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Spätantike Arztinschriften als Spiegel des Einflusses des Christentums auf die Medizin. Göttinger Forum für Altertumswissenschaft Beih.20 - Diss.

Christian Flügel

 

Verlag Edition Ruprecht, 2006

ISBN 9783897442580 , 410 Seiten

Format PDF

Kopierschutz Wasserzeichen

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69,00 EUR


 

Religiöse Überzeugungen und Ärzteschulen (S. 209-210)

Die Präferenz einzelner Medizinschulen christlicher Ärzte


Angesichts der Tatsache, dass es in der römisch-hellenistischen Antike mehrere unterschiedliche Ärzteschulen gibt, die jeweils auf einem anderen Welt- und Menschenbild beruhen, ist die Fragestellung interessant, inwiefern das Christentum mit seiner spezifischen anthropologischen und soteriologischen Konzeption in diese Pluralität hineinwirkt. Im Hinblick auf die bewusste Abgrenzung des Christentums und insbesondere des Christus-medicus- Motivs vom asklepischen Heilkult liegt die Vermutung nahe, dass das Christentum den „wissenschaftlich-rationalen“ Schulen positiver gegenüber steht als der Medizin der Asklepieia. Dörnemann nimmt eine wohlwollende Haltung der Kirchenväter zugunsten der hippokratischen Medizin wahr: „Einflüsse der dogmatisch/ logischen Schule und der Methodiker sind zu spüren.“ Insgesamt urteilt er: „Es dürfte allerdings schwer sein, eine bestimmte Schule festzustellen“.

Eine pragmatische Vereinbarkeit der christlichen Lehre und der hippokratischen Medizin wird in der vorliegenden Arbeit bereits mehrfach festgestellt. Nutton vertritt z.B. die These, dass beide Systeme einander ergänzen, etwa in dem Sinne, dass das körperlich- leibliche Konzept der hellenistischen Medizin um die christliche Nächstenliebe ergänzt wird – oder andersherum formuliert, dass sich die christliche Ethik der hellenistischen Medizin als Werkzeug bedient: „the Hippocratic physician was easily turned to a model of Christian medical charity. … The medicine of Galen and the medicine of Christianity were largely complementary.”

Dörnemann ergänzt einen weiteren Grund, weshalb insbesondere die Theologen der alexandrinischen Schule der Medizin insgesamt positiv gegenüberstehen: „Die Medizin zählte in den Zeiten der Kirchenväter zu den anerkannten Wissenschaften, auch wenn sie nicht unbedingt zu den ‚artes liberales’ gerechnet wurde.“ Diese Anerkennung als vernünftige und rational verantwortbare Wissenschaft erstreben die alexandrinischen Kirchenväter eben auch für die christliche Theologie. Brox beschreibt das Vorgehen der alexandrinischen Schule wie folgt: „Christliche Theologie hat sich hier in philosophisch-wissenschaftlichen Denkformen artikuliert, um den Wissenschafts-Kriterien der Epoche zu genügen und für den Gebildeten diskutabel und annehmbar zu sein.“ Schulze vermerkt ergänzend über die Beziehung der Medizin zu den „Artes liberales“, jenen Wissenschafts- und Kunstdisziplinen also, die in der Antike umfassende Allgemeinbildung ausmachen: „Zwar ist sie letztlich in der Tat nicht in den verbindlichen Kanon der Artes liberales aufgenommen worden, aber kein anderes Fach darf eine größere Nähe zu diesem Kanon beanspruchen als eben die Medizin .“

Auf nichttheologischem Gebiet existiert ebenfalls eine alexandrinische Schule: „Auch die medizinische Schule der Empiriker, die sich am Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts formierte, hatte ihren Hauptsitz in Alexandria. Die Ärzte dieser außerordentlich theoriefeindlichen Schule lehnten sich eng an die Philosophie der Skeptiker an und wiesen ätiologische Forschungen als medizinphilosophische Spekulation ebenso zurück wie medizinwissenschaftliche Experimente.“, charakterisiert Eckart diese Ärztegruppe .