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Die Tote auf dem Acker

Helmut Wördemann

 

Verlag Helmut Wördemann, 2006

ISBN woerdeman1001 , 192 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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9,95 EUR


 

Die Tote auf dem Acker (S. 1)

Weil er Angst hatte, jemanden zu töten, zögerte er, genoss den Gedanken, wagte aber nicht, ihn auszuführen, und zögerte weiter. Dieses Zögern kam ihm zugute. Er gewann Zeit, alles genau zu durchdenken. Sein Plan entstand gleichsam wellenförmig: Überwog die Angst, so sackte sein Mut, und er fühlte sich in eine Mulde abgleiten. Fühlte er sich fest und frisch, so ging es aufwärts mit ihm und seiner Rache. Die schwachen Stunden waren jedoch keine mutlos verlorene Zeit. Sie weckten sein Sicherheitsbedürfnis. Sie zwangen seine Gedanken auf den Tatort, auf die Tat und auf die Flucht, alles musste wohlüberlegt sein. Dieser Schwarze sollte ihn nicht in sein Verderben mit hinabziehen.

Seine goldblonde Monika hatte ihn wegen eines Negers verlassen, wegen eines Negers! Er war vorher nie ein Rassist gewesen, und er würde es auch nach dem Verbrechen nicht sein. Und wenn ihm so ein Afrikaner oder auch ein Chinese oder ein Indianer unsympathisch war, so lud er damit keine Schuld auf sich.

„Es ist die Angst vor dem Unbekannten“, sagte er sich, „in Europa, erst recht im Heimatland, kennt man sich, da weiß man, was man zu erwarten hat. Man sieht es den Leuten an ihren Bewegungen, vor allem am Mienenspiel an, ob sie ehrlich sind, ob sie gute oder bedrohliche Eigenschaften haben.

Man kann sich irren, das ist schon schlimm genug. Menschen anderer Rasse sind einem lange, lange so fremd, dass man noch mehr Irrtümer fürchtet. Sie sind nicht gefährlicher als die Frauen und Männer daheim, eigentlich nicht. Da man sie aber wegen ihrer Fremdheit nicht so leicht durchschaut, hält man sie für heimtückisch. Und wenn sie sich so verhalten wie die Einheimischen, so rechnet man ihnen ein Vergehen oder Verbrechen umso höher an, als man es ihnen zugetraut und dann endlich aus Vernunftgründen doch nicht mehr zugetraut hat.“ So dachte er. Als der Schwarzafrikaner ihm seine Geliebte genommen hatte, sah er ihn nur noch unter dem Gesichtspunkt des rücksichtslosen Eindringlings. Er konnte das Gefühl nicht ertragen, der Rivale sei vielleicht gütiger als er, ein besserer Mensch. Er hielt ja viel von der Monika, und wenn sie den Neger bevorzugte... Den Gedanken konnte er nicht bis zum Ergebnis denken. Der krümmte sich förmlich wie ein Feuerhaken zurück in seinen Leib und schürte die Glut seines Hasses.