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Pretty Little Liars - Unschuldig - Die Romanvorlage zur Kultserie 'Pretty Little Liars'

Sara Shepard

 

Verlag cbt Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641031350 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

WIE ALLES BEGANN
Dreh die Uhr ein paar Jahre zurück, und stell dir vor, es sind die Sommerferien zwischen der siebten und achten Klasse. Du bist vom Sonnenbaden an eurem mit Stein eingefassten Pool gebräunt, trägst deinen Juicy-Couture-Trainingsanzug (weißt du noch, wie angesagt die Dinger damals waren?) und träumst von deinem Schwarm, dem Typ aus der anderen Elite-Schule, deren Namen wir verschweigen, der in den Sommerferien bei Abercrombie & Fitch in der Mall Jeans zusammenlegt. Du isst gerade Coco Pops, wie du sie am liebsten magst – mit fettarmer Milch und schon ganz matschig. Dann fällt dir das Mädchengesicht auf dem Milchkarton auf. VERMISST. Sie ist hübsch – um einiges hübscher als du – und ihre Augen blicken frech und lebhaft. Du denkst: Hmm, vielleicht mag sie ihre Coco Pops auch am liebsten weich und matschig. Und den Abercrombie-Typen fände sie mit Sicherheit auch schnucklig. Du fragst dich, wie ein Mädchen, das so … ja, das so ist wie du, einfach verschwinden kann. Und eigentlich enden doch nur Mädchen, die an Misswahlen teilnehmen, auf Milchkartons.
Aber da hast du dich getäuscht.
Aria Montgomery vergrub ihr Gesicht im Rasen vor dem Haus ihrer besten Freundin Alison DiLaurentis. »Lecker«, murmelte sie.
»Wieso schnüffelst du am Rasen?«, rief Emily Fields hinter ihr und stieß mit ihrem langen, sommersprossigen Arm die Türe des Volvo-Kombis ihrer Mutter zu.
»Er riecht gut.« Aria strich ihr pink gesträhntes Haar zurück und sog tief die warme frühe Abendluft ein. »Nach Sommer.«
Emily winkte ihrer Mom zum Abschied zu und zog die No-Name-Jeans hoch, die tief auf ihren mageren Hüften saß. Emily nahm schon seit der Vorschule an Schwimmwettbewerben teil, und obwohl sie in ihrem Speedo-Einteiler fantastisch aussah, trug sie nie enge oder auch nur annähernd niedliche Klamotten wie all die anderen Mädchen in der Siebten. Emilys Eltern achteten nämlich streng darauf, dass sie ihre Persönlichkeit von innen heraus entwickelte (obwohl Emily ziemlich sicher war, dass es ihre Persönlichkeit nicht beflügelte, dass sie ihr IRISH-GIRLS-DO-IT-BETTER-Tanktop ganz hinten in ihrer Unterwäscheschublade verstecken musste).
»Mädels!« Alison tänzelte durch den Vorgarten auf sie zu. Ihr Haar war zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden und sie trug noch ihre Hockeyuniform von der Jahresabschlussparty der Mannschaft an diesem Nachmittag. Alison hatte es als einzige Siebtklässlerin in die Auswahlmannschaft der Schule geschafft und fuhr seitdem immer mit den älteren Mädchen der Rosewood-Day-Schule nach Hause, aus deren Jeeps Jay-Z dröhnte. Bevor Alison ausstieg, sprühten die Älteren sie mit Parfüm ein. Das maskierte den Gestank der Zigaretten, die sie auf der Fahrt geraucht hatten.
»Hab ich was verpasst?«, rief Spencer Hastings, zwängte sich durch einen Spalt in der Hecke um Alis Grundstück und rannte zu den anderen. Spencer wohnte nebenan. Sie warf ihren langen, glatten dunkelblonden Pferdeschwanz zurück und nahm einen tiefen Zug aus ihrer violetten Sigg-Flasche. Im Gegensatz zu Ali war Spencer im Herbst nicht in die Auswahlmannschaft aufgenommen worden und musste im Team der siebten Klasse spielen. Seit einem Jahr trainierte sie wie besessen Hockey, um ihre Chancen zu verbessern, und die Mädchen wussten ganz genau, dass sie bis zu ihrer Ankunft hinten im Garten Dribbeln geübt hatte. Spencer konnte nicht ertragen, wenn jemand etwas besser draufhatte als sie. Besonders nicht wenn dieser Jemand Alison war.
»Wartet auf mich!«
Sie drehten sich um. Hanna Marin kletterte aus dem Mercedes ihrer Mom. Sie stolperte über ihre Sporttasche und wedelte heftig mit ihren pummeligen Armen. Seit ihre Eltern sich im letzten Jahr hatten scheiden lassen, legte sie stetig an Gewicht zu und passte nicht mehr in ihre alten Klamotten. Ali verdrehte zwar bei Hannas Anblick die Augen, aber die anderen Mädchen taten so, als fiele es ihnen nicht auf. Wozu hat man schließlich beste Freun dinnen?
Alison, Aria, Spencer, Emily und Hanna hatten sich Anfang der Sechsten angefreundet, als ihre Eltern sie alle angemeldet hatten, samstagnachmittags als Freiwillige bei dem Wohltätigkeitsprogramm der Rosewood-Day-Privatschule mitzuarbeiten. Nun, fast alle, Spencer hatte sich wirklich freiwillig gemeldet. Dass Alison damals gewusst hatte, wer die vier anderen waren, war fraglich. Aber die vier wussten genau, wer Alison war. Sie war perfekt. Hübsch, witzig und clever. Beliebt. Alle Jungs träumten davon, Alison zu küssen, und alle Mädchen – sogar die älteren – träumten davon, so zu sein wie sie. Und als Alison zum ersten Mal über Arias Witze lachte, sich bei Emily nach dem Schwimmtraining erkundigte, Hanna ein Kompliment über ihre Hemdbluse machte und Spencers Handschrift als unvergleichlich ordentlich bezeichnete, da empfanden die Mädchen das unwillkürlich als … eine Art Auszeichnung. Vor Ali hatten sie sich gefühlt wie Oma-Jeans mit Bundfalten und hoher Taille: uncool und nur aus den falschen Gründen auffallend. Aber durch Ali fühlten sie sich wie die perfekt sitzenden Stella McCartneys, die sich kein Mensch leisten konnte.
Jetzt, mehr als ein Jahr später, am letzten Schultag der siebten Klasse, waren sie nicht nur die besten Freundinnen, sondern die Mädchenclique der Rosewood Day. Diesen Status hatte ihnen all das verschafft, was im vergangenen Jahr geschehen war. Jede gemeinsame Pyjamaparty, jeder Ausflug war ein neues Abenteuer gewesen. Sogar Schulstunden wurden spannend, wenn diese fünf zusammensteckten (der Tag, an dem sie den schwülstigen Liebesbrief des Star-Sportlers an seine Mathe-Nachhilfelehrerin über die schuleigene Lautsprecheranlage vorgelesen hatten, war in die Annalen der Rosewood Day eingegangen). Aber es gab auch Erlebnisse, die sie alle am liebsten vergessen hätten. Und ein Geheimnis, über das sie niemals wieder reden wollten. Ali sagte immer, Geheimnisse seien der Klebstoff, der ihr Fünfergespann bis in alle Ewigkeiten zusammenhalten würde. Falls das stimmte, waren sie wirklich Freunde fürs Leben.
»Bin ich froh, dass dieser Tag vorbei ist«, stöhnte Alison und schob Spencer sanft wieder durch den Spalt in der Hecke. »He, zu eurer Scheune.«
»Bin ich froh, dass die siebte Klasse vorbei ist«, sagte Aria, als sie ihren vier Freundinnen zu der in ein Gästehaus umgebauten Scheune folgte, in der Spencers Schwester Me lissa während ihrer letzten Highschool-Jahre gewohnt hatte. Glücklicherweise hatte Melissa gerade ihren Abschluss gemacht und würde den Sommer in Prag verbringen. Heute Abend hatten sie die Scheune ganz für sich allein.
Plötzlich hörten sie eine piepsige Stimme: »Alison! Hey, Alison! Hey, Spencer!«
Alison drehte den Kopf zur Straße. »Bin raus«, flüsterte sie.
»Bin raus«, sagten Spencer, Aria und Emily wie aus einem Mund.
Hanna runzelte die Stirn. »Mist.«
Dieses Spielchen hatte Alison von ihrem Bruder Jason geklaut, einem Zwölftklässler an der Rosewood Day. Jason und seine Freunde spielten es bei Gartenpartys der Privatschulen, wenn sie Mädels abcheckten. Wer als Letzter »Bin raus« sagte, musste sich den Abend lang um die hässliche Braut kümmern, während seine Freunde sich mit deren heißen Freundinnen vergnügten – und das bedeutete, man war genauso lahm und unattraktiv wie die Tussi. Alis »Bin raus«-Version spielten die Mädels immer dann, wenn sich in ihrer Nähe jemand aufhielt, der hässlich, uncool oder einfach nur vom Pech verfolgt war.
Diesmal galt ihr »Bin raus« Mona Vanderwaal – einer Nulpe aus der gleichen Straße, deren Lieblingsbeschäftigung es war, sich bei Spencer und Alison einzuschleimen – und ihren zwei freakigen Freundinnen Chassey Bledsoe und Phi Templeton. Chassey war die Tusnelda, die sich in den Computer der Schule gehackt und danach den Rektor über angemessene Sicherheitsmaßnahmen aufgeklärt hatte. Und Phi schleppte die ganze Zeit ein Jo-Jo mit sich herum, mehr brauchte man nicht zu sagen. Die drei standen in der Mitte der stillen Vorortstraße und starrten die Mädchen an. Mona hockte auf ihrem Roller, Chassey auf ihrem schwarzen Mountainbike und Phi stand neben ihnen – mit ihrem Jo-Jo natürlich.
»Wollt ihr zu mir rüberkommen und Fear Factor mit angucken?«, rief Mona.
»Geht leider nicht«, säuselte Alison. »Wir haben was vor.«
Chassey runzelte die Stirn. »Wollt ihr nicht sehen, wie sie lebende Käfer essen?«
»Bäh!«, flüsterte Spencer Aria zu, die daraufhin begann, wie ein Affe unsichtbare Läuse aus Hannas Haaren zu picken.
»Ja, schade.« Alison legte den Kopf in den Nacken. »Aber wir planen diese Pyjamaparty schon seit einer Ewigkeit. Nächstes Mal vielleicht?«
Mona senkte den Blick und starrte auf den Gehweg. »Hmm, klar.«
»Bis dann.« Alison drehte sich um und verdrehte die Augen. Die anderen Mädchen taten es ihr...