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Die Mächte der Zukunft - Gewinner und Verlierer in der Welt von morgen

Helmut Schmidt

 

Verlag Goldmann, 2010

ISBN 9783641043940 , 240 Seiten

Format ePUB

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7,99 EUR

  • Die Enden der Welt
    Illuminati
    So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! - Tagebuch einer Krebserkrankung
    Helmut Kohl - Die Biographie
    Die Tore der Welt - Roman
    Verblendung - Roman

     

     

     

 

 

Unterschiedliche Perspektiven (S. 17-18)

Im Jahre 1900 haben viele Menschen mit Optimismus auf das neue Jahrhundert geblickt. Zu ihnen zählten die große Mehrheit der Amerikaner und die meisten Europäer - einschließlich der Arbeiterbewegung und der Sozialisten. Aber wer hätte die beiden Weltkriege vorhergesehen, Aufstieg und Fall des sowjetischen Imperiums oder die Auflösung der Kolonialreiche?

Wer hätte erwartet, daß die Zahl der gleichzeitig lebenden Menschen sich im Laufe dieses neuen Jahrhunderts vervierfachen würde? Wer hätte das nahezu gleichzeitige Ende des Osmanischen Reiches und des Kaisertums in China, Rußland, Deutschland und Österreich vorausgesehen? Ein Europäer, der heute auf das bevorstehende 21.Jahrhundert blickt, kann wenigstens einige der kommenden Prozesse erkennen.

Aber auch wer das erste Viertel des 21. Jahrhunderts einigermaßen überschaut, ist vor Überraschungen keineswegs sicher. Insgesamt sind die Erwartungen der meisten Europäer heute von etwas weniger Optimismus und von etwas mehr Skepsis geprägt als vor einhundert Jahren, die Mehrheit der Amerikaner hingegen ist immer noch sehr optimistisch. Meist bestimmen Ängste oder Hoffnungen die Prognosen, rationale Zukunftserwartungen sind die Ausnahme.

Gleichwohl ist die heutige Ausgangslage in einigen Punkten ziemlich deutlich. In Afrika unterscheidet sich die Situation prinzipiell kaum von den Zuständen, die dort schon vor einem Vierteljahrhundert zu beobachten waren. Alle Staaten Afrikas sind Entwicklungsländer. In großen Teilen Schwarzafrikas haben die ökonomischen und sozialen Nöte aber geradezu zerstörerischen Charakter. In einigen Regionen und Staaten kommt es infolgedessen immer wieder zu Bürgerkriegen, sie sind zum Teil durch Stammesfeindschaften oder ethnische Gegensätze, zum Teil durch religiöse Gegensätze zusätzlich motiviert. Somalia, Sudan, Ruanda, Kongo oder Liberia sind jüngste Beispiele.

Der Arabisch sprechende Norden des Kontinents steht etwas besser da, aber die Probleme der Übervölkerung betreffen auch Ägypten und die Städte Algeriens. Insgesamt erscheint Afrika als ein von großen Sorgen geplagter Erdteil. Gefahren, die weltpolitische Konsequenzen nach sich ziehen könnten, scheinen von dort jedoch nicht auszugehen. In Lateinamerika sieht es zwar besser, aber doch ähnlich aus. In vielen Regionen und Städten herrschen Armut und Hunger. Weil die Einwohnerzahlen überall schnell wachsen, wächst auch die Zahl der Armen. In vielen Staaten führen wirtschaftliche, soziale und Verschuldungsprobleme von Zeit zu Zeit zu politischer Unruhe und zu Umstürzen

. Die Probleme Lateinamerikas werden allerdings ebensowenig wie die Probleme Afrikas Auswirkungen auf andere Teile der Welt haben. Asien bietet ein höchst uneinheitliches Bild. Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur und Israel haben ein hohes technologisches Niveau erreicht und erfreuen sich eines hohen Lebensstandards. Die große Mehrzahl der asiatischen Staaten gehört hingegen zu den Entwicklungsländern, so auch die russische Landmasse Sibiriens.