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Die Integration Ungarns in den europäischen Wirtschaftsraum - Eine Analyse der außenwirtschaftlichen Verflechtungen Ungarns

Peter Matthias Trick

 

Verlag Diplomica Verlag GmbH, 2009

ISBN 9783836627863 , 77 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz frei

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Kapitel 2.2.1 Bruttoinlandsprodukt

Der Zusammenbruch des Ostblocks Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre führte überall in den ehemaligen Bruderstaaten zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen. Völlig verkrustete, aufgeblähte und vor allem ineffiziente Wirtschaftsstrukturen, teils vollkommen veraltete Produktionsanlagen und kaum weltmarktfähige Produkte verlangten nach strikten und tiefgreifenden Reformen. Entsprechend entwickelte sich das wirtschaftliche Wachstum in Ungarn. 1990 fiel das reale BIP bereits um -3,5 Prozent, 1991 erreichte der Rückgang seinen Spitzenwert von -11,9 Prozent. Erst als die anfänglichen Reformen zu greifen begannen, verlangsamte sich der negative Wachstumstrend in den Folgejahren (-3,1 Prozent und -0,6 Prozent). 1994 wuchs das BIP real wieder um 2,9 Prozent.

1995 wurde von der damaligen ungarischen Regierung ein weiteres Sparpaket („Bokros-Paket“) beschlossen und mit umfangreichen Privatisierungen ehemaliger Staatsunternehmen begonnen. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wuchs das BIP erst moderat, ab 1997 bis 2000 dann mit jährlichen Raten von 4,2 – 5,2 Prozent. Erst im Jahr 2001 verlor das Wachstum im Zusammenhang mit der Konjunkturschwäche der Haupthandelspartner und der weltpolitischen Lage in Folge der Ereignisse des 11. September 2001 an Fahrt und erreichte „nur“ einen Wert von 3,8 Prozent. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Das reale Wachstum beträgt nach 3,3 Prozent im Jahr 2002, im I. Quartal 2003 geschätzte 2,7 Prozent.

Dabei ist Zentral Ungarn (Budapest und Umgebung) nicht nur das politische Zentrum Ungarns, sondern auch das wirtschaftliche. Die bevölkerungsreichste (ca. 28 Prozent), aber flächenmäßig kleinste Region (ca. 7 Prozent), beherbergt gut 43 Prozent der Unternehmen und erwirtschaftet 43 Prozent des BIP.

Betrachtet man die Entwicklung des BIP pro Kopf (nominal), so erhält man im Vergleich zur EU ein interessantes Bild. Während laut des Ungarischen Amtes für Statistik der Wert pro Kopf von 6.030 € im Jahr 1990 in Ungarn bis 2001 um 103,2 Prozent auf 12.250 € stieg, wuchs der entsprechende Wert innerhalb der EU im gleichen Zeitraum nur um 56,5 Prozent. Hier wird der Aufholprozess Ungarns gegenüber der EU seit der Wende deutlich.

2.2.2 Strukturwandel

Im Gegensatz zu anderen Ostblockstaaten hatte Ungarn aufgrund seiner wirtschaftlichen Geschichte („Gulaschkommunismus“) nicht nur einen gewissen Vorsprung, sondern auch Erfahrung mit der Liberalisierung der Plan-Kommando- Wirtschaft. Dennoch musste die weitgehend staatlich gelenkte Wirtschaft sich schnell in eine Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild wandeln. Das größte Problem waren die unrentablen Wirtschaftsstrukturen und Unternehmen. Aufgrund veralteter Produktionsanlagen und der geringeren Produktivität waren die meisten nicht überlebensfähig. Das 1991 in Kraft getretene Konkursgesetz wurde durchgreifend und drastisch angewandt und führte zur Insolvenz zahlreicher Unternehmen (17.000 Fälle bis 1993). Die ungarische Wirtschaftspolitik zog, angesichts der mangelnden weltwirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit der einheimischen Wirtschaft, diese drastische Situation mit all seinen Nachteilen einem teuren und langsamen Unternehmenssterben vor.

Betrachtet man die Wirtschaftssektoren Ungarns, so fällt auf, dass der Anteil der Landwirtschaft am BIP, welcher 1991 noch 8,9 Prozent betrug, bis zum Jahr 2000 auf 4,3 Prozent schrumpfte. Auch der Anteil der Industrie ging von 36,1 Prozent (1991) auf 31,3 Prozent im Jahr 2000 zurück. Der Dienstleistungsbereich in Ungarn konnte im gleichen Zeitraum hingegen deutlich von 55,0 Prozent auf 64,4 Prozent zulegen.

Als vorteilhaft für den Strukturwandel erwies sich das schnelle Verhandeln der EU mit den osteuropäischen Nachbarn. Bereits 1991 wurde ein Freihandelsabkommen mit der damaligen Tschechoslowakei, Polen und Ungarn geschlossen. Unionsstaaten sollte es möglich gemacht werden lohnintensive Produktionen verlagern zu können. Dadurch konnte nicht nur frisches Kapital in Form von Direktinvestitionen gewonnen, sondern auch neue Arbeitsplätze aufgebaut und weltmarktfähige Technologie importiert werden. Die 1995 in verstärktem Maße beginnende Privatisierung von Staatsunternehmen wurde zum größten Teil über ausländische Investoren abgewickelt. Zwar besitzt der ungarische Staat bei vielen Unternehmen noch eine Minderheitsbeteiligung, jedoch stieg dadurch der Anteil des privaten Sektors am Bruttoinlandsprodukt seit 1990 von ca.16 Prozent auf über 80 Prozent am Ende des Jahrzehnts.