter entfernt sah sie die zweite Tür, die aus dem Zimmer führte. Markus schien sich immer noch am anderen Ende des großen Raumes aufzuhalten, denn von dort hörte sie es erneut scheppern.

Mit einem Ruck schob sie sich hinter der Holzplatte hervor, ohne sich um die schmerzhaften Schrammen auf ihrem Rücken zu kümmern. Den Blick starr auf die Türklinke gerichtet, rannte sie los. Es waren nur wenige Schritte, doch während sie sie tat, stieg voll Panik der Gedanke in ihr auf, die Tür könnte abgeschlossen sein.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Markus’ dunkel gekleidete Gestalt sich quer durchs Zimmer rasch auf sie zubewegte. Sie streckte die Hand vor, erreichte mit den Fingerspitzen die Klinke, drückte sie herunter und stieß vor Erleichterung einen Schrei aus, den der Knebel in ihrem Mund erstickte.

Die Tür sprang auf, und sie rannte hinaus auf einen schmalen Gang. Hier war nichts von der schwülstigen Ausstattung der anderen Flure im Club zu bemerken, auf denen sie schwere Teppiche, seidenbespannte Wände und funkelnde Kronleuchter gesehen hatte.

Barfuß lief Xenia über eiskalte hellbraune Bodenfliesen. An den Betonwänden brannten nackte Glühlampen.

Hinter sich hörte sie Stimmen und Schritte. »Xenia!«, brüllte Markus. Seine Stimme hallte von der niedrigen Decke wider. Also hatte er ihre Verfolgung aufgenommen. Machten sich alle gemeinsam einen Spaß daraus, eine Hetzjagd auf sie zu veranstalten?

Atemlos rannte sie weiter. Als der Gang sich vor ihr teilte, lief sie, ohne zu zögern, nach links. Sie wusste nicht, ob dieser Weg nach draußen führte, aber sie durfte nicht zögern.

Am Ende des Ganges sah sie eine Eisentür, und Xenia verbot sich jeden Gedanken daran, dass diese Tür abgeschlossen sein könnte. Sollte es so sein, würde es keinen Ausweg für sie geben. Dann würde er sie zurückschleppen, wieder an die Wand fesseln und …

Die Schritte hinter ihr näherten sich unaufhaltsam. Endlich erreichte sie das Ende des Ganges. Unter ihrer schweißnassen Hand fühlte sich die Klinke wie ein Stück Eis an. – Sie ließ sich nicht herunterdrücken! Entsetzt warf Xenia sich gegen das massive grün gestrichene Eisen.

Unvermittelt gab die Tür nach, und Xenia landete mit den Knien schmerzhaft auf hartem Beton. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte sie sich hoch und lief über einen schwach beleuchteten, von einer hohen Mauer umgebenen Hinterhof. Der eisige Nachtwind trocknete den Angstschweiß auf ihrem nackten Körper.

Hektisch sah sie sich nach einem Versteck um. Auf dem Hof gab es nur ein paar Mülltonnen und einen kahlen Busch. Neben der Einfahrt parkte ein Lieferwagen. Die Tür zur Ladefläche stand offen.

Mit zitternden Beinen kletterte sie in den Wagen. Der Geruch von frisch gewaschener Wäsche stieg ihr in die Nase. Aus einem der offenen Container sah sie es weiß schimmern. Hastig zerrte sie ein großes Leinentuch von einem Stapel, schüttelte es auseinander, warf es sich über die Schultern und hielt es vor der Brust mit beiden Händen zusammen. Der Stoff reichte ihr bis zu den Knien.

Vom Haus hörte sie die lauten Stimmen ihrer Verfolger, die schon auf dem Hof angelangt waren. Sie überlegte nur einen winzigen Moment, dann sprang sie wieder aus dem Transporter. Natürlich würden Markus und seine Begleiter sie im Wagen suchen. Der Hof bot kein anderes Versteck.

In gebückter Haltung huschte sie durchs Tor hinaus auf die Straße. Aber Markus musste einen Schimmer des weißen Tuchs gesehen haben. »Xenia! Komm sofort hierher!«, hallte seine Stimme über den Hof.

Sie rannte wie blind den Bürgersteig entlang, spurtete durch den Lichtkreis einer Straßenlaterne und tauchte in den Schatten einer Nebenstraße ein.

»Xenia! Hör auf mit den Spielchen und komm endlich her!« Markus war ihr immer noch auf den Fersen!

Plötzlich durchfuhr sie ein...