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Top Secret 4 - Der Auftrag

Robert Muchamore

 

Verlag cbt Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641031336 , 368 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Dreifach - Thriller
    Verschlungene Wege - Roman
    Verblendung - Roman
    Bartimäus - Die Pforte des Magiers
    Bartimäus - Das Amulett von Samarkand
    Bartimäus - Das Auge des Golem
    Mitten in der Nacht - Roman

     

     

 

 

3
Seit ihrem sechsten Lebensjahr hatte James’ Schwester Lauren sich die Haare schwarz färben wollen, aber ihre Mutter hatte es nicht erlaubt, egal, wie sehr Lauren auch bettelte. Nun war die Mutter schon zwei Jahre tot, und das Einzige, was Lauren bislang vom Färben abgehalten hatte, war der Gedanke, dass es respektlos gegenüber ihrer Mom gewesen wäre.
Letztendlich brauchte es handfeste Überzeugungsarbeit von Laurens bester Freundin Bethany Parker, die behauptete, aus Versehen schwarze Haarfarbe gekauft zu haben. Lauren war es zwar schleierhaft, wie man aus Versehen Haarfarbe kaufen konnte, und sie glaubte Bethany nicht den Bruchteil einer Sekunde, aber da die Farbe nun schon herumstand, direkt vor ihr auf dem Badezimmerregal, konnte sie nicht widerstehen.
Mit dem Ergebnis war Lauren ziemlich zufrieden, vor allem, als sie in ihr schwarzes Linkin-Park-T-Shirt und die zerrissenen Jeans geschlüpft war und sich die Haare verwuschelt hatte, um punkiger auszusehen. Restlos überzeugt aber war Lauren nicht, und wann immer sie an einer reflektierenden Oberfläche vorbeikam, betrachtete sie sich, so als würde der tausendste Blick eine wundersame Wahrheit enthüllen, die vorangegangene neunhundertneunundneunzig Blicke vor ihr verborgen hatten.
Als sie auf das Klassenzimmer für die Trainingsvorbereitung zusteuerte, war sie übelster Laune. In der letzten Schulstunde an diesem Nachmittag hatten sich vier Jungs zusammengetan, um sich die ganze Zeit über ihre Haare lustig zu machen. Es verletzte Lauren nicht sonderlich, da die vier zu der Sorte Idioten gehörten, die sich über alles lustig machten, was sie tat. Aber die Blödmänner hatten ihr fast eine Stunde vor der Nase gesessen und waren ihr schließlich echt auf die Nerven gegangen. Das Nervendste war, still zu sitzen und zu grinsen, egal was sie ihr an den Kopf warfen. Denn Lauren war klar, hätte sie sich nur ein klein wenig aufgeregt, wäre das die pure Ermunterung für die Jungs gewesen, es noch schlimmer zu treiben.
Sie trat durch die offene Tür in den Vorbereitungsraum und ging zu einem langen Tisch mit einem Plastikschild, auf dem »Team D« stand. Die Teams A bis C, jedes mit fünf Schülern, standen schwatzend um die anderen Tische. Team C wurde von James’ Freundin Kerry und deren bester Freundin Gabrielle gemeinsam angeführt, während Team A von James’ bestem Freund Kyle geleitet wurde.
Lauren setzte sich neben Bethany Parker. Ihnen gegenüber saß Jake, Bethanys kleiner Bruder, und Dana »Cheesy« Smith saß am Ende des Tisches, so weit wie möglich von allen anderen entfernt.
Jake war neun Jahre alt. Erst mit zehn würde er die Grundausbildung machen, aber bereits jetzt war alles, was er lernte, auf eine Karriere als CHERUB-Agent ausgerichtet. Zusätzlich zu den normalen Schulstunden hatte Jake täglich Unterricht in Karate und Judo und sprach fast fließend Spanisch und Französisch. Jetzt sollte er als jüngstes Mitglied von Team D einen Vorgeschmack auf das Outdoor-Training bei CHERUB bekommen.
Dana war vierzehn, eine richtige Kratzbürste und von CHERUB in einem australischen Kinderheim rekrutiert worden. Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt und die Arme über einer speckigen Bomberjacke gekreuzt. Dana war bereits seit vier Jahren ein CHERUB-Agent, aber obwohl ihre beeindruckende Kraft ihr zu zahlreichen Karate-Trophäen und dem dreimaligen Gewinn des jährlichen CHERUB-Triathlon verholfen hatte, waren ihre Leistungen bei Einsätzen unspektakulär, und sie trug immer noch ein graues T-Shirt.
Lauren lächelte sie kurz an. »Hallo Dana.«
»Hallo Boss«, gab Dana in ihrem australischen Akzent zurück, ohne ihren trotzigen Mir-doch-egal-wennmich-keiner-mag- Ausdruck zu ändern.
Lauren hatte festgestellt, dass es ein zweifelhaftes Vergnügen war, eine der Jüngsten auf dem Campus mit einem dunkelblauen T-Shirt zu sein. Einerseits war es cool, aber älteren Kindern gegenüber, die einen niedrigeren Rang hatten als sie, war es irgendwie unangenehm.
»Wo ist dein großer Bruder?«, erkundigte sich Dana.
»James wird es zur Besprechung nicht schaffen«, erklärte Lauren. »Ich muss Notizen für ihn machen. Er wird wohl gegen acht Uhr heute Abend zurück sein.«
»Deine Haare sehen lächerlich aus«, warf Jake ein.
»Nicht so lächerlich wie dein Gesicht in ein paar Minuten«, drohte ihm Lauren mit der Faust.
Jake schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Jetzt habe ich aber Angst!«
Lauren sah Bethany an und schüttelte den Kopf. »Jungs sind ja so dämlich.«
»Das musst du mir nicht sagen«, meinte Bethany und bedachte ihren Bruder mit einem vernichtenden Blick.
Im Klassenzimmer wurde es still, als der unbarmherzigste Trainer von CHERUB eintrat. Mr Large wurde von zwei Assistenten begleitet, Mr Pike und Mr Greaves. Die beiden jüngeren Männer passten genau in das Schema der CHERUB-Trainer: groß, fit, Ende zwanzig und mit der Statur von Schwergewichtsboxern. Greaves und Pike waren beide Ex-CHERUB-Agenten, die nach ihrer CHERUB-Zeit Karriere in militärischen Elite-Einheiten gemacht hatten.
Vor Mr Large hatten alle Angst, aber Lauren hatte am meisten Grund dazu. Mr Large war immer noch stinksauer auf sie, weil sie ihn einmal mit einem Spatenschlag in ein Schlammloch befördert hatte.
»Ruhe, ihr Flaschen!«, brüllte Mr Large, als er die Klassenzimmertür zuschlug.
Bethany neigte sich zu Lauren und flüsterte ihr ins Ohr: »Sein Schnurrbart ist gewachsen. Sieht aus, als hätte er sich eine Maus auf die Lippe geklebt.«
Die Vorstellung, dass sich Mr Large ein Nagetier ins Gesicht klebte, reizte Lauren zum Lachen. Sie konnte sich ein Kichern nicht verkneifen und prompt brüllte Large sie an.
»Was ist so lustig, junge Dame?«
»Nichts, Sir«, entgegnete Lauren und knirschte mit den Zähnen. Larges Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, war so ziemlich das Blödeste, was sie hatte tun können.
»Dann lachst du also über nichts? Was ist los? Bist du verrückt geworden? Steh auf, Mädchen! Jeder steht gerade, wenn er mit mir spricht.«
Lauren sprang auf.
»Wie ich sehe, trägst du bereits ein dunkelblaues T-Shirt«, zischte Mr Large, »und schwarze Haare, passend zu deiner kleinen schwarzen Seele. Ich denke immer noch an dich, Lauren Adams, jeden Morgen, wenn ich mit Schmerzen im Rücken aufstehe, da, wo du mich getroffen hast. Eigentlich sollte ich jetzt mit Mr Speaks und Miss Smoke in Norwegen sein und die Grundausbildung leiten. Aber mein Rücken hält mich hier fest und ich muss mir dein widerliches, pummeliges Gesicht ansehen. Du bist Abschaum, Adams. Was bist du?«
»Abschaum, Sir«, antwortete Lauren innerlich rasend und erinnerte sich an die qualvollen Stunden, die ihr Mr Large während der Grundausbildung bereitet hatte. Bei jedem anderen hätte es ihr leidgetan, ihn verletzt zu haben.
»Komm vor zur Tafel! Du kannst mir bei einer kleinen Demonstration helfen.«
Lauren stampfte missmutig zur Tafel, während sich Mr Large umsah. »Sind alle da?«
Nach einer kleinen Pause beantwortete er sich die Frage selbst. »Wo ist Abschaums großer Bruder?«
»Er ist heute früh zu einer Mission gerufen worden«, erklärte Bethany. »Aber er wird gegen acht zurück sein.«
»Na, das ist ja mal wieder perfekt«, tobte Mr Large und grollte Lauren an, als ob das ihre Schuld sei.
Lauren lehnte sich gegen die Tafel. Gabrielle und Kerry sahen sie mitleidig an und zuckten mit den Achseln, als wollten sie sagen: Da ist nichts zu machen.
»So, meine kleinen Sahneschnittchen«, begann Large. »Diese Übung soll euch die Erfahrung vermitteln, unter extrem hohem Druck als Team zu arbeiten. Für einige von euch ist es die erste Erfahrung mit einem Einsatztraining, die Älteren können hier ihre Fähigkeiten als Anführer und Teamleiter unter Beweis stellen.
Die Regeln sind folgende: Es gibt vier Teams zu je fünf Leuten. Jedes Team wird von einem erfahrenen Agenten mit mindestens einem dunkelblauen T-Shirt angeführt. Außerdem gehört zu jedem Team ein neunjähriges Kind mit einem roten T-Shirt, das einen Vorgeschmack auf das fortgeschrittene CHERUB-Training erhält. Jedes Teammitglied bekommt sechs Eier mit seinem Namen, das sind dreißig Eier pro Team. Diese Eier müsst ihr die ganze Zeit bei euch tragen.
Nach einer kurzen Fahrt zum SAS-Trainingscenter an der Straße werden die vier Teams um Punkt zwanzig Uhr heute Abend im Trainingsgebiet für den Straßenkampf abgesetzt. Gewonnen hat, wer zwölf Stunden später die größte Anzahl unbeschädigter Eier besitzt. Das ist exakt acht Uhr morgen früh. Um eurer Konzentration auf die Sprünge zu helfen, wird das Team mit den wenigsten Eiern sich einer extralangen kalten Dusche erfreuen dürfen, bevor es mich direkt im Anschluss auf...