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Zukunft (der) Weiterbildung - Vorschläge und Expertisen - Eine Aufsatzsammlung aus dem Innovationskreis Weiterbildung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

 

Verlag wbv Media, 1949

ISBN 9783763942312 , 196 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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Arbeitskreis I: Verknüpfung formalen und informellen Lernens (S. 9)

Gemessen am Bedeutungszuwachs, den das informelle Lernen inzwischen erfährt, wird den Strukturen der Anerkennung informell erworbener Kompetenzen in Bezug auf die eigene Bildungsbiographie und Beschäftigungsfähigkeit noch zu wenig Rechnung getragen. Als Qualifikationsnachweise gelten nach wie vor überwiegend Zeugnisse zu abgeschlossenen Bildungsgängen und Prüfungen und insofern fast ausschließlich formale Zertifizierungen.

Daneben gibt es aber in Deutschland verschiedene Ansätze zur Sichtbarmachung und Anerkennung der Ergebnisse informellen Lernens, es existiert also eine breite Ausgangsbasis zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine Anerkennungspraxis. Im Rahmen des Arbeitskreises wurde in diesem Zusammenhang auch über Kompetenzfeststellungsverfahren sowie über den Themenbereich Kompetenzmanagement in Betrieben diskutiert.

In seinen Empfehlungen hat der Innovationskreis Weiterbildung darauf verwiesen, dass über die Anrechnung und Anerkennung auch informell erworbener Kompetenzen neue Zielgruppen für das Lernen im Lebenslauf erreicht werden könnten. Hierfür sei es notwendig, die Anerkennungskultur von formalen, abschlussbezogenen Qualifikationen auf Kompetenzen hin auszurichten.

Dem Aufsatz von B. Geldermann, S. Seidel und E. Severing „Die bildungspolitischen Rahmenbedingungen einer Zertifizierung informellen Lernens in Deutschland – Ergebnisse einer Studie" liegt die These zugrunde, dass bestehende Zertifizierungssysteme sich gegenüber den Resultaten informeller Lernprozesse öffnen müssten. Neben der Betrachtung deutscher Instrumente und Anerkennungsmöglichkeiten wurden auch Ansätze und Erfolgsfaktoren anderer europäischer Länder ausgewertet.

Die Frage der Anerkennung impliziert gleichzeitig die Bewertung und Nutzung von Kompetenzen, die über Erfahrungswissen sowie selbstorganisiertes und informelles Wissen erworben wurden. D. Noeres, B. Overwien, S. Seidel und L. Wohlers haben in ihrer Studie Praktika und Soziale Arbeitsgelegenheiten als Lern- und Erfahrungs- umfeld analysiert.

Sie gehen in ihrem Aufsatz der Frage nach, inwiefern sich berufsund bildungsrelevante Kompetenzen, die im Praktikum oder bei Sozialen Arbeitsgelegenheiten erworben wurden, identifizieren und perspektivisch verwerten lassen. Hierzu haben sie eine explorative Untersuchung durchgeführt.

Die bildungspolitischen Rahmenbedingungen einer Zertifizierung informellen Lernens in Deutschland – Ergebnisse einer Studie

Brigitte Geldermann, Sabine Seidel, Eckart Severing

Zusammenfassung

Die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen in Deutschland


Gestiegene und veränderte Qualifikationsanforderungen in der Arbeitswelt haben veränderte Anforderungen an den Aufbau und Erhalt berufsrelevanter Kompetenzen zur Folge. Erfahrungswissen, selbstorganisiertes Lernen und informell erworbene Kompetenzen gewinnen an Bedeutung.

Das deutsche Zertifikats- und Anerken- nungswesen jedoch trägt diesem Wandel bisher wenig Rechnung. Zur Dokumentation beruflicher Kompetenzen führen in Deutschland fast ausschließlich der formelle Bildungsgang und dessen Zertifizierung. Qualifikationsnachweise beruhen weitgehend auf formalisierten Bildungsgängen und Prüfungen, haben jedoch angesichts sich schneller wandelnder Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt als Basis für die Personalauswahl von Unternehmen allein nur begrenzte Aussagekraft.

Für die formale Bildung stehen standardisierte Zertifikate zur Verfügung, die den Akteuren des Arbeitsmarktes bekannt und die ausreichend differenziert sind. Lernen, das sich unterhalb der formalisierten Bildung in offenen Kontexten vollzieht, wird hingegen in nur geringem Maße dokumentiert und sehr selten zertifiziert.

Wesentliche quantitative und qualitative Ressourcen des beruflichen Lernens werden daher nicht erschlossen: Die Ergebnisse informeller Lernprozesse bleiben intransparent und ihre Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt und in der betrieblichen Arbeitsteilung eingeschränkt.

Eine Infrastruktur für die Erfassung und Anerkennung informell erworbener Kompetenzen ist erst zu entwickeln. Eine Reihe von Initiativen und Projekten hat zwar bereits Verfahren zu eigenständigen Dokumentation und Zertifizierung informellen Lernens vorgelegt. Dennoch ist zu konstatieren, dass die bisherigen Verfahren nicht nachhaltig wirksam sind, insbesondere deshalb, weil ihnen noch der Bezug zu den auf dem Arbeitsmarkt etablierten Standards des formalen Bildungssystems fehlt.