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Loverboys 72: 12 spitze Lanzen - Der schwule Artus-Roman

Tilman Janus

 

Verlag Bruno-Books, 2012

ISBN 9783867874885 , 208 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

7,99 EUR


 

Artus gürtet Calibore um, sein Schwert,

das sehr lang und breit ist.

Vor drei Monaten begann mein eigentliches Leben. Ich stand im Weinheimer Hauptbahnhof und wartete auf den Mann, den Miller mir angekündigt hatte. Der Zug aus Frankfurt fuhr ein. Unter all den Durchschnittsmenschen stieg ein zierlicher junger Mann aus, der mir das Blut schlagartig in den Schwanz trieb. Seine Bewegungen waren geschmeidig, das Gesicht ein erregendes Versprechen. Er hatte dunkle, mandelförmige Augen und eine hellbronzefarbene Haut, seine Lippen sahen voll und weich aus. Unter seinen leichten Bluejeans zeichnete sich eine jungenhafte Männlichkeit ab, nicht riesig, aber auch nicht zu übersehen. Das Unglaublichste war sein Haar – langes, offenes, schwarzes Haar, das dicht und glänzend bis zu den schmalen Hüften hinabfiel. Noch niemals hatte ich so schönes Haar gesehen.

Ohne mich eines Blickes zu würdigen, schritt der junge Krieger an mir vorbei. Ich starrte ihm nach. War er das? Miller hatte von einem älteren Indianer gesprochen – und dieser Junge war höchstens sechzehn!

Er ging hinaus auf den Vorplatz. Ich hastete hinterher und legte ihm von hinten eine Hand auf die Schulter. Durch das weiche Wildleder der Jacke fühlte ich seinen warmen, lebendigen Körper. Ein Stromkreis schien sich zu schließen.

Der Junge zuckte heftig zusammen. Blitzartig fuhr er herum. Das lange Haar glitt wie eine fliehende Schlange über meine Hand. Mein Schwanz schwoll noch mehr an und wuchs mir unter der engen Hose bis an den Gürtel hinauf.

»Mister Dark Cloud? Ich bin Jack ... Jack Canyon!«, brachte ich stotternd auf Englisch heraus. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit einem Wildfremden umgehen sollte, der etwa halb so alt war wie ich und mich durch seinen Anblick fast zum Orgasmus brachte.

Normalerweise habe ich mehr Selbstbewusstsein! Bei aller Bescheidenheit weiß ich, dass ich ganz gut aussehe. Ich bin einen Meter achtzig groß, schlank und sportlich und ging damals in schlichtes Schwarz gekleidet, Jeans, Hemd und Lederjacke. Mein schwarzes Haar reicht mir im Nacken bis über den Hemdkragen, wie es jetzt Mode ist. Die stattliche Nase und das kräftige Kinn gleichen meine etwas zu weichen Wangen aus, und meine dunkelbraunen Augen mit den dichten Wimpern sollen zusammen mit meinem Lächeln entwaffnend charmant sein, wie einer meiner Lover mal bemerkte. Ich lächelte also.

»Nehmen Sie Ihre Gäste immer gefangen?«, entgegnete der Junge scharf und taxierte mich mit kriegerisch funkelnden Augen.

Das Lächeln schien nicht zu wirken! Ich merkte, dass sein Blick verächtlich meinen dicken Hammer in den Jeans streifte, und wollte den Saum meines Lederblousons tiefer ziehen. Da wurde mir erst bewusst, dass ich seine Schulter immer noch mit eisernem Griff festhielt. Verlegen ließ ich los.

»Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht erschrecken!«

»Sie haben mich nicht erschreckt!« Das war natürlich gelogen! »Ich heiße Wolf Maine. Mein Onkel Dark Cloud konnte nicht kommen.«

Er war also der Experte! Ich vergaß alle Höflichkeitsfloskeln, die sich gehören, wenn ein Geschäftspartner eigens aus Amerika anreist. Mein Blick verlor sich in den dunklen Mandelaugen. Es gab etwas darin, neben der Verachtung, das mich fast um den Verstand brachte.

»Wir fahren am besten zuerst zum Drachenstein«, murmelte ich. Ich schloss die Beifahrertür meines schwarzen BMW auf, verstaute Wolfs lederne Gepäcktasche und sah gebannt zu, wie er mit einer fließenden Bewegung einstieg und dabei sein langes Haar über die Schultern warf.

Ich chauffierte den Schönen durch Weinheim, meine deutsche Wahlheimat. Von der Müllheimer Talstraße bog ich links in die sich aufwärts windende Straße Am Drachenstein ein. Die Serpentinen enden in einer stark ansteigenden, dicht von Buchen und Tannen gesäumten Waldstraße, die nach einer Haarnadelkurve weiter in den Bergwald hinaufführt. Direkt an dieser Kehre liegt die Einfahrt zu Schloss Drachenstein.

Der Name war eine Idee des Vorbesitzers, und mir gefiel er. Das sogenannte Schloss ist ein rund dreißig Meter langes, mit Natursteinen verblendetes Haus, das mit seiner weinberankten Fassade schlicht, romantisch und trutzig zugleich wirkt, ein bisschen wie ein altenglischer Landsitz. Im Erdgeschoss nimmt ein riesiges, bodentiefes Sprossenfenster die Hälfte der Vorderfront ein, das Obergeschoss wird durch schmalere Sprossenfenster gegliedert. An der Nordseite erhebt sich ein mächtiger Kaminschornstein. Vom Tor aus führt ein kiesbestreuter Fahrweg zum Eingang und weiter zu den Garagen und Ställen. Das Gebäude liegt hübsch in hügelige Wiesenflächen und kleine Gehölzgruppen eingebettet. Dahinter steigen die Hänge des Odenwalds an und setzen sich über die flache Kuppe des Taubenberges bis zum steilen, burgbekrönten Wachenberg fort.

An dem Tag – es war der 1. Mai 1970, ein Freitag – hatte ich noch keine Ahnung, welche Freuden und Dramen mir in dieser Idylle bevorstanden.

Ich parkte den BMW auf dem Kiesweg und schloss die Eingangstür auf. Mein Schwanz tat inzwischen weh in den engen Jeans, aber ich konnte im Augenblick nichts dagegen tun. Meine Erektionen gehen so gut wie nie von alleine weg. Es ist, als hätte ich einen eingebauten Cockring...

Gleich die erste Tür im Flur führt zu meinem Büro. Dort am Fenster, das zur Waldstraße geht, steht ein wuchtiger Schreibtisch, der immer mit Papieren und Briefen zugeschüttet ist. Außerdem gibt es einen kleinen, runden Tisch mit vier Stühlen, voll gestopfte Bücherregale und in der Ecke ein Waschbecken mit Spiegel.

Wolf stand mitten im Raum und sah auf die Bücher. Ich trat leise hinter ihn. Von seiner Nähe bekam ich Herzklopfen wie ein Zwölfjähriger. Noch niemals hatte ich einen so jungen Mann wirklich reizvoll gefunden, seit ich erwachsen bin. Sein langes blauschwarzes Haar und seine Kupfersamthaut lockten mich, ihn noch einmal zu berühren. Ich stand so dicht bei ihm, dass meine Schwanzspitze seinen Hintern erreicht hätte – wenn mein armes Teil nicht in der Hose eingesperrt gewesen wäre!

Da bemerkte Wolf, wie nah ich ihm war, und wich aus. »Ich bin wegen der Pferde gekommen«, sagte er, wieder ohne jedes Lächeln.

Ich verkniff mir ein sehnsüchtiges Seufzen. Wir setzten uns an den runden Tisch. Wolf saß aufrecht und wirkte so grazil und unschuldig, dass mich die Sehnsucht, ihn in die Arme zu nehmen, fast um den Verstand brachte. Doch im Innern war er wachsam, stark und wehrhaft, das spürte ich.

»Mein Verwalter in Texas, Mr. Miller, hat mir Ihren Onkel als Experten für Appaloosas empfohlen«, begann ich.

»Unser Volk züchtet schon lange Appaloosa-Pferde«, erklärte Wolf. »Meine Familie lebt in Idaho am Snake River, südlich von Lewiston. Wir züchten den rein weißen Schlag mit schwarzer Leopardfleckung.«

Er machte eine Pause, so dass ich mich irgendwie äußern musste, und dabei sah ich ihn vor meinem geistigen Auge gerade mit offenem, wehendem Haar splitternackt auf einem Appaloosa-Hengst über meine Wiese galoppieren. Mein Schwanz klopfte die Nachricht: Befreie mich! Ich musste mich anders hinsetzen, um das alles auszuhalten.

Ich erzählte Wolf von meinem Gestüt im texanischen Sweetwater, in dem ich schwarze Englische Vollblüter züchte, dann von meiner Idee, auch in Deutschland außergewöhnliche Pferde zu halten, und sogar von meiner Mutter, die Deutsche gewesen ist und hier an der Bergstraße gelebt hatte.

»Sie sollen nun beurteilen«, fuhr ich fort, »ob das Gelände geeignet ist und mich mit Ihrem Wissen unterstützen, damit die Pferde sich gut einleben. Wir werden das neue Gestüt nachher besichtigen, aber vorher, denke ich, essen wir eine Kleinigkeit.«

Ich stand auf, zog dabei die Lederjacke tiefer und rief in den Flur hinaus: »Roland? Wie weit bist du?« Aus den Tiefen des Hauses hörte ich so etwas wie: »Gleich fertig!« Der gute Roland!

»Wir essen zusammen mit meinem Kompagnon, Dr. Roland Lindloff«, sagte ich zu Wolf. »Er ist Veterinär und wird die Pferde medizinisch betreuen.«

Der edle Graf Bedevere, Kellermeister und

Mundschenk, versieht den Weinkeller.

Der Flur knickt hinten nach rechts ab. Dort befindet sich die Küchentür, und daneben führt die Treppe ins Obergeschoss. In der geräumigen Küche stand Roland am Herd und rührte in dampfenden Pfannen. Roland ist etwa so groß wie ich und noch schlanker. Er hat dunkelblonde Locken und ruhige graue Augen. Obwohl er schon neununddreißig ist, beinahe zehn Jahre älter als ich, finde ich ihn attraktiv. Außerdem mag ich ihn sehr.

Roland lächelte Wolf freundlich zu und begrüßte ihn auf Englisch. Sonst unterhalten wir uns auf Deutsch, denn ich spreche beide Sprachen von meiner Kindheit an. Einen kurzen Blick ließ er über meine Schrittgegend und über die im Haus völlig überflüssige Lederjacke gleiten. Roland kannte mich zu dem Zeitpunkt schon gut und wusste, dass ich so leicht erregbar bin wie mein bester Zuchthengst.

Wir saßen am großen Küchentisch. Wolf lobte artig das Essen. Überhaupt war er zu Roland kein bisschen abweisend, sondern sehr höflich.

»Kommst du nachher mit, Roland?«, fragte ich. Er musste einfach! Mit Wolf allein im menschenleeren Wald hätte ich mich nicht mehr beherrschen können!

»Gerne! Das Seminar kann ich auch morgen vorbereiten. – Ich habe noch ein paar Lehrverpflichtungen an der Universität von Heidelberg«, erklärte er Wolf.

Wolf nickte. »Wir in Idaho brauchen selten einen Tierarzt, die Pferde sind von Natur aus sehr gesund. Wie viele...