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Welche Chancen haben Kinder mit Entwicklungsstörungen?

Waldemar von Suchodoletz (Hrsg)

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2004

ISBN 9783840917684 , 231 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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26,99 EUR

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3 Wie entwickeln sich Kinder mit motorischen Störungen? (S. 71-72)

Harald Bode

Gliederung

3.1 Vorbemerkungen 63
3.2 Bewegungsauffälligkeiten im Säuglingsalter 65
3.2.1 „General-Movements" und ihre prognostische Bedeutung 65
3.2.2 Primitivreflexe 66
3.2.3 Lagereaktionen 67
3.2.4 Motorische Meilensteine/Grenzsteine 67
3.2.5 Neurologische Auffälligkeiten bei Säuglingen 68
3.3 Zerebralparesen 69
3.3.1 Definition und Prävalenz 69
3.3.2 Langzeitprognose 69
3.4 Umschriebene Entwicklungsstörungen der Motorik 74
3.4.1 Störungsbild 74
3.4.2 Klinische und prognostische Relevanz 76
3.5 Zusammenfassung 78

3.1 Vorbemerkungen

Variabilität der motorischen Entwicklung

Die Entwicklung von Kindern mit motorischen Störungen kann nur verstanden und beurteilt werden, wenn die Prinzipien der normalen motorischen Entwicklung bekannt sind. Hierzu sind qualitative und quantitative Aspekte der Motorik zu berücksichtigen. Viele, auch longitudinale Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die motorische Entwicklung nicht linear verläuft. Phasen mit rascher wechseln mit Phasen langsamer motorischer Entwicklung ab und z. T. verlaufen Entwicklungslinien parallel. Es kann sogar bei gesunden Kindern vorübergehend zu Phasen einer motorischen Stagnation kommen, insbesondere im Säuglingsalter. Die Reihenfolge der motorischen Entwicklungsschritte im Säuglingsalter lässt sich oft nicht exakt vorhersagen. Es besteht mithin eine hohe inter- individuelle Variabilität der motorischen Entwicklung (Michaelis 2000, Darrah et al. 1998). In verschiedenen Längs- und Querschnittstudien wurde eine erhebliche Streuung der Perzentilen für das Erreichen bestimmter motorischer Funktionen bzw. für das erfolgreiche Bestehen einzelner grob- oder feinmotorischer Testaufgaben festgestellt. In einer Querschnittsuntersuchung mit dem Züricher Neuromotoriktest bei 662 gesunden Kindern fanden z. B. Largo et al. (2001), dass sich die zeitliche Performanz für die verschiedenen Testaufgaben während der gesamten Präpubertät bis zu einem Plateau in der Adoleszenz verbesserte.

Es fanden sich Unterschiede für verschiedene motorische Aufgaben, eine große interindividuelle Variation und kein Einfluss von Geschlecht und sozioökonomischem Status. Assoziierte Bewegungen standen in Dauer und Ausmaß in einem nicht linearen Verhältnis zum Alter des Kindes und zur Komplexität des Bewegungsablaufes. Auch hier bestand eine große interindividuelle Variation. Assoziierte Bewegungen waren bei Mädchen in der Regel geringer ausgeprägt. Die motorische Entwicklung verschiedener gesunder Kinder verläuft keineswegs immer nach einheitlichen Prinzipien. Es lassen sich unterschiedliche Entwicklungsprofile beobachten. Nicht jedes Kind krabbelt, bevor es sich auf die Füße hochzieht und frei läuft (Michaelis 2000). Die genannten Befunde haben das Spektrum dessen, was als normale motorische Entwicklung zu betrachten ist, erweitert. Es setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen bzw. Bewegungsstörungen von der Normalität abweichende Kompensations- oder Bewältigungsstrategien für die Erfüllung ihrer motorischen Aufgaben benötigen und diese auch entwickeln. Der Versuch einer „therapeutischen Normalisierung" dieser Strategien kann kontraproduktiv sein.

Modelle der motorischen Entwicklung

In früheren Jahrzehnten wurde die Entwicklung allgemein und die motorische Entwicklung im Besonderen als genetisch determiniert und hierarchisch in aufeinander folgenden Schritten angeordnet gesehen. Dieses Entwicklungsmodell findet sich auch heute in zahlreichen gängigen Entwicklungstestes (z. B. Griffith, Bayley, Münchener funktionelle Entwicklungsdiagnostik) und leitet vielerorts die elterlichen Erwartungen an die motorische Entwicklung ihrer Kinder und auch das therapeutische Vorgehen. Heute wird dagegen ein komplexeres Modell von Entwicklung bevorzugt, das auch auf die motorische Entwicklung angewendet wird. Dieses Modell sieht Wahrnehmung (Perzeption) und Aktion als Einheit und betont die Rolle von Exploration und Selektion für die Ausbildung neuen motorischen Verhaltens. Die angeborenen und erworbenen Eigenschaften und Fähigkeiten des Kindes treten in Wechselwirkung mit den Einflüssen von Familie und Umgebung und in diesem Rahmen auch mit therapeutischen Maßnahmen.