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Ein gefährliches Geschenk - Roman

Nora Roberts, J.D. Robb

 

Verlag Limes, 2010

ISBN 9783641038328 , 512 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

  • Dreifach - Thriller
    Der Hauch des Bösen - Roman
    Einladung zum Mord - Roman
    Mörderspiele - Drei Fälle für Eve Dallas
    Der Rächer - Roman
    Liebesnacht mit einem Mörder - Roman
    Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - Schicksalhalfte Fantasy mit starker Heldin
    Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin
  • So soll er sterben - Inspector Rebus 15 - Kriminalroman

     

     

     

     

     

     

     

     

 

 

2
An der ersten ging er vorüber, ohne stehen zu bleiben. Die zahlreichen Hogs und Harleys vor der Tür wiesen sie als Biker-Bar aus. Das war bestimmt nicht der Ort, an dem die Einheimischen sich bei einem Glas Bier austauschten.
Auch die zweite identifizierte er nach weniger als zwei Minuten als Studentenkneipe, in der seltsame alternative Musik ertönte. Zwei ernst blickende Typen spielten Schach in einer Ecke, während die meisten anderen die üblichen Balzrituale vollführten.
Bei der dritten jedoch traf er genau ins Schwarze.
Artie’s war eine Kneipe, in die man vielleicht seine Frau, jedoch nie seine Geliebte mitnehmen würde. Dort traf man sich mit Freunden oder trank auch nur ein schnelles Bier auf dem Nachhauseweg.
Max hätte wetten können, dass neunzig Prozent der Gäste einander mit Namen kannten. Wahrscheinlich waren viele sogar miteinander verwandt.
Er stellte sich an die Theke, bestellte ein Beck’s vom Fass und sah sich um. Leise Hintergrundmusik, Snacks in Plastikkörbchen, ein großer Schwarzer am Zapfhahn und zwei Kellnerinnen, die an den Tischen bedienten.
Die eine erinnerte ihn an die Bibliothekarin in seiner High School. Sie hatte offenbar schon alles gesehen im Leben, aber nichts hatte ihr gefallen. Sie war klein, Ende vierzig und hatte breite Hüften. In ihren Augen lag ein Ausdruck, der ihn warnte, dass sie Frechheiten nicht duldete.
Die zweite war Anfang zwanzig und der kokette Typ. Sie zeigte ihren hübschen Körper in einem engen schwarzen Pullover und Jeans, die wie angegossen saßen. Ständig warf sie ihre Haare zurück – eine Masse blonder Locken, die dringend einmal gestutzt werden mussten.
So wie sie an den Tischen stehen blieb und mit den Gästen plauderte, war sie sicher eine erstklassige Informationsquelle, die ihr Wissen gerne weitergab.
Max ließ sich Zeit und schenkte ihr dann ein gewinnendes Lächeln, als sie an der Bar eine Bestellung aufgab. »Viel zu tun heute Abend.«
Sie erwiderte sein Lächeln genauso gewinnend. »Ist nicht so schlimm.« Einladend wandte sie ihm ihren Oberkörper zu. »Woher kommen Sie?«
»Ich reise viel. Geschäftlich.«
»Sie hören sich so an, als kämen Sie aus dem Süden.«
»Erraten. Ich komme aus Savannah, war aber eine Weile nicht zu Hause.« Er streckte seine Hand aus. »Max.«
»Hi, Max. Angie. Was für ein Geschäft führt Sie nach Gap?«
»Versicherungen.«
Ihr Onkel war Versicherungsagent, doch er wirkte auf einem Barhocker bei weitem nicht so attraktiv. Ein Meter neunzig, das meiste davon Beine und gut gebaut, wenn sie sich ein Urteil erlauben konnte. Und Angie fand, sie konnte andere verdammt gut beurteilen.
Er hatte dichte braune Haare, die durch die Feuchtigkeit in Wellen um sein schmales, scharf geschnittenes Gesicht lagen. Seine braunen Augen blickten freundlich, aber es lag auch etwas Gefährliches darin. Er wirkte ein wenig verträumt und bedächtig, und der leicht überstehende Eckzahn ließ sein Lächeln einen Tick unvollkommen erscheinen.
Sie mochte Männer, die ein bisschen gefährlich und nicht ganz vollkommen waren.
»Versicherungen? Was Sie nicht sagen!«
»Eigentlich geht es dabei doch nur ums Zocken, oder?« Er schob sich eine Salzbrezel in den Mund und strahlte sie an. »Die meisten Leute spielen gern. Genauso, wie sie gern glauben, dass sie ewig leben würden.« Er trank einen Schluck Bier und beobachtete, wie sie auf seine linke Hand blickte. Wahrscheinlich suchte sie nach dem Ehering. »Aber das tun sie nicht. Ich habe gehört, dass gerade heute früh irgend so ein armer Kerl auf der Main Street überfahren worden ist.«
»Market«, verbesserte sie ihn, und er blickte sie fragend an. »Es ist heute früh auf der Market Street passiert. Er ist der armen Missy Leager direkt vors Auto gelaufen. Sie ist völlig durch den Wind.«
»Das ist ja auch übel. Klingt nicht so, als sei es ihre Schuld gewesen.«
»Nein, war es auch nicht. Viele Leute haben den Unfall gesehen, und sie hätte ihn nicht vermeiden können. Er ist ihr direkt ins Auto gelaufen.«
»Schlimm. Wahrscheinlich kannte sie ihn auch noch, die Stadt ist schließlich klein.«
»Nein, niemand kannte ihn. Ich habe gehört, er war kurz vorher im Remember When – ich arbeite dort halbe Tage. Wir verkaufen Antiquitäten, Sammlerobjekte und so etwas. Er wollte sich wahrscheinlich nur ein bisschen umschauen. Schrecklich. Einfach schrecklich.«
»Ja, das ist es. Waren Sie dabei, als es passierte?«
»Nein. Ich habe heute Morgen nicht gearbeitet.« Sie schwieg, als müsse sie sich überlegen, ob sie froh oder traurig darüber war. »Ich weiß sowieso nicht, warum so viele Leute unterwegs waren, es hat heftig geregnet. Vermutlich hat er das Auto einfach nicht gesehen.«
»Pech.«
»Das würde ich auch sagen.«
»Angie, wartest du darauf, dass sich die Getränke von alleine servieren?«
Das kam von der Bibliothekarin. Angie verdrehte die Augen. »Ich nehme sie schon.« Sie zwinkerte Max zu, als sie ihr Tablett aufnahm. »Sehen wir uns noch?«
»Bestimmt.«
Als er wieder in sein Hotelzimmer zurückwanderte, hatte er sich einen guten Überblick über Willys Bewegungen verschafft. Er hatte am Abend zuvor gegen zehn im Motel eingecheckt und im Voraus bar für drei Übernachtungen bezahlt. Zurückgezahlt werden konnte ihm jetzt nichts mehr. Am nächsten Morgen hatte er im Coffee Shop alleine gefrühstückt, war dann mit dem Mietwagen in die Market Street gefahren und hatte zwei Blocks nördlich vom Remember When geparkt.
Da Max bis jetzt keine Hinweise darauf hatte, dass er noch in irgendeinem anderen Geschäft in der Gegend gewesen war, hatte er offensichtlich aus Vorsicht so weit vom Laden entfernt geparkt. Oder er war paranoid.
Aber da er jetzt tot war, war es wohl eher aus Vorsicht geschehen.
Bloß – was hatte Willy in einem Antiquitätenladen in Angel’s Gap gewollt? Er hatte Spuren hinterlassen, jedoch alles getan, um sie zu verwischen.
War der Laden ein Treffpunkt? Ein Briefkasten?
Max fuhr den Computer hoch und klickte sich durch die Homepage der Stadt, bis er den Laden gefunden hatte. Remember When. Antiquitäten, Schmuck, Sammlerstücke. An- und Verkauf.
Er schrieb sich den Namen des Geschäfts auf einen Block und fügte hinzu: HEHLER?, wobei er die Frage zweimal umrandete.
Er las die Öffnungszeiten, Telefon- und Faxnummern, E-Mail-Adresse und den Satz, dass die Waren weltweit verschickt wurden.
Dann las er den Namen der Eigentümerin.
Laine Tavish.
Sie stand nicht auf seiner Liste, aber er überprüfte sie trotzdem noch einmal. Keine Laine, stellte er fest, niemand namens Tavish. Aber es gab eine Elaine O’Hara. Big Jacks einzige Tochter.
Max schürzte die Lippen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sie müsste jetzt … achtundzwanzig, neunundzwanzig sein. Wäre es nicht interessant, wenn Big Jack O’Haras kleines Mädchen in die Fußstapfen ihres diebischen Vaters getreten wäre, ihren Namen geändert und sich in dieses hübsche Bergstädtchen eingeschlichen hätte?
Das war ein Puzzleteil, dachte Max, das passen könnte.
Nach vier Jahren in Angel’s Gap wusste Laine ganz genau, was sie erwartete, als sie am nächsten Morgen den Laden aufschloss. Zuerst würde Jenny eintrudeln – nur eine Winzigkeit zu spät -, mit frischen Doughnuts. Da sie im sechsten Monat schwanger war, bekam sie alle zwanzig Minuten Heißhunger auf irgendetwas, das vor Zucker und Fett nur so strotzte. Laine kniff vorsichtshalber schon ein Auge zu, wenn sie sich auf ihre Badezimmerwaage stellte.
Zu den Doughnuts gehörte eine Thermoskanne mit Kräutertee, nach dem Jenny seit Beginn der Schwangerschaft süchtig war. Und dann würde sie alle Einzelheiten des gestrigen Unfalls wissen wollen. Sie war zwar mit dem Polizeichef verheiratet, aber das hielt sie nicht davon ab, sich auch von Laine auf dem Laufenden halten zu lassen.
Punkt zehn würden die Neugierigen in den Laden strömen. Manche, dachte Laine, während sie Wechselgeld in die Kasse legte, würden so tun, als wollten sie nur ein wenig stöbern, andere jedoch würden sich nicht die Mühe machen, ihre Klatschsucht zu verbergen.
Und sie würde alles noch einmal durchstehen müssen. Wieder müsste sie lügen oder zumindest so tun, als hätte sie den Mann, der sich Jasper Peterson nannte, noch nie im Leben gesehen.
Sie musste schon lange eine Maske tragen, um den Tag zu überstehen. Manchmal deprimierte es sie, wie einfach es war.
Sie war gerade fertig mit den Vorbereitungen, als Jenny hereinstürmte – fünf Minuten zu spät.
Jenny hatte ein Gesicht wie ein mutwilliger Engel. Es war rund und weich, mit hellem, rosigem Teint, und ihre klugen braunen Augen waren leicht mandelförmig geschnitten. Ihre...