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Die drei !!!, 19, Teuflisches Handy (drei Ausrufezeichen)

Henriette Wich

 

Verlag Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2012

ISBN 9783440133644 , 128 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

5,99 EUR


 

Eine geheimnisvolle E-Mail

 

 

Alle paar Meter auf dem Weg zum Präsidium drehte Marie sich um und musterte prüfend die Fußgänger auf dem Gehsteig hinter sich. So harmlos die meisten auch aussahen, irgendwie wurde Marie das Gefühl nicht los, dass sie verfolgt wurde. Automatisch beschleunigte sie ihre Schritte und umklammerte das Handy in ihrer Hosentasche. Seit sie das brandneue Teil mit Touchscreen, Internetzugang, GPS und diversen weiteren Extras von ihrem Vater zum Geburtstag bekommen hatte, hütete sie es wie einen wertvollen Schatz. Sogar ihr cooles Outfit, das sie heute trug, hätte Marie, ohne mit der Wimper zu zucken, gegen das Handy eingetauscht. Obwohl es wirklich schade drum gewesen wäre, denn das weiße Shirt mit den aufgestickten Muscheln und die meerblaue Jeans passten perfekt zum rosafarbenen Handy-Anhänger mit dem süßen Kristall-Seestern. Ihr Vater, der berühmte Fernsehkommissar Brockmeier aus der Vorabendserie Vorstadtwache, im richtigen Leben Helmut Grevenbroich, war wieder mal mehr als großzügig gewesen. Marie lächelte glücklich vor sich hin. Was würde sie nur ohne ihren tollen Vater machen?

Plötzlich hörte sie eilige Schritte hinter sich und zuckte zusammen. Da packte sie auch schon jemand unsanft an den Schultern.

»Lassen Sie mich sofort los!«, rief Marie. Blitzschnell drehte sie sich um und ballte ihre Fäuste. Wer der Angreifer auch immer war, Marie würde nicht zulassen, dass er ihr neues Handy klaute.

Kim prustete los. »Wie bist du denn heute drauf? Ich bin’s doch nur!«

Erleichtert ließ Marie ihre Fäuste sinken und grinste verlegen. »Entschuldige, ich dachte, du hast es auf mein neues Handy abgesehen.«

Ihre Freundin verdrehte die Augen. »Keine Angst, ich nehme es dir schon nicht weg, solange du es für unsere Ermittlungen zur Verfügung stellst.«

»Klar!«, sagte Marie.

Für den Club würde sie alles geben. Seit Marie mit Kim und Franzi die drei !!! gegründet hatte, war sie total im Detektivfieber. Inzwischen hatten die drei Freundinnen gemeinsam schon 18 Fälle gelöst, zwei davon sogar im Ausland: einmal in Paris und einmal an der Côte d’Azur. Dabei hatten sie bereits einigen Betrügern, Erpressern, Schmugglern und Entführern erfolgreich das Handwerk gelegt.

Kim hakte sich bei Marie unter und ging mit ihr die letzten Meter zum Polizeipräsidium. »Ich bin schon total gespannt auf den Detektiv-Workshop. Echt nett von Kommissar Peters, dass er uns den Gutschein geschenkt hat. Jetzt wird es aber auch höchste Zeit, dass wir ihn endlich einlösen!«

»Finde ich auch«, sagte Marie und musste wieder an ihren Vater denken. Er hatte ihnen den Kontakt zu seinem Freund Kommissar Peters vermittelt, und seither stand der Kommissar den drei !!! bei ihren Ermittlungen zur Seite. Bei einigen Fällen war dabei auch eine Belohnung für die Detektivinnen herausgesprungen, wie zum Beispiel dieser Gutschein.

»Da sind wir!«, rief Kim, als sie vor dem Haupteingang des Polizeipräsidiums standen. »Jetzt fehlt nur noch Franzi. Wo bleibt sie bloß?« Kim runzelte verärgert die Stirn und tippte auf das Ziffernblatt ihrer Armbanduhr.

»Sie kommt sicher gleich«, sagte Marie und musste grinsen.

Normalerweise war sie es, die zu spät kam und sich Kims Sticheleien anhören durfte. Kim war nicht umsonst der Kopf der drei !!!. Sie hatte gern alles im Griff, kannte sich super mit Computern und Technik aus und führte ein Detektivtagebuch, in dem sie alle Einzelheiten der Fälle akribisch festhielt.

Während Kim und Marie vor der Tür standen und auf Franzi warteten, drängelten sich einige Mädchen und Jungen an ihnen vorbei, die offenbar auch zum Detektiv-Workshop wollten.

Kim wurde von Minute zu Minute nervöser und stöhnte: »Ich hasse es, zu spät zu kommen!«

»Wir können ja schon mal reingehen«, schlug Marie vor.

In dem Moment sauste Franzi auf ihren Inlinern heran, machte zwei rasante Kurven um ihre Freundinnen herum und stoppte, indem sie Kim und Marie umarmte. »Sorry! Es ging leider nicht schneller. Ich musste meinem Vater in der Tierarztpraxis helfen.«

Kim lächelte schon wieder. »Ist ja gut, Hauptsache du bist jetzt da. Los, kommt, lasst uns reingehen.«

Zwei Minuten später betraten Kim, Franzi und Marie einen großen Konferenzraum im zweiten Stock. Sie waren die letzten. Alle anderen Teilnehmer saßen bereits im Stuhlkreis zusammen mit Kommissar Peters und seinem Mitarbeiter Polizeimeister Conrad.

Der Kommissar lächelte ihnen zu. »Schön, euch zu sehen! Wie geht es euch?«

»Sehr gut«, sagte Marie, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ. Kim und Franzi setzten sich links und rechts neben sie.

Da beugte sich ein blondes Mädchen zu ihnen herüber. »Sagt mal, seid ihr nicht die drei !!!? Die berühmten Detektivinnen?«

»Ja, genau!«, rief ein Junge. »Ich hab’ neulich einen Artikel in der Zeitung über euch gelesen. Ihr seid echt cool!«

»Danke«, sagte Franzi nur und lächelte. Kim winkte bescheiden ab.

Marie hätte nichts dagegen gehabt, schnell ein paar Autogramme für ihre Fans zu geben, aber sie verkniff es sich lieber, weil sie wusste, dass Kim und Franzi das nicht gewollt hätten. Im Grunde hatten sie ja recht. Die drei !!! scheuten das Rampenlicht und wollten auch in Zukunft so ungestört wie möglich ermitteln können.

Da räusperte sich Polizeimeister Conrad. »Ihr könnt später gerne weiterreden. Jetzt sollten wir anfangen, damit ihr so viel wie möglich lernt.«

Sofort verstummten alle und sahen die beiden Polizisten erwartungsvoll an.

»Unsere Kollegen haben als Erstes eine kleine typische Situation aus dem Polizeialltag für euch vorbereitet«, erzählte Kommissar Peters. »Seht gut zu, und prägt euch alle Details ganz genau ein. Ihr werdet sie noch brauchen.« Der Kommissar zog eine Trillerpfeife aus seiner Hemdtasche und blies kurz hinein.

Sofort ging die Tür auf, und mehrere Männer und Frauen in Zivil kamen herein. Einige trugen Einkaufstüten, andere Aktenkoffer oder Handtaschen. Die Personen liefen vor den Kindern auf und ab und taten so, als seien sie ganz normale Passanten auf der Straße. Ein paar unterhielten sich miteinander, andere stapften schweigend oder mit gesenktem Kopf dahin. Eine Frau schien besonders fröhlich zu sein. Sie schwenkte ihre Handtasche und pfiff dabei ein Lied. Plötzlich wurde die Tür ein zweites Mal aufgerissen. Ein schlanker junger Mann mit einer Bankräubermütze im Gesicht drängelte sich zu der Frau durch, riss ihr die Handtasche vom Arm, kehrte blitzschnell um und knallte die Tür hinter sich zu. Das Ganze hatte höchstens fünf Sekunden gedauert.

Ein Raunen ging durch den Raum. Kim, Franzi und Marie tauschten kurz einen Blick. Auch sie waren ziemlich geplättet von der Überraschungs-Aktion.

Polizeimeister Conrad lächelte. »Na, habt ihr gut aufgepasst? Jetzt seid ihr dran. Kommt bitte mit in den Nebenraum. Dort gibt es eine Gegenüberstellung. Hinter einer Glaswand werdet ihr mehrere Verdächtige sehen. Nur einer der Männer ist der Täter. Ihr sagt mir bitte, wer das ist und woran ihr ihn erkannt habt.«

Aufgeregt folgten die Teilnehmer dem Kommissar und Polizeimeister Conrad. Eine Gegenüberstellung war auch für die drei !!! etwas Neues. Sie versammelten sich vor der Glaswand und musterten konzentriert die zehn Verdächtigen.

Marie hatte erwartet, dass es für sie als geübte Detektivin eine leichte Aufgabe werden würde, aber da hatte sie sich getäuscht. Alle zehn Männer waren etwa gleich groß, schlank und trugen Bankräubermützen. Auch die Kleidung sah sehr ähnlich aus: schwarze Pullis, dunkle Stoffhosen und braune Halbschuhe. Marie stöhnte leise. Warum hatte sie bloß nicht besser aufgepasst?

»Na, wer hat einen Verdacht?«, fragte Kommissar Peters.

Betretenes Schweigen im Raum. Doch plötzlich schoss Kims Hand nach vorne. Zielsicher zeigte sie auf den zweiten Mann von links. »Der ist der Täter! Sein schwarzer Pulli hat keinen Rollkragen, und der rechte Schuh hat vorne an der Spitze ein kleines Loch.«

Polizeimeister Conrad pfiff anerkennend durch die Zähne. »Sehr gut, Kim! Du hast wirklich Adleraugen. Gratuliere! Verrätst du deinen …«

Der Rest seines Satzes ging in einer schwungvollen Sambamusik unter. Die elektronische Melodie wiederholte sich rasch und lief in der Endlosschleife. Marie wunderte sich, warum alle sie plötzlich anstarrten. Dann wurde es ihr klar. Hektisch griff Marie in ihre Hosentasche und holte ihr Handy heraus. Die Sambamusik spielte fröhlich weiter. Mit knallrotem Kopf beugte sich Marie über ihr Handy und brauchte ewig, bis sie den Anrufer endlich weggedrückt hatte.

Polizeimeister Conrad warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »’tschuldigung«, murmelte Marie. Dass ihr so was Peinliches ausgerechnet heute passieren musste!

Der Polizeimeister drehte sich wieder zu Kim um, und Marie atmete auf. Bevor sie das Handy zurück in ihre Hosentasche steckte, konnte sie es sich jedoch nicht verkneifen, wenigstens einen kurzen Blick aufs Display zu werfen. »Unbekannter Anrufer« stand da nur. Daneben waren zwei farbige Symbole, die Marie informierten, dass sie eine neue SMS und eine E-Mail bekommen hatte. Marie runzelte die Stirn. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Neugier zu zügeln. Seufzend schaltete sie das Handy aus und packte es weg.

 

»Langsam glaube ich echt, du bist...