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Tee & Rosen - Geschichten übers Leben im Garten-Paradies England

Heidi Howcroft

 

Verlag Deutsche Verlags-Anstalt, 2010

ISBN 9783641047887 , 240 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"Was zieht ein(e) Gärtner(in) an? - die Frage der Bekleidung (S. 104-105)

P. G. Wodehouse hat es genau getroffen. In seinem Buch A Damsel in Distress14 beschrieb er mit trockenem Humor die Verwirrung um die Identität des Gärtners beziehungsweise des Lords. Bekleidet mit einem hochgekrempelten Hemd und alten Kordhosen, die bessere Zeiten erlebt haben, wird Lord Marshmoreton, der gebückt gerade seine Rosen aus der Nähe begutachtete, von einem Besucher für den Gärtner gehalten.

Kleiderordnung ist etwas Feines, und in jedem Land, bei jeder Tätigkeit, außer in den Gärten von England, wäre es möglich, den Status und Dienstgrad an der Kleidung abzulesen. Während ein angestellter, ordentlich geschulter Gärtner von Kopf bis Fuß in Olivgrün gekleidet und sofort erkennbar ist, zieht der Hobbygärtner, je höher im sozialen Rang, desto extremere Kleidung vor. Warm soll sie sein, Bewegungsfreiheit geben, schnell überzuwerfen sein und nach Möglichkeit aus mehreren Schichten bestehen, aber sie muss vor allem eingelebt beziehungsweise abgetragen sein.

Da die Figur der Gärtner sich scheinbar nie ändert, kommen Generationen von Kleidungsstücken zusammen, die alle irgendwo auf den Dachböden, schichtenweise aufgetürmt an Kleiderhaken im »Boot Room« - so heißt in besseren Häusern die Rumpelkammer für Stiefel und dergleichen - oder einfach in der Kammer unter der Treppe aufbewahrt werden. Nichts wird weggeworfen oder weitergegeben. So ist ein reicher Vorrat an Gartenklamotten vorhanden, mit denen man, wie bei dem fiktiven Lord Marshmoreton, nichts ahnende Besucher verwirren kann. Neulich bei einem Gartenbesuch in Surrey wurden wir, nachdem der Fahrer und ich verzweifelt das Anwesen suchten und unserer geduldigen Gruppe mehrmals die Schönheit der englischen Landschaft vorgeführt haben, indem wir die gleiche Landstraße auf und ab gefahren sind, von der Hausherrin des 14 Schlafzimmer großen Cottages begrüßt.

Was allen im ersten Moment auffiel, war weder die Größenordnung des Gartens noch die zauberhafte Architektur des Hauses, sondern die Tatsache, dass unsere Gastgeberin, die Gartenschere in der Hand, gartenmäßig in Hose und Hemd gekleidet war. Diese lockere, selbstverständliche »Ich bin zwar bei der Arbeit, aber Sie sind herzlich eingeladen, den Garten zu besichtigen«-Art ohne jegliche Allüren, liegt im Herzen des Gärtners in England.

Der Garten von Vann war übrings superb, eine wahre Überraschung, mit allen Komponenten, die man sich in einem englischen Garten erwünscht: cottagemäßig, aber mit Struktur, sanften Blicken in die Landschaft und einem Wasser- und Sumpfgarten, angelegt von der wohl berühmtesten englischen Gärtnerin überhaupt, Gertrude Jekyll. Alles mit Feingefühl von Mrs. Caroe gepflegt. Mrs. Elizabeth Bullivant, die Hausherrin von Stourton Gardens, gleich neben dem viel berühmteren Stourhead Gardens in Wiltshire, ist eine hervorragende Gärtnerin, eine Expertin in Sachen Hortensien und Trockenblumen.

Ihr Garten ist die reinste Blumenextravaganz, wo es neben den Hortensien einen Schnittgarten voll mit Rosen, unter anderem der Sorte ‘Faust’, und Rittersporn gibt. Zum richtigen Zeitpunkt gepflückt, getrocknet und zu Blumensträußen gebündelt, setzt Mrs. Bullivant eine alte Tradition fort. Winters wie sommers trägt Mrs. Bullivant Tweed und Wolle, einen Tweedrock, dauerhaft, dick genug, um den Dornen standzuhalten und von so erdigen Farben, dass Flecken nie auffallen. Als Schuhwerk dienen Sandaletten. Ihr Aussehen ist ihr egal, zweckmäßig soll es sein, etwas, mit dem man keine wertvolle Zeit vergeudet, denn was zählt, ist der Garten."