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Star Wars? Darth Plagueis

Star Wars? Darth Plagueis

James Luceno

 

Verlag Blanvalet, 2012

ISBN 9783641077761 , 576 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

1. Kapitel

DIE UNTERWELT

Siebenundvierzig Standardjahre vor der grauenvollen Herrschaft von Imperator Palpatine war Bal’demnic nichts weiter als eine noch wenig entwickelte Randwelt im Auril-Sektor, von reptilienartigen Lebewesen bevölkert, die Fremden genauso wenig Toleranz entgegenbrachten wie einander. Jahrzehnte später sollte der Planet bei den galaktischen Ereignissen eine Rolle spielen, seinen eigenen Augenblick historischer Bekanntheit erringen, doch in jenen nachhaltig prägenden Jahren, die bereits das unausweichliche Abrutschen der Republik in Dekadenz und Chaos erahnen ließen, war Bal’demnic ausschließlich für Xenobiologen und Kartografen von Interesse. Möglicherweise wäre der Planet sogar Darth Plagueis’ Aufmerksamkeit entgangen, für den abgelegene Welten einen ganz besonderen Reiz besaßen, wenn sein Meister, Tenebrous, nicht eine Besonderheit auf dem Planeten entdeckt hätte.

»Darth Bane wüsste unsere Bemühungen zu schätzen«, erklärte der Sith-Meister seinem Schüler, als sie Seite an Seite in der Kristallhöhle standen, die sie quer durchs All hierhergeführt hatte.

Tenebrous, ein Bith, war so groß wie Plagueis und von nahezu leichenhaft hagerer Gestalt. Für menschliche Augen mochte er mit seinem gallengelben Teint genauso ausgezehrt wirken wie der blasse Muun, doch in Wahrheit erfreuten sich beide Männer bester Gesundheit. Obgleich sie sich auf Basic miteinander unterhielten, beherrschte jeder von ihnen die Muttersprache des anderen fließend.

»Darth Banes frühe Jahre«, sagte Plagueis durch seine Transpiratormaske. »Sieht so aus, als hätte er das Werk seiner Ahnen fortgesetzt.«

Hinter dem Visier seiner eigenen Maske zuckten Tenebrous’ runzlige Lippen vor Missfallen. Das Atemgerät wirkte viel zu winzig für seinen übergroßen, eingekerbten Schädel, und die Konvexität der Maske sorgte dafür, dass die flachen Scheiben seiner lidlosen Augen in seinem verhärmten Antlitz wie dicht beieinanderliegende Löcher wirkten. »Banes prägende Jahre«, korrigierte er.

Plagueis ließ den harmlosen Rüffel kommentarlos über sich ergehen. Er war schon so lange Tenebrous’ Schüler, wie ein Mensch im Durchschnitt lebte, und dennoch verzichtete Tenebrous nicht darauf, ihm seine Fehler vorzuhalten, wann immer er konnte.

»Was wäre angemessener für uns, um den Kreis zu schließen, als den prägenden Erfahrungen des Sith’ari nachzueifern?«, fuhr Tenebrous fort. »Wir verfangen uns in den Kett- und Schlussfäden des Gobelins, den er geschaffen hat, in seinem Abbild der Wirklichkeit.«

Plagueis behielt seine Gedanken für sich. Darth Bane, der seinem Namen alle Ehre gemacht* und die Sith neu definiert hatte, indem er ihre Zahl beschränkt und ihre Aktivitäten der Geheimhaltung unterworfen hatte, hatte als Junge in den Minen von Apatros Cortosis abgebaut, lange bevor er die Lehren der Dunklen Seite kennengelernt hatte. In den tausend Jahren seit seinem Tod war Bane zu so etwas wie einem Gott geworden – die Kräfte, die man ihm zusprach, waren legendär. Und tatsächlich gab es Plagueis’ Meinung nach kaum einen angemesseneren Ort für seine Schüler, um den Kreis zu schließen, als in vollkommener Dunkelheit, tief drunten in einer Klippe, die an die azurblaue Weite des Nordmeeres von Bal’demnic grenzte.

* Bane = Fluch, Verderben, Unheil; Anmerkung des Übersetzers

Die beiden Sith trugen Schutzanzüge, die sie vor der sengenden Hitze und der giftigen Atmosphäre bewahrten. Die Höhle wurde von Ansammlungen riesiger Kristalle schraffiert, die glühenden Lanzen ähnelten, die von einem Bühnenzauberer aus jedem Winkel in eine Trickkiste gerammt worden waren. Ein kürzlicher seismischer Vorfall hatte die Landmasse kippen lassen und das labyrinthartige Höhlensystem von mineralreichem Wasser geleert, doch die Magmakammer, in der die Fluten Jahrmillionen lang vor sich hin gesiedet hatten, erhitzte die feuchte Luft noch immer auf Temperaturen, die sogar über das hinausgingen, was Tenebrous und Plagueis ohne Hilfsmittel ertragen konnten. In der Nähe befand sich ein kleiner Minendroide, der die Aufgabe hatte, die Fortschritte einer Bergbausonde zu überwachen, die am Grunde eines tiefen Schachts eine Probe von einer reichen Cortosis-Erzader nahm. Manche bezeichneten Cortosis als sagenumwobenes Metall – teilweise, weil es so selten vorkam, vor allem jedoch aufgrund seiner spezifischen Eigenschaft, die Effektivität eines Jedi-Lichtschwerts zu verringern. Aus diesem Grund hatte der Jedi-Orden gewaltige Anstrengungen unternommen, um den Abbau und die Weiterverarbeitung dieses Erzes einzuschränken. Auch wenn das Cortosis den Orden nicht ins Verderben stürzen würde, war es dennoch ein Ärgernis für die Jedi, eine Kampfansage an den Ruf ihrer Waffen, die als Furcht einflößend und unbezwingbar galten.

Es war Tenebrous’ Verdienst, dass die Sith vor den Jedi von den ergiebigen Cortosis-Adern auf Bal’demnic erfahren hatten, die dank eines Abkommens mit dem Republikanischen Senat das Vorrecht auf sämtliche Entdeckungen dieser Art hatten, ebenso wie auf adeganische Kristalle und machtsensitive Kinder aller Spezies. Allerdings waren Tenebrous und die Generationen von Sith-Meistern, die ihm vorausgingen, sehr darauf bedacht gewesen, geheime Daten zu sammeln, die ihnen ein weitläufiges Netzwerk von Informanten verschafften, von dem der Senat und die Jedi nichts ahnten, darunter auch Bergbau-Gutachterteams und Waffenfabrikanten.

»Ausgehend von den Daten, die ich empfange«, meldete sich der Droide zu Wort, »können zweiundachtzig Prozent des Erzes für waffentaugliche Cortosis-Ummantelungen aufbereitet werden.«

Plagueis sah Tenebrous an, der ihm ein zufriedenes Nicken schenkte. »Diese Prozentzahl entspricht dem, was zu erwarten mir gesagt wurde.«

»Von wem, Meister?«

»Nicht von Belang«, sagte Tenebrous.

Überall in dem überhitzten Tunnel lagen abgebrochene Bohrerspitzen, leere Atemtanks und verstopfte Filtermasken, alles von dem Forschungstrupp zurückgelassen, der den Schacht vor mehreren Standardmonaten in den Boden getrieben hatte. Aus dem breiten Mund des Schachts drangen die sich wiederholenden Geräusche der hydraulischen Bohrhämmer des Sondierungsdroiden – Plagueis war überzeugt, dass sie wie Musik für Tenebrous’ Hörorgane klangen. »Wollt Ihr mir nichts über Eure Pläne für diese Entdeckung erzählen?«

»Alles zu seiner Zeit, Darth Plagueis.« Tenebrous wandte sich von ihm ab, um das Wort an den Minendroiden zu richten. »Instruiere die Sonde, die Beschaffenheit der Nebenader zu bestimmen.«

Plagueis studierte den am flachen Kopf des Droiden angebrachten Bildschirm, der eine Karte der Bewegungen der Sonde sowie eine grafische Analyse seiner Tiefenscans zeigte, die problemlos bis zum oberen Rand der Magmakammer reichten.

»Die Sonde führt eine Analyse durch«, brachte der Minendroide sie auf den neuesten Stand.

Während die stampfenden Laute der hydraulischen Bohrhämmer der Sonde in der Kristallhöhle widerhallten, ging Tenebrous um den Schacht herum, bloß um abrupt stehen zu bleiben, als das Bohren unvermittelt abbrach. »Warum hat die Sonde aufgehört?«, fragte er, bevor Plagueis ihm zuvorkommen konnte.

Die Antwort des Droiden kam prompt. »Die Em-Zwo-Einheit informiert mich darüber, dass sie direkt unter dem neu gebohrten Loch auf eine Gasblase gestoßen ist.« Der Droide hielt inne und fügte dann hinzu: »Es tut mir leid zu berichten, meine Herren, dass es sich bei diesem Gas um eine leicht brennbare Lethan-Variante handelt. Die Em-Zwo-Einheit hat errechnet, dass die Wärme, die ihre hydraulischen Bohrhämmer produzieren, eine Explosion von signifikanten Ausmaßen auslösen wird.«

Argwohn schlich sich in Tenebrous’ Stimme. »Im ursprünglichen Bericht war keine Rede von Lethan.«

Der Droide schwenkte herum, um ihn anzusehen. »Davon ist mir nichts bekannt, Sir. Allerdings ist die Em-Zwo-Einheit diesbezüglich überaus beharrlich. Darüber hinaus bestätigt meine eigene Programmierung die Tatsache, dass es nicht ungewöhnlich ist, in unmittelbarer Nähe von Cortosis-Erz auf Lethan-Einlagerungen zu stoßen.«

»Befehl der Sonde, um die Lethan-Blase herum zu bohren«, sagte Plagueis.

»Die Em-Zwo-Einheit empfiehlt exakt dieses Vorgehen, Sir. Soll ich sie anweisen fortzufahren?«

Plagueis sah Tenebrous an, der nickte.

»Sag der Sonde, sie soll weitermachen«, erklärte Plagueis. Als das Gehämmer wieder einsetzte, richtete er den Blick auf den Bildschirm, um den Fortschritt der Sonde im Auge zu behalten. »Sag der Sonde, sie soll stoppen«, verkündete er, kaum dass ein paar Sekunden verstrichen waren.

»Was ist los?«, fragte Tenebrous vorpreschend.

Plagueis deutete auf den Schirm. »Die Karte weist in dem Bereich, in dem die Sonde gräbt, auf eine noch massivere Lethan-Konzentration hin.«

»Das ist korrekt, Sir«, sagte der Droide mit etwas, das Bestürzung gleichkam. »Ich werde die Einheit anweisen, sämtliche Aktivitäten einzustellen.«

Dennoch ging das Hämmern weiter.

»Droide«, schnappte Plagueis. »Hat die Sonde deinen Befehl bestätigt?«

»Nein, Sir. Der Em-Zwo reagiert nicht.«

Tenebrous versteifte sich und schaffte es gerade noch zu vermeiden, sich den Kopf an einem der massigen Kristalle in der Höhle anzuschlagen. »Ist die Sonde noch in Reichweite?«

»Ja, Sir.«

»Dann führ eine Kommunikationsdiagnose durch.«

»Das habe ich, Sir, und alle Systeme arbeiten normal. Die Unfähigkeit der Einheit zu reagieren …« Der Droide...