dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Ein diebisches Vergnügen

Peter Mayle

 

Verlag Blessing, 2010

ISBN 9783641045647 , 256 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

9,99 EUR

  • Die Form des Wassers - Commissario Montalbano löst seinen ersten Fall
    Frühlingsträume - Roman
    Grabesgrün - Kriminalroman
    Schweig still, mein Kind - Kriminalroman
    Das andere Kind - Kriminalroman
    Magie - Roman
    Augenblicke der Geschichte - Das Mittelalter - Band 1
    Die Geisha - Roman
  • Sturz der Titanen - Die Jahrhundert-Saga. Roman
    Tiefe Wunden
    Schneewittchen muss sterben
    Der Hund aus Terracotta - Commissario Montalbano löst seinen zweiten Fall
    Sonea 1 - Die Hüterin - Roman

     

     

     

     

 

 

3. Kapitel
Der Aufenthalt in Aspen war für Roth vergnüglicher als jemals zuvor. Jede Menge Prominenz der A-Liste tummelte sich in dem Nobel-Skiort, um sich in ihrer sündteuren Ausrüstung auf der Piste und bei Après-Aktivitäten in Szene zu setzen, und es gelang ihm, die Kontakte zu drei oder vier potenziellen Mandanten zu pflegen. Zu seiner Überraschung trug der Artikel in der Los Angeles Times erheblich dazu bei. Obwohl die Ausgabe bereits im September erschienen war, gab es in diesem Jahr Promis wie Sand am Meer, die den Artikel über Roths Sammlung gelesen und nun nach eigenen Angaben ihr »Faible für Wein« entdeckt hatten. Die althergebrachten Themen in Aspen – Ehebruch, Börsentipps, Schönheitschirurgie, die Diebstähle in den Filmstudios – wurden von Plaudereien über Weinkeller und Spitzenjahrgänge, Bordeaux versus kalifornische Produkte, optimale Alterungszeiten und natürlich über Weinpreise verdrängt.
Roth stellte fest, dass er seine Reden überwiegend vor einem kleinen, aber hingerissenen Zuhörerkreis vom Stapel ließ, hochkarätige Namen, die sich normalerweise ein wenig außerhalb seiner gesellschaftlichen Reichweite befanden, und die daraus resultierenden geschäftlichen Möglichkeiten wusste er zu nutzen; schließlich galt es das Eisen zu schmieden, solange es heiß war. Heute mochte es um Wein gehen, doch morgen konnte durchaus eine skandalträchtige Krise um Vertragsgrundlagen auf der Tagesordnung stehen. Während der verschneiten Weihnachtswoche blieben Roths Ski unangetastet, und Michelle hatte den Privatskilehrer ganz für sich allein.
Die Roths traten gemeinsam mit einem Paar, das sie flüchtig aus L.A. kannten, im Privatjet den Heimweg an. Als sie verrieten, wie sehr es sie beeindruckt hatte, ihn in so illustrer Gesellschaft zu sehen, tat Roth ihre Schmeicheleien mit einer Handbewegung ab und beklagte leutselig, dass er zu beschäftigt gewesen sei, um Ski zu fahren. Daraus folgerten die beiden stillschweigend, dass es dabei nicht um Bordeaux, sondern um berufliche Belange gegangen sein müsse, und Roth ließ es gern dabei bewenden. Die befriedigende Woche hatte damit ein noch befriedigenderes Ende gefunden.
Seine gute Laune hielt bis zum Abend an, als er mit seiner Frau in das Haus in Hollywood Heights zurückkehrte und entdecken musste, dass Rafael nicht da war, um sie zu begrüßen. Und darüber hinaus hatte er nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, die seine Abwesenheit erklärte. Das war ungewöhnlich, ja besorgniserregend. Doch als sie von Salon zu Salon schritten, begannen sie sich zu entspannen. Die Warhols hingen an den Wänden, der Giacometti versteckte sich auf der Terrasse, und das Haus schien unberührt. In Rafaels winziger Souterrainwohnung hingen die Kleider ordentlich im Schrank, und das Bett war akkurat gemacht. Nichts deutete auf einen plötzlichen Aufbruch hin. Danny und Michelle Roth gingen früh schlafen, ein wenig verwirrt, irritiert, jedoch nicht über Gebühr beunruhigt.
Erst am folgenden Morgen stieg Roth in den Keller hinab.
»Oh Gott!« Der qualvolle Aufschrei hätte um ein Haar zur Folge gehabt, dass Michelle von ihrem Stairmaster heruntergefallen wäre. Sie eilte aus dem Fitnessraum in den Keller, wo sie Roth vorfand, der wie hypnotisiert auf eine Wand mit gänzlich leeren Stellagen starrte.
»Mein Bordeaux! Jede gottverdammte Flasche! Alles weg.« Der Anwalt begann, hektisch hin und her zu laufen, wobei er in seiner ohnmächtigen Wut immer wieder die Fäuste ballte. Ein Mann mit üppigerem Bewuchs hätte sich die Haare gerauft. »Wenn ich diesen Mistkerl in die Finger kriege, bringe ich ihn um. Ich reiße ihm das Herz aus dem Leibe.« Noch schaurigere Todesdrohungen murmelnd, hastete er nach oben und macht sich auf die Suche nach seinem Blackberry.
In zügiger Abfolge benachrichtigte er den Wachmann im Pförtnerhaus, das zuständige Polizeikommissariat in L.A. und seine Versicherungsgesellschaft.
Der Pförtner erschien als Erster am Schauplatz des Verbrechens. Er umklammerte sein Wachbuch wie ein Ertrinkender den Rettungsring. Inzwischen war Roth wieder in der Lage, Sätze zu formulieren, die man als mehr oder weniger zusammenhängend empfinden konnte. »Okay. Ich will wissen, wer in mein Haus eingedrungen ist und wann, und warum zum Teufel ihn niemand daran gehindert hat.« Sein Zeigefinger bohrte sich in den Brustkorb des Wachmanns. »Und ich will den Namen des Arschlochs wissen, der an besagtem Abend zum Dienst eingeteilt war.«
»Moment, Mr. Roth.« Der Pförtner, der ein stummes Stoßgebet zum Himmel schickte, er möge zu dem Zeitpunkt nicht Dienst gehabt haben, zog das Wachbuch zurate und hob schließlich den Blick, wobei sich Erleichterung in das Gefühl des Triumphs mischte. »Ich hab’s. Heiligabend, ein medizinischer Notfall. Ein Krankenwagen wurde durchgelassen, um 20 Uhr 20, verließ das Anwesen um 22 Uhr 50. Tom hatte Dienst. Ihr Verwalter hat ihm die Genehmigung dazu erteilt.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen! Diese miese kleine Ratte!« Roth riss dem Wächter das Büchlein aus der Hand und warf einen Blick hinein, als hoffte er auf weitere Enthüllungen. »Das ist alles? Warum fehlt der Name der Klinik? Und was ist mit dem medizinischen Personal? Offenbar mussten sie sich nicht ausweisen. Großer Gott.«
»Wir haben das Autokennzeichen. Vermutlich haben sie behauptet, dass es sich um einen Notfall handelt.«
»Klar, was sonst. Die konnten es gar nicht mehr erwarten, meinen Wein in die Finger zu bekommen.« Roth schüttelte den Kopf und drückte das Notizbuch wieder dem Wächter in die Hand, der sich respektvoll verneigte und erleichtert davonschlich. Er kehrte just in dem Moment ins Pförtnerhaus zurück, als die Polizei eintraf: zwei Detectives mit gelangweilter Miene, zu einem Einsatz abkommandiert, den sie intuitiv bereits als reine Zeitverschwendung eingestuft hatten.
»Also«, sagte Roth, als sie das Haus betraten, »ich unterstütze die Polizeiarbeit mit großzügigen Spenden, deshalb fände ich es zur Abwechslung ganz nett, etwas für mein Geld zu bekommen. Folgen Sie mir, meine Herren.« Die Polizisten nickten wie ein Mann, da beiden die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen: wieder eines von diesen großen Tieren, die dem Unterstützungsfonds der Polizei jedes Jahr zu Weihnachten einen Scheck über hundert Dollar zukommen ließen und dafür eine privilegierte Behandlung erwarteten.
Sie waren kaum durch die Kellertür getreten, als Roth wie aus der Pistole geschossen loslegte. »Sehen Sie das?« Er deutete auf die leeren Stellagen. »Wein im Wert von drei Millionen, ich habe zehn Jahre für die Sammlung gebraucht, sie ist unersetzlich. Einfach unersetzlich. Und diese Mistkerle kannten sich aus. Sie haben nur den Bordeaux mitgehen lassen.«
»Mr. Roth.« Der ältere der beiden Polizisten hatte sein Notizbuch gezückt, während der jüngere begann, den Keller zu inspizieren. »Ich brauche ein paar Einzelheiten. Also, wann -«
»Einzelheiten wollen Sie? Heiligabend, wir waren weg, und da kommt dieser Krankenwagen ans Torhaus mit einer schwachsinnigen Geschichte von einem Notfall. Der Wachmann ruft im Haus an, und der Verwalter erteilt ihm grünes Licht.«
»Name des Verwalters?«
»Torres, Rafael Torres.«
»Mexikaner?«
»Klingt das vielleicht schwedisch?«
Der Polizist seufzte. Ein Klugscheißer also obendrein. »Mr. Roth, ich muss Ihnen diese Frage stellen: Befindet sich Ihr Verwalter im Besitz einer Green Card? Und einer Sozialversicherungsnummer? Mit anderen Worten, hat er eine beschränkte Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung?«
Roth zögerte. »Nun, nicht genau. Aber was für einen Unterschied macht das? Er hat dieses Diebesgesindel hereingelassen und sich mit ihnen abgesetzt. Denn als wir gestern Abend aus Aspen zurückkehrten, war er nicht mehr da. Wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Es fehlte nichts. Und heute Morgen bin ich endlich dazu gekommen, einen Blick in den Keller zu werfen.« Roth wandte sich den leeren Stellagen zu und spreizte die Finger. »Drei Millionen.«
Der Polizist sah von seinen Notizen auf und schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, Mr. Roth, dass wir heute den 31. Dezember haben. Seit dem Raub sind volle sechs Tage vergangen. Die Diebe wussten genau, was sie wollten; sie haben eine Möglichkeit ausgeknobelt, sich Zutritt zu Ihrem Haus zu verschaffen und ihren Weinvorrat auszudünnen. Wir werden den Tatort auf Fingerabdrücke überprüfen, aber ich fürchte …« Er schüttelte abermals den Kopf. »Da scheinen Profis am Werk gewesen zu sein. Die denken nicht daran, ihre Anschrift zu hinterlassen.«
Nun war es an Roth, zu seufzen. Ein Klugscheißer also, dieser Bulle. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Der Polizist beendete seine Eintragungen und steckte das Notizbuch wieder ein. »Wir werden ihnen nachher unsere Kriminaltechniker vorbeischicken und uns den Wachmann vorknöpfen. Vielleicht ist ihm etwas an dem Krankenwagen aufgefallen, was uns einen Hinweis geben könnte. Wir melden uns wieder bei Ihnen, sobald wir etwas in der Hand haben. Mittlerweile würde ich vorschlagen, dass sie nichts im Keller berühren.«
Roth verbrachte den Rest des Vormittags am Telefon. Sein erster Anruf, der Cecilia Volpé galt, wurde von der Empfangssekretärin entgegengenommen. Sie erinnerte ihn daran, dass er Cecilia netterweise freigegeben hatte, um ihr in Vorbereitung auf die Silvester-Festivitäten eine Haarverlängerung und eine Ganzkörper-Bräunung zu gönnen. Und Michelle verbrachte den Tag damit, den Kopf immer wieder in den Kleiderschrank zu stecken, um ein passendes Outfit für die Party zu finden, die am Abend in Beverly...