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Die Perspektive des Gärtners - Roman

Håkan Nesser

 

Verlag btb, 2010

ISBN 9783641047788 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

"16 (S. 93-94)

»Es ist nur ein Vorschlag«, sagt Mr. Edwards. »Es kann kaum schaden, und ich nehme dafür kein Honorar.« »Ich bin Ihnen für Ihr Angebot äußerst dankbar«, erwidere ich. »Aber ich weiß nicht so recht.« »Sie halten es für unpassend, dass ein Mann seine Ehefrau überwachen lässt?« »Ja«, stimme ich zu. »Ich habe so etwas noch nie getan. Nicht einmal in Gedanken. Es kommt mir … ja, unpassend vor, genau wie Sie gesagt haben.« Mr. Edwards nickt und schiebt seine Brille zurecht. »Viele Männer in Ihrer Situation denken so. Ich möchte fast behaupten, dass alle guten Männer es tun. Wenn ein Mann seine Frau aus irgendeinem Grund verdächtigt, dann fällt damit auch ein Schatten auf ihn selbst. Das ist unausweichlich, und jeder muss selbst klarkommen damit – und Stellung dazu beziehen.

Aber Sie müssen sich ja nicht hier und jetzt entscheiden. Mein Angebot gilt.« Ich danke ihm noch einmal. Wir sitzen draußen im James Walker Park, jeder mit seinem Kaffeebecher. Die Bibliothek im Rücken, vor uns rote und blaue Kinder, die auf dem Spielfeld zur Hudson Street Baseball trainieren. Ich versuche ernsthaft, über seinen Vorschlag nachzudenken, abzuwägen, was dafür spricht und was dagegen, habe aber Probleme, eine Entscheidung zu treffen.

Es ist ganz offensichtlich: Ich bin an eine Grenze gelangt. Sie überschreiten oder nicht, das ist die Frage. Mr. Edwards lehnt sich zurück und zündet eine seiner dünnen, hellbraunen Zigarren an. »Gestern ist auch etwas passiert, wenn ich es richtig verstanden habe?« »Ja«, nicke ich seufzend. »Gestern ist auch etwas passiert. Jedenfalls …« »Ja?« »Jedenfalls will sie mir nicht sagen, wo sie gewesen ist.« »Lange Zeit?« »Über sieben Stunden. Aber sie war auch eine Zeitlang schwimmen. Wahrscheinlich.«

»Keine Andeutungen hinsichtlich Ihrer Tochter?« »Keine Andeutungen in welcher Hinsicht auch immer.« »Ich verstehe.« Ich frage mich, was er wohl versteht. Ich selbst habe das Gefühl, dass ich immer weniger verstehe, und wahrscheinlich ist es die Verärgerung über dieses Gefühl, was den Ausschlag gibt. »Wie?«, frage ich. »Wie soll es vor sich gehen?« »Oh«, sagt er und stößt eine Rauchwolke aus. »Eine reine Routineangelegenheit. Ich glaube, ich bin in dieser Stadt schon mehr als tausend Menschen gefolgt. Aus unterschiedlichen Gründen.«"