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Jedes Kind ist ein Geschenk - Mein Leben als Mutter von 34 Kindern

Elisabeth Stenmans

 

Verlag Irisiana, 2010

ISBN 9783641044114 , 224 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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13,99 EUR


 

Stationen meines Lebens (S. 9-10)

Von der Fantasie zur Wirklichkeit Warum ich mein Leben schon mit 12 Jahren radikal änderte, wie ich meine Umgebung schockierte. Wie bestimmte Gegebenheiten mich geprägt und welche entscheidenden Erlebnisse zu meiner Berufung und den späteren Adoptionen geführt haben.

Als Sechsjährige schwärmte ich für unseren Klassenlehrer. Mittags ging er den Schulweg mit mir zusammen, weil er ganz in unserer Nähe wohnte. Diese Begleitung machte mich ganz glücklich, denn ich war von ihm begeistert. Für mich war er einfach vollkommen. Er wusste alles, konnte alles, für ihn wollte ich lernen und die Klassenbeste sein. Immer wieder gab es Situationen, in denen die Schwärmerei für meinen Klassenlehrer neue Nahrung bekam.

Dass ich deshalb bereits als Sechsjährige den Entschluss gefasst hatte, später einmal Lehrerin zu werden, lag auf der Hand und ebenso, dass ich schon damals jede Arbeit mit Kindern für wertvoll hielt. Als ich sieben war, wurden Mutter und Vater meine Vorbilder. Immer wieder wollte ich hören, wie sich meine Mutter im Krieg verhalten hat. Andächtig lauschte ich den bekannten Erzählungen. Sie hatte vor ihrem Englischstudium in jungen Jahren ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. Dies war für sie nicht einfach gewesen, aber sie hatte sich stets gesagt, dass sie mit ihrem Durchhaltevermögen alles schaffen würde. Ihr Leitsatz war: »Ich will!

Dies Wort ist mächtig, spricht’s einer ernst und still. Die Sterne reißt vom Himmel das eine Wort: Ich will!« Dieser Einstellung gemäß hatte sie die verwahrlosten Kinder einer stadtbekannten Familie nacheinander in den Luftschutzkeller getragen. Andere hatten sich geweigert, das zu tun. Sie erzählte mir von den Kleidern, die sie den bedürftigen Kindern gegeben hat, damit daraus etwas zum Anziehen für sie geschneidert werden konnte. Sie berichtete, dass sie auf die Kinder ihrer Schwester aufgepasst hatte, auch wenn sie lieber gespielt hätte. Sie stellte ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um anderen zu helfen.

Ich bewunderte meine Mutter dafür, denn mir waren meine eigenen Wünsche noch wichtig. Hilfsbereit und willensstark wie meine Mutter wollte ich später einmal sein! Auch die Geschichten meines Vaters beeindruckten mich tief, dass er nicht schießen wollte, weggelaufen ist vor dem Krieg. Ich bewunderte ihn, weil er sich anders verhielt als die vielen Mitläufer. Mir war es noch wichtig, mich einzuordnen und nicht aufzufallen. So klug wie mein Vater wollte ich später auch einmal werden. Vor allem wollte ich mutig sein!  ,Meine Mutter staunte immer wieder neu über ihre Achtjährige, die stets einen Pulk von Schulfreunden um sich hatte.

Für mich hingegen war es selbstverständlich, dass ich meine Kindergruppe zu begeistern verstand. Ich hatte viele kreative Ideen, die von den anderen aufgegriffen wurden. Am liebsten suchte ich mit den Kindern innerhalb unseres Betriebsgeländes jene Orte auf, wo es Abfälle vom Sägen, Fräsen, Schweißen, Drehen gab. Daraus bauten wir dann Kunstobjekte, utopische Gerätschaften, Maschinen, Fahrzeuge und vieles mehr. Dass wir oft verjagt wurden, weil die Spielorte für Kinder zu gefährlich waren, störte mich nicht. Ich wartete stets auf eine günstige Gelegenheit, um zurückzukehren, und gab nie auf. ,