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»Menschheitswissenschaft« als Erfahrung des Ortes - Erich Rothacker und die deutsche Kulturanthropologie

Frank Tremmel

 

Verlag Herbert Utz Verlag , 2009

ISBN 9783831608850 , 375 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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I. Auf der Suche nach der Philosophie der Geisteswissenschaften (Seite 21)

„Jedes Ansehen geht über in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Verknüpfen, und so kann man sagen, daß wir schon bei jedem aufmerksamen Blick in die Welt theoretisieren.“ Diese Bemerkung aus dem Vorwort zu Goethes Farbenlehre kann durchaus als Leitfaden durch das Werk Erich Rothackers betrachtet werden. Ihr entspricht Rothackers auf Anschauung orientierender, Bedeutungen umschreibender und nicht ausschließlich auf Begriffsrealisierung hin angelegter Denkstil. Wir können zwar davon ausgehen, dass sich begriffliche Zusammenhänge als unanschauliche Exaktheit entfalten, aber die eigentliche Grundlage einer kulturwissenschaftlichen Wirklichkeitsauffassung ist eine andere. Auch der Marburger Ethnologe und Kulturwissenschaftler Martin Scharfe hat neuerdings in seinen „Erkundungen über Kultur“ darauf hingewiesen, dass dieses methodologische Problem gerade in einer gewissen Entsprechung von Leben und Kultur begründet ist: „[S]o wie das Leben sich letztlich einer exakten begrifflichen Eingrenzung entzieht, ist auch Kultur, wenn man sie in vermeintlich immer und überall gültige Schemata pressen will, schon längst wieder durch die akademischen Finger geglitten.“ Bereits Jakob Grimm hatte in seiner Ansprache vor der Germanistenversammlung in Frankfurt am Main im Jahre 1846 die historisch-philologischen Wissenschaften als „ungenaue Wissenschaften“ bezeichnet. Diese Ungenauigkeit, die der Anschauung als menschlichem Basisphänomen methodologisch gerecht zu werden versucht, ist nun aber bei Rothacker gerade Zeichen eines strengen Denkens und gründet in der Vermutung, dass die Wirklichkeit selbst kein System darstellt und darum auch nicht exakt ist. Was hier angestrebt wird, entspricht vielmehr jener `zarten Empirie´, von der bereits Goethe annahm, dass sie sich auf eine Weise mit ihrem Gegenstand verbindet, die ihm nicht vorschreibt, was und wie er zu sein hat. Ein Denken, das sich bezüglich seiner Mitteilungsform eher dialogisch, poetisch und indirekt entfaltet.