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Locke greift an

Ulli Potofski

 

Verlag cbj Kinder- & Jugendbücher, 2010

ISBN 9783641043728 , 192 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR


 

10 (S. 83-84)

Plötzlich war der 21. April in Sicht, der Start für die EM-Vorbereitung in Barsinghausen bei Hannover. Sandra Schubert hatte ihren Sohn Montag früh zum Hauptbahnhof Gelsenkirchen gebracht, von dort ging es weiter mit dem ICE und am Zielort wollte ihn der DFB vom Zug abholen lassen. Um halb elf war Locke mit seiner schweren Sporttasche in Hannover ausgestiegen und knapp dreißig Sekunden später war schon ein Mitarbeiter der Sportschule bei ihm, nahm ihm - gegen seinen Willen - die Tasche ab und schleppte das schwere Teil zu einem Kleinbus. In dem Bus saßen bereits einige andere Jungs der U15-Auswahl und unter großem Hallo fuhr die Truppe zur Sportschule. Die Spieler trafen sich zur Vorbereitung auf das letzte Spiel vor der Europameisterschaft. Es sollte am kommenden Sonntag gegen die Weltklasse-Jugend aus Argentinien hier in Hannover stattfinden. Nach dem Spiel dann, wenige Tage später, wollte man sich in Berlin einfinden.

Am 4. Mai um drei Uhr nämlich war es so weit: Im Olympiastadion von Berlin stieg das Eröffnungsspiel gegen die Türkei! Allen war die Anspannung anzumerken. Stettler bemühte sich zwar, besonders locker bei seiner Begrüßungsrede zu wirken, aber es gelang ihm nicht wirklich. Nach der Zimmerverteilung - Locke und Erik wohnten wieder zusammen - und einem anschließenden medizinischen Rundumcheck aller Spieler ging Stettler dann in die »Vollen«. »Jetzt beginnt die Operation Europameisterschaft«, klang seine Stimme über den Platz. »Die Argentinier werden uns am Sonntag alles abverlangen. Wie ihr wisst, sind hier im Augenblick noch fünfundzwanzig Spieler versammelt und von dreien werden wir uns trennen müssen.

Unser Kader bei der EM darf nur zweiundzwanzig Spieler umfassen. Also, strengt euch an, meine Herren.« Da war sie wieder, seine Redensart, und er schloss an: »Einen Freibrief hat keiner.« Ein lauter Pfiff erklang und die erste Trainingseinheit begann. Zum Kummer vieler Spieler wurde nach dem Warmlaufen aber nicht das Leder über den Rasen bewegt, sondern mit einem dicken Medizinball gearbeitet. Der wog stolze fünf Kilogramm. Kondition war die Devise!»Das ist schlimmer hier als bei Felix Magath«, keuchte Locke. »Ist Stettler jetzt auch unter die Schleifer gegangen?«

Die Spieler mussten unter anderem mit dem schweren Gerät etwa zwei Dutzend Meter weit sprinten und es dann, fast wie beim Basketball, in einen hoch aufgehängten Behälter werfen. Bei manch einem der U15-Junioren wirkte das sehr unbeholfen. Olli Bott, der Torwart Nummer drei, vom KSC, erlaubte sich die Frage: »Wofür soll das denn gut sein?« »Frag mal den Olli Kahn«, antwortete Stettler barsch, »der wird dir schon die richtige Antwort geben. Übrigens hat er auch beim Karlsruher SC angefangen.« Bott röchelte extralaut. »Ich weiß, ich weiß. Gleich nach dem Training werde ich ihn anrufen …« Dann ging es unverändert weiter mit den konditionellen Übungen. Im Mittelpunkt nach wie vor: das Fünf-Kilo-Teil.

Als Stettler die Schinderei endlich abbrach, fand Erik noch die Kraft zu einer witzigen Bemerkung: »Das Grauen hat einen Namen - Medizinball!« Alle, die den Spruch mitbekamen, klatschten Beifall, auch Stettler konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Abgesehen von solcher Einlage aber blieb der Nachmittag eine ernste Angelegenheit. Diese ganze Einheit wurde zu einer echten Qual für die Fußballer, denn Stettler und sein Trainerstab verzichteten auch weiterhin komplett auf den Einsatz eines Fußballs an diesem trüben Apriltag.