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Perry Rhodan 2615: Todesjagd auf Rhodan - Perry Rhodan-Zyklus 'Neuroversum'

Markus Heitz

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845326146 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

1,99 EUR


 

2.

 

Rhodan biss beim Aufschlag ungewollt die Zähne zusammen, dass die Kiefer schmerzten und im Gelenk laut knackten. Er lag auf dem Boden und suchte verzweifelt nach Halt.

Das größtenteils bereits zerstörte Dingi rutschte wie ein flacher Stein über die Oberfläche. Durch die Löcher in der Außenhaut flog dichter grauer Staub zu ihnen und überschüttete sie, die Konsolen – einfach alles. Das Scheppern und Krachen war ohrenbetäubend, und Rhodan war froh, dass sein Anzug die Geräusche dämpfte. Ich hoffe, er hält die Belastung aus.

Rüttelnd ging es weiter und weiter, als wollte das Beiboot nicht eher zum Stehen kommen, bis es sich vollkommen aufgelöst hatte.

Er rutschte wie alle losen Gegenstände hin und her, wurde von Dingen getroffen, wie er an den Berührungen spürte. Was es war, konnte er höchstens erahnen. Er sah die Hand nicht mehr vor Augen, der Staub wirkte besser als jedes Tuch, mit dem man ihm die Augen verbunden hätte.

»Quistus?«, rief er besorgt.

Der Iothone gab keine Antwort.

Das Beiboot kreiselte, Rhodan rutschte an den Rand der Kabine.

Langsam und langsamer wurde die Reise, bis das Dingi endlich innehielt.

Aufatmend erhob sich Rhodan, checkte die Anzeigen des SERUNS. Nach wie vor waren lediglich die Grundfunktionen nicht eingeschränkt. Die Störung, die mit dem Annähern begonnen und sich mit dem Eintauchen in die Atmosphäre des Gasriesen fortgesetzt hatte, war nicht beseitigt. Glücklicherweise wurde sie auch nicht schlimmer. Egal, solange ich Luft zum Atmen habe. Darum kümmere ich mich später.

»Quistus?«

Durch den grauen Staub, der sich allmählich senkte, tastete er sich zur Konsole vor und versuchte, sie wieder zum Leben zu erwecken.

Der Rauch, der daraus aufstieg, ließ ihn innehalten. Das wäre vergebliche Mühe. Die Technik des Schiffs ist hinüber.

Damit hatte er keinerlei Zugriff auf die Sensoren. Keinerlei Hilfsmittel, um zu bestimmen, wohin es sie verschlagen hatte.

Rhodan blickte sich um – und erkannte die zertrümmerte Umweltkapsel des Iothonen! Ihm wurde kalt. Nein, nicht er auch noch.

Das Antigravaggregat, das die Hülle hatte schweben lassen, war zerbrochen, die glasähnliche Umfassung, in der Quistus wiederum in seiner eigenen Atmosphäre geschwebt hatte, zerborsten.

Wo ist er? Irgendwo im Staub?

»Quistus, sag irgendetwas.« Rhodan hoffte, dass sein SERUN die Sprache des Iothonen in der Umgebung korrekt übersetzen konnte. Dessen Sprechöffnung war eine etwa zehn Zentimeter breite und nur zwei Zentimeter hohe Lamelle, und was der Iothone von sich gegeben hatte, war durch dessen Lautsprecher nach außen gedrungen. Ob es ohne dessen Umweltkapsel einen Unterschied machte?

Die feinen Partikel senkten sich allmählich.

Dann erkannte Rhodan den vermissten Quistus: Sein tintenfischartiger Leib lag am Rand der Kabine und war mit Dreck bedeckt. An einer Stelle im Körper, ungefähr auf Höhe der Augen, sickerte eine dunkle Flüssigkeit aus dem Iothonen.

Schnell ging Rhodan zu ihm, kniete neben ihm und betrachtete ihn genauer.

Die vier Tentakelarme mit den fingerartigen Ausläufern am Ende hatten sich verwickelt, der Körper schien schlaff; von der rötlich braunen Maserung war wegen des Staubs nichts zu sehen. Er entdeckte eine lange Scherbe, die im Körper steckte und tief hineinzuragen schien.

Wie behandelt man einen Iothonen?, überlegte Rhodan. Die Kenntnisse über die fremde Anatomie fehlten ihm. Was immer er gleich tun würde, es konnte das Falsche sein und eine Katastrophe für den Patienten bedeuten.

»Quistus?«, versuchte er es noch einmal und berührte ihn behutsam.

Da schlug der Iothone eines seiner vier Augen auf. »Was ist ...«

Er verstummte und gab einen hohen Laut von sich, der Qual in sich trug. »Meine Schutzhülle, sie ist ... Schmerzen! Diese Schmerzen! In mir steckt etwas. Eine Scherbe!«

»Wenn du mir sagst, was ich tun soll, kann ich sie entfernen.«

Quistus atmete schnell und hektisch. »Entfernen?« Er klang etwas ruhiger als zuvor. Die Tatsache, dass er in der Umgebung überhaupt atmen konnte, verlieh ihm eine gewisse Sicherheit.

»Das wird das Beste sein.«

Quistus verneinte. »Muss es sein?« Er betrachtete abschätzend die graue Schicht auf sich. »Der Schmutz? Was ist damit?«

»Es geht nicht anders. Wenn ich die Scherbe nicht entferne, wird sie tiefer eindringen und Organe verletzen. Das vermute ich zumindest.«

Quistus war die ganze Zeit über unbeweglich geblieben. »Gut«, sagte er furchtsam. »Zieh sie raus. Aber ganz bedächtig!«

Perry schöpfte tief Luft, packte das Stück und zog es vorsichtig aus der Wunde. Quistus hatte alle vier großen Gallertaugen weit aufgerissen, er gab ein leises Pfeifen von sich. Angst? Schmerzen?

Endlich hatte Rhodan die unterarmlange Scherbe herausgezogen; daran haftete eine rötlich braune Substanz, die schlierig herabrann. Wäre er mit einem vergleichsweise ebensolchen Fragment perforiert worden, wäre er sicher an den Verletzungen gestorben.

»Geschafft.« Er warf sie weg.

Der Schnitt schloss sich, die Blutung ließ rasch nach. Rhodan machte noch weitere, kleine Kratzer und Abschürfungen aus, alte und neue. Aber nichts Gravierendes, sofern er das bei einem Iothonen einschätzen konnte. »Wie fühlst du dich?«

»Schon viel besser«, kommentierte Quistus erleichtert. »Beim Absturz wurde das Antigravaggregat beschädigt, und die Kugel prallte mit voller Wucht gegen ein scharfkantiges Metallstück. Ich konnte nichts dagegen tun, und dann zerbarst es.« Er richtete den Körper auf. »Was für ein Glück, dass wir auf einer Wasserstoffwelt gelandet sind.«

»Ja. Was für ein Glück.« Rhodan hatte nicht sarkastisch klingen wollen, doch fiel es ihm schwer, seine gute Laune zu behalten.

Die vernichtende und deprimierende Bilanz: Das Dingi war zerstört, sein SERUN hatte eine gewaltige Fehlfunktion, Kaowen saß ihnen sicherlich mit einer Armada im Nacken, um sie wieder in seine Gewalt zu bekommen.

Sein Blick richtete sich auf die zerstörte Konsole. Technik gab es nicht, mit der sie Hilfe rufen konnten. Wen auch? Quistus' Freunde?

Dann hob er eine abgerissene Metallstange vom Boden und schwang sie. Ihre einzige Waffe gegen einen Protektor, der gewiss ein begnadeter Kämpfer war. Zu allem Überfluss reichte ein Loch im Anzug aus, und er würde sterben.

Natürlich hatte Rhodan Vertrauen in die Technik und die Stabilität des nahezu unverwüstlichen SERUNS, doch noch wusste er nicht, was der Planet für sie auf Lager hatte: Flora, Fauna, Umgebung, eine Art Wetter ... es gab viele Möglichkeiten, ihm das Überleben sehr, sehr schwer zu machen. Wenigstens die Sauerstoffregulierung funktionierte einwandfrei, gelegentlich flackerte die Temperaturanzeige und behauptete, dass es über 123 Grad Celsius waren.

Verbrennen und ersticken. Schöne Aussichten. Rhodan riss sich zusammen. Aber es wird schon einen Weg von diesem Planeten runter geben. Wir müssen ihn nur finden.

»Der einfachste Weg wird sein, auf Kaowen und seine Leute zu warten, um eine ihrer Maschinen zu stehlen«, sprach er seine Überlegungen laut aus.

»Oh«, machte Quistus ein wenig erschrocken und gequält. »Wir sollen uns ihm stellen?«

»Nein. Stehlen. Sein Raumschiff.« Rhodan lächelte und beobachtete, wie der Iothone seine Tentakel entwirrte und sich aufrichtete. Es schien ihm Schwierigkeiten zu bereiten, in die Höhe zu schweben; die Greifarme vibrierten leicht. Im senkrechten Zustand überragte er Rhodan etwas, um gleich danach auf den Boden der Kabine zu sinken. »Was ist? Deine Verletzung?«

»Nein«, gab Quistus gequält zurück. »Ich ... Etwas sperrt mich ein.« Mit einem Tentakel tippte er sich an den oberen Teil seines Leibs. »Als würde man meinen Verstand fesseln. Anketten. Ihm nicht erlauben, alles zu nutzen, was er könnte.«

Rhodans Brauen zogen sich zusammen. »Wie meinst du das?«

»Meine Parakräfte sind ... eingeengt. Zusammengedrückt, eingepfercht und können sich nicht entfalten«, jammerte Quistus. »Ich ... kann nichts mit Gedankenkraft bewegen! Und ich fühle mich unfassbar schwer, als würde ich mich selbst nicht zum Schweben bringen können.« Er klang aufrichtig verzweifelt.

»Liegt es eher an der Verletzung?«

Quistus schien zu überlegen, was man ihm aufgrund seiner physischen Beschaffenheit nicht ansah. Die Augen glotzten wie immer und wirkten ein wenig wie Glas.

»Das kann sein. Es macht mir mehr zu schaffen, als ich gedacht hatte.« Er deutete mit einem Arm auf die Konsole. »Sie ist richtig zerstört, nicht wahr?«

»Ja. Weder kann ich einen Funkspruch absetzen noch Ortungsgeräte zum Einsatz bringen.«

Rhodan fand seine Eingebung, auf Kaowen zu warten, um dessen Raumer zu stehlen, am sinnvollsten. Aber nicht hier. Sie mussten erst wissen, mit wie vielen Feinden sie es zu tun haben würden.

Langsam kehrte aufrichtige Zuversicht zurück. Ich werde in diesem System gewiss nicht sterben.

Allzu lange wollte er mit der Umsetzung des Vorhabens jedoch nicht warten. Er nahm an, dass sein SERUN ausfallen konnte. Richtig ausfallen, und dann wäre seine Aussicht auf ein weiterhin unendliches Leben dahin.

Zudem sinnierte ein Teil seines Verstandes darüber, ob die Ausfälle von Parakräften und Technik zusammengehörten. Gab es einen Zusammenhang? Hatte es mit dem Planeten zu tun, war ein Störsender installiert, oder strahlte eine andere Quelle im System zu ihnen und beeinflusste den iothonischen Verstand ebenso wie elektronische Schaltkreise? Oder war es ein einziger großer...