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Die Lolita-Falle

Ferdinand von Stade

 

Verlag Club der Sinne, 2011

ISBN 9783955272272 , 55 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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0,99 EUR


 

(S. 5-6)

„Bitte, bitte, spring an.“
Sie entschied, dass ihr der Satz nun perfekt über die Lippen kam. Immer weiter beugte sie sich über den Motorblock ihres alten Citröen und betastete hilflos die Kabel. Ihr rot kariertes, viel zu großes Holzfällerhemd zierte bereits die ersten Öl- und Schmutzspuren. Sie trug es nur nachlässig geknöpft; bis zum Bauchnabel. Den Rest wollte sie bei den sommerlichen Temperaturen dieses Augusttages lüften oder bedecken, ganz nach Notwendigkeit.
„Mein liebes Auto, tu mir das nicht an“, flehte Wanda und rüttelte unbeholfen am leeren Behälter für die Scheibenwaschanlage. Schlängelnd übertrug sich die Bewegung durch den ganzen Oberkörper auf den Po, der in einer abgeschnittenen Jeans steckte, die knapp unter der Wölbung des Sitzmuskels endete. Lange braune Beine endeten als schlanke Fesseln in einer modisch gestöckelten Pantolette. Unzählige Riemchen und Fransen schmückten die Füße.
„Ohne dich weiß ich doch nicht weiter.“ Dabei streichelte sie ihr Fahrzeug zärtlich über den ölverschmierten Verteiler des Vergasers. Der überhitzte Motor ließ Wanda die Schweißperlen über die Haut rinnen. Unachtsam wischte sie sie fort und hinterließ dicke schwarze Streifen auf Wange und Busen. Die dunkel und weit geschminkten Augen waren verschmiert und wirkten noch trauriger. Dieselbe Stimmung, die Wanda ohnehin ausdrückte: Sie war verzweifelt.
Doch sie strahlte noch weitere Signale aus. Bei einem Mann wirkte der Anblick von Beinen und Po bei gleichzeitig vornüber gebeugtem Oberkörper seit Urzeiten direkt auf das limbische System. Er sah nur eines: eine begattungsbereite Frau, die ihre Scham darbot. Ob beim Beerenpflücken, Wasser schöpfen, Feuer machen oder demütigen Verbeugungen für den Gott der Fruchtbarkeit, das Signal kam an. Wobei der moderne Mann diese Reize zwar wahrzunehmen bereit ist, jedoch weiß, was sich gehört.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
Die Stimme hinter Wanda klang tief, ruhig, vertrauenswürdig. Trotzdem musste sie sich kurz sammeln. Ein Seufzer entfuhr ihr, als sie sich erhob. Gleichzeitig versuchte sie vergeblich, das stellenweise aus der Hose gerutschte Holzfällerhemd über die kurze Jeans zu streichen, um den Beinansatz zu bedecken. Sie wollte verschämt wirken. Eine Träne rollte ihr über die Wange, als sie ihm in die Augen blickte. In jedem aufrechten Mann mussten in diesem Augenblick Beschützerinstinkt und Ritterlichkeit erwachen. Diese Attribute erkannte Wanda auch in den Augen ihres Gegenübers, der mitfühlend die zierliche Frau mit langen und wild durcheinander hängenden Haaren vor sich betrachtete.
Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Seidenkrawatte. Die breiten Schultern und die durchtrainierte Statur ließen sich durch den edlen Stoff bereits erahnen.