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Bühne frei, Prinzessin

Meg Cabot

 

Verlag cbj Kinder- & Jugendbücher, 2009

ISBN 9783641030650 , 288 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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5,99 EUR


 

AEHS

An alle Teilnehmer des Englischkurses der Stufe 10 bei Ms Martinez


Hallo!
Erschreckt bitte nicht, weil ihr einen Brief von mir bekommt, bevor das neue Schuljahr überhaupt begonnen hat, aber da ich ganz neu als Lehrerin an der Albert-Einstein-Schule anfange, wollte ich mich euch gern vorstellen und die Gelegenheit wahrnehmen, auch etwas über euch zu erfahren. Ich heiße Karen Martinez und habe Anfang des Jahres mein Studium an der Universität Yale mit einem Magister in englischer Literatur abgeschlossen. In meiner Freizeit fahre ich gerne Inlineskates, mache Tae Bo, sehe mir die vielen schönen Sehenswürdigkeiten New Yorks an und lese (natürlich) viele Klassiker wie z.B. »Stolz und Vorurteil« von Jane Austen.
Ich hoffe, dass ich im kommenden Schuljahr Gelegenheit habe, euch alle kennen zu lernen. Ihr könnt mir dabei helfen, indem ihr zu unserer ersten Englischstunde ein kurzes Selbstporträt mitbringt und einen Probeaufsatz (nicht mehr als 500 Wörter), in dem ihr erzählt, was ihr in den Sommerferien gelernt habt. Ihr wisst ja: Selbst wenn die Schule während der Sommermonate geschlossen ist – im Leben lernt man immer etwas dazu!
Es tut mir Leid, dass ich euch schon vor Schulbeginn eine erste Hausaufgabe aufgebe, aber dadurch könnt ihr mir helfen, das Beste aus eurer schriftstellerischen Begabung herauszuholen – versprochen! Ich wünsche allen noch viel Spaß in den Ferien!
Herzliche Grüße,
K. Martinez
 
Ich finde, man merkt, dass Ms Martinez so eine richtige Vollblut-Lehrerin ist. Wobei es aber auch mal Zeit wurde, dass wir an der AES Lehrkräfte bekommen, die sich wirklich für ihre Schüler interessieren – Mr G natürlich ausgenommen.
Frank, meine ich.
Ms Martinez klingt echt nett, und das freut mich auch deshalb besonders, weil sie die neue Betreuungslehrerin der Schülerzeitung wird, bei der ich natürlich weiter mitmache. Ich hab das Gefühl, dass ich eine Menge von ihr lernen kann, auch weil wir viele gemeinsame Interessen haben (»Stolz und Vorurteil« fand ich zum Beispiel auch voll gut, vor allem in der neuen Verfilmung mit Colin Firth, und ich war auch schon mal Inlineskaten). Für mich als zukünftige Schriftstellerin ist es ja besonders wichtig, dass das Beste aus meiner Begabung herausgeholt wird, und ich hab irgendwie schon jetzt das deutliche Gefühl, dass Ms Martinez mein Mr Miyagi werden könnte. Das, was Mr Miyagi für Karate Kid gewesen ist, meine ich. Also, auf meine schriftstellerische Karriere bezogen. Nicht auf Karate.
Ich hab echt lang über diesem Aufsatz über die Sommerferien gebrütet, aber das Selbstporträt war auch nicht ohne. Ich konnte ja schlecht schreiben: »Hallo, ich heiße Prinzessin Amelia Mignonette Grimaldi Thermopolis Renaldo. Wahrscheinlich wissen Sie ja schon so einiges über mich aus den zwei Filmen, die über mein Leben gedreht worden sind.«
Wobei ich sagen muss, dass in beiden Verfilmungen mit den Fakten ganz schön großzügig umgegangen wurde – mit der Realität haben die nicht mehr viel zu tun. Ich fand es schon im ersten Film schlimm genug, dass Dad angeblich tot sein soll und dass die Frau, die Grandmère gespielt hat, supernett war. Aber der Hammer war ja wohl, dass ich im zweiten Film mit Michael Schluss gemacht habe! Als würde ich das tun! Wahrscheinlich wollten sie die Handlung irgendwie aufpeppen, dabei ist mein Leben auch ohne die Hilfe von Hollywood spannend genug.
Wenn schon Kino, dann identifiziere ich mich mehr mit diesem Aragorn aus »Die Rückkehr des Königs«. Wir beide haben die Krone eher gezwungenermaßen aufs Haupt gedrückt bekommen. Ich wäre viel lieber ein ganz normales Mädchen und keine Thronerbin, und ich glaube, Aragorn geht es auch so.
Was nicht heißen soll, dass ich das Land nicht liebe, über das ich eines Tages herrschen werde. Es ist nur ein bisschen langweilig, den größten Teil der Sommerferien bei seinem Vater und seiner Großmutter verbringen zu müssen, wenn man VIEL lieber bei seinem neugeborenen Bruder bleiben würde – ganz zu schweigen von seinem GELIEBTEN FREUND, der nach den Ferien an die Universität überwechselt.
Okay, das heißt in Michaels Fall zwar nicht, dass er wegzieht. Er bleibt nämlich hier in New York und studiert an der Columbia University. Aber die Universität liegt in einem Teil von Manhattan, wo ich normalerweise nie hinkomme, außer das eine Mal, als wir im »Silvia’s« Hähnchen und Waffeln essen waren.
Ich hab mein Selbstporträt für Ms Martinez letzte Woche geschrieben, als ich noch in Genovia war. Hoffentlich kann sie herauslesen, dass ich eine verwandte Seele und – genau wie sie – eine Freundin der Schreibkunst bin.
Offizielles Briefpapier von I. H.
Prinzessin Amelia Renaldo von Genovia

Mein Selbstporträt von Mia Thermopolis


Ich heiße Mia Thermopolis. Ich bin fünfzehn, Sternzeichen Stier und Kronprinzessin des Fürstentums Genovia (50 000 Einwohner). Meine Hobbys sind u. a.: mir von meiner Großmutter alles beibringen zu lassen, was eine Prinzessin wissen muss; Fernsehen; Essen gehen (oder Essen bestellen); Lesen; bei unserer Schülerzeitung Das Atom mitzuarbeiten und Gedichte schreiben. Mein Berufswunsch ist Schriftstellerin und/oder Rettungshundeführerin (um zum Beispiel Menschen aufzuspüren, die bei einem Erdbeben unter den Trümmern verschüttet wurden). Aber höchstwahrscheinlich muss ich mich damit abfinden, eines Tages Fürstin von Genovia zu werden.
 
Das war noch der einfache Teil der Hausaufgabe. Viel schwieriger war dieser Aufsatz über das, was ich während der Sommerferien gelernt hab. Was HAB ich denn gelernt? Den größten Teil des Junis hab ich Mom und Mr G geholfen, sich an den Alltag mit dem Baby zu gewöhnen – was für die beiden eine echte Herausforderung darstellte, weil unser Haushalt ja jahrelang nur aus Zweibeinern bestand (okay, mal abgesehen von meinem Kater Fat Louie). Und erst als mir klar wurde, dass sich unser neuestes Familienmitglied bald hauptsächlich krabbelnd fortbewegen wird – und zwar vielleicht ein ganzes Jahr lang oder sogar noch länger -, hab ich erkannt, in was für einer extrem Baby-UNSICHEREN Umgebung wir wohnen… was Mom und Mr G aber anscheinend nicht sonderlich beunruhigte.
Ich hab Michael gebeten, mir zu helfen, Baby-Schutzkappen auf alle Steckdosen zu stecken und sämtliche Schubladen in Bodennähe zu sichern – was Mom gar nicht so toll fand, weil sie jetzt nicht mehr mit einem Griff an ihre Salatschleuder kommt.
Aber eines Tages wird sie ihre Meinung noch ändern, wenn sie begreift, dass es nur meiner Umsicht zu verdanken ist, dass Rocky als Krabbelkind nicht in irgendwelche blutigen Salatschleuder-Unfälle verwickelt wurde.
Mal von der Kindersicherung des Lofts abgesehen, haben Michael und ich nicht viel gemacht. Wobei es natürlich unheimlich viele Dinge gibt, die ein schwer verliebtes Paar im Sommer in New York unternehmen kann: Ruderpartien auf dem See im Central Park; Kutschfahrten auf der Fifth Avenue; ins Museum gehen und ehrfürchtig all die großen Meisterwerke bewundern; Freiluft-Opern im Central Park anschauen; in einem der netten kleinen Straßencafés in Little Italy essen gehen usw. Aber all diese Aktivitäten gehen auf Dauer ganz schön ins Geld (wenn es nicht gerade Sachen sind, für die es Schüler- oder Studentenermäßigungen gibt). Na gut, die Opern im Central Park sind kostenlos, aber um einen Platz zu ergattern, muss man ungefähr um acht Uhr morgens zur Stelle sein, und diese komischen Opernfans sind alle ganz schöne Platzhirsche. Die werden richtig giftig, wenn man mit einer Ecke seiner Picknickdecke aus Versehen eine Ecke ihrer Picknickdecke berührt. Außerdem sterben in Opern am Ende immer alle und das finde ich genauso schlimm wie das mit den Picknickdecken.
Dass ich Prinzessin bin, heißt ja nicht automatisch, dass ich reich wäre. Mein Vater hält mich finanziell nämlich an einer absurd kurzen Leine und rückt wöchentlich gerade mal zwanzig Dollar Taschengeld raus. Er will damit verhindern, dass ich ein Partygirl werde (wie gewisse andere junge Millionenerbinnen, die ich hier aber nicht namentlich nennen will), wenn ich kein Geld für Latexminis und Heroin übrig hab.
Und Michael hatte zwar einen Ferienjob im Apple-Shop in SoHo, aber er spart sein ganzes Geld für Logic Pro 6 – das ist so ein Programm, mit dem man professionell Musik aufnehmen kann. Er will nämlich weiter Songs schreiben, obwohl seine Band Skinner Box momentan eine kreative Pause einlegt, weil die Bandmitglieder in alle Winde verstreut sind (sprich: in verschiedenen Unis oder Entzugskliniken). Außerdem braucht er ein Cinema HD Display – einen 23-Zoll-Flachbildschirm – für den Powermac G5, den er sich auch noch zulegen will. Zwar kriegt er bei Apple Mitarbeiterrabatt, aber trotzdem kosten die ganzen Sachen zusammen so viel wie der Segway Human Transporter. Das ist so ein supergeniales futuristisches Hightech-Rollfahrzeug, das ich mir schon unheimlich lang wünsche und das Dad mir einfach nicht kaufen will, egal wie sehr ich ihn anbettele.
Na ja, und romantische Kutschfahrten machen irgendwie nicht so viel Spaß, wenn außer dem geliebten Freund ein BODYGUARD neben einem sitzt.
Deshalb waren wir, wenn wir nicht gerade unsere Wohnung kleinkindsicher gemacht haben, meistens bei Michael zu Hause. Dort konnte Lars Sportkanal gucken oder sich mit den beiden Dr. Moscovitzens unterhalten (wenn sie nicht gerade ihre Patienten therapierten oder in ihrem Ferienhaus in Albany waren), während Michael und ich uns auf die wirklich wichtigen...