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Perry Rhodan 2541: Geheimprojekt Stardust - Perry Rhodan-Zyklus 'Stardust'

Christian Montillon

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845325408 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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1,99 EUR


 

1.


Stuart Lexa:

Verschwunden

 

Kaum materialisierte die KATARAKT im Standarduniversum, erklangen die Alarmsirenen.

Das geht ja gut los! Stuart Lexa machte die wichtigsten Handgriffe – in einer solchen Situation liefen sie automatisch; sie waren dem Vizeadmiral schon vor Jahren in Fleisch und Blut übergegangen.

Die Lage einer genauen Analyse zu unterziehen, konnte noch einige Sekunden warten. Vorher musste er sich einen Überblick verschaffen.

Gab es bereits Schäden? Befand sich die Zentrale in unmittelbarer Gefahr? Tobten Explosionen und Feuer durch das Schiff? Gab es Todesfälle? Mussten demzufolge überlebenswichtige Positionen neu besetzt werden?

Die Prüfanzeigen beruhigten ihn wenige Atemzüge später. Es bestand kein unmittelbarer Handlungsbedarf.

Was hatte den Alarm ausgelöst? Wurde die KATARAKT beschossen? Oder bereitete ihnen ein natürliches Phänomen Schwierigkeiten, etwa ein Hypersturm?

»Meldung!« Lexa aktivierte ein Info-Hologramm aller relevanten Ergebnisse in optisch aufgehübschter Form, sodass er sie auf den ersten Blick erfassen konnte wie ein halutisches Planhirn.

Das Problem schien aber tiefer zu liegen, und so öffnete Lexa zusätzlich ein Datenprotokoll. In den Zahlenkolonnen würde er sich auf die Schnelle allerdings nur zurechtfinden können, wenn er einen Hinweis erhielt, wo er suchen musste. Ein 1000-Meter-Omniträger wie die KATARAKT bot einfach zu viele Möglichkeiten. Also doch kein halutisches Planhirn.

Ohne perfekte Zusammenarbeit aller Beteiligten kostete die Schadensanalyse Zeit, was tragische Auswirkungen nach sich ziehen konnte. Höchste Konzentration war geboten.

»Die Ortung«, rief ein Offizier. »Es ist die Ortung!«

Vizeadmiral Lexa zoomte sofort das erweiterte Datenmenü heran und rief die entsprechenden Angaben auf.

Der kleinwüchsige Muggan Mouritz – im ganzen Schiff als Mumou bekannt – war ein guter Offizier, der trotz seiner Jugend schon seit Jahren in verantwortlicher Position diente. Nun jedoch klang er wie ein blutiger Anfänger; zitternd, verwirrt. Seine Meldung konnte man kaum als solche bezeichnen.

Lexa wusste, dass er dem jungen Mann helfen musste, sich zu fassen. »Was ist mit der Ortung?«

Mumou räusperte sich. »Ich ... das ... das Stardust-System ...«

»Ja?« Lexa zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen.

Als hätte es nur dieser Zurechtweisung bedurft, ging ein Ruck durch Mumous Körper. Er richtete sich auf seinem Spezialstuhl zu perfekt gerader Haltung auf. »Auf normaloptischem Weg kann ich das Stardust-System orten wie erwartet. Wir sind fast exakt zehn Lichtjahre entfernt. Für die hyperenergetische Tastung ist unser Heimatsystem allerdings«, er machte eine Pause und leckte sich über die Lippen, »verschwunden.«

»Verschwunden?« Kaum war ihm das Wort über die Lippen gerutscht, wusste Stuart Lexa, wie sich Mumou Sekunden vorher gefühlt hatte. Es gab Überraschungen, gegen die selbst die beste militärische Ausbildung nicht immunisierte.

Und diese Überraschung saß, genau wie das Entsetzen, das damit einherging. Die Konsequenzen der Beobachtung waren ungeheuerlich. Lexa wurde einen Augenblick lang schwindlig.

»Es gibt kein Ergebnis«, präzisierte der junge Orteroffizier. »Wo sich das Stardust-System befinden müsste, orte ich – nichts. Als wäre unsere Heimatsonne samt allen Planeten ...« Er unterbrach sich für eine kaum merkliche Zeitspanne. »Als wären sie komplett ausgelöscht worden.«

 

*

 

Ehe Stuart Lexa etwas sagen konnte, handelte sein Freund Sean Legrange, der Verteidigungsminister der Stardust-Menschheit.

»Alle Daten sofort überprüfen!«

Obwohl dies natürlich sinnvoll war, glaubte Lexa nicht, dass ihnen dies etwas nutzen würde. Es konnte sich nicht nur um einen simplen Messfehler handeln, dafür war das Ergebnis zu präzise. Und zu bizarr.

Mumou hatte bereits betont, dass er das Heimatsystem auf normaloptischem Weg sehr wohl wahrnehmen konnte. Gewiss hatte er bereits eigenständig eine Überprüfung seiner Ergebnisse durchgeführt.

Die nächsten Worte, die in der ansonsten totenstillen Zentrale gesprochen wurden, bestätigten diese Vermutung.

»Ich habe die Daten mehrfach erstellt und jeweils dreimal geprüft«, sagte Muggan Mouritz. »Ein Fehler ist ausgeschlossen.«

»Dann überprüf es eben ein viertes Mal!«, verlangte Legrange.

Stuart Lexa beendete den Alarm, der schon seit einer Ewigkeit aktiv zu sein schien. In Wirklichkeit waren, wie ihm ein Blick auf die Instrumente bestätigte, keine zwei Minuten vergangen.

Ihren Zweck hatten der schrille Ton und die veränderte Beleuchtung allerdings erfüllt: Die Aufmerksamkeit der Besatzung richtete sich auf die erschreckende Entdeckung.

Der Vizeadmiral rief die fraglichen Ortungsdaten in einem eigenen Hologramm auf. Seine anderen Holos verschwanden.

Normaloptisch hatte sich nichts verändert. Das Stardust-System ruhte an seinem angestammten Platz inmitten des Sternengewimmels von Far Away.

Die KATARAKT stand allerdings in zehn Lichtjahren Entfernung, was bedeutete, dass das Licht der Stardust-Sonne bereits seit zehn Jahren unterwegs war, um diesen Punkt im All zu erreichen. Normaloptische Werte gaben also einen Zustand wieder, der vor einer Dekade bestanden hatte.

Anders die hyperenergetische Tastung – sie zeigte das Stardust-System, wie es sich in diesem Moment präsentierte. Und genau das war das Problem: Es gab kein Ergebnis. Als würde die Heimat überhaupt nicht existieren.

Jemand eilte auf Lexa zu, er sah es im Augenwinkel und hob den Blick. Sein Freund Legrange stand neben ihm.

Der Verteidigungsminister kratzte unbewusst seine Nase, wie er es oft tat; darin war er seinem Vater sehr ähnlich. Die braunen Augen bewegten sich unruhig, das Gesicht schien blasser als gewöhnlich.

»Keine Panik«, sagte Legrange. »Wäre das System tatsächlich zerstört worden, müssten wir zumindest Trümmerwolken orten, hyperenergetische Verwerfungen oder irgendetwas. Aber dort befindet sich nichts. Oder scheint zumindest nichts zu sein.«

Lexa nickte. »Etwas müssen diese Werte bedeuten, Sean.« Er stieß geräuschvoll Luft durch die Nase aus. »Oder diese nichtvorhandenen Werte, um genau zu sein.«

»Wir werden hinfliegen müssen, um das vor Ort festzustellen.«

»Wir dürfen aber keineswegs unvorbereitet auftauchen. Ich habe sogar eine Idee. Warte einen Moment.«

Lexa wandte sich an Mumou. »Sensoren auf die Umgebung des Stardust-Systems richten! Fokus auf sechsdimensionale Aktivitäten.«

»Sechsdimensional«, wiederholte Legrange nachdenklich. »Ja, natürlich.«

»Behaupte nicht, du wärst eben erst darauf gekommen.«

»Um ehrlich zu sein: nein.« Wieder fuhr Legranges rechte Hand zur Nase, stockte jedoch auf halber Höhe, als habe sie es sich anders überlegt. »Wir glauben also, dass wieder ein Sextadimschleier um das Stardust-System liegt. Das wäre ... interessant.«

Vor vielen Jahren hatte ein Teil der terranischen Menschheit das Angebot der Superintelligenz ES angenommen, über eine Teletransweiche in die Fernen Stätten auszuwandern. Dort angekommen, hatten sie einen Sextadimschleier rund um den gesamten Kugelsternhaufen vorgefunden, den sie besiedeln sollten.

Durch diesen Schleier blieben die Auswanderer von allem abgeschottet, was sich rundum abspielte. Der Sternhaufen Far Away selbst schien kein Leben zu tragen und somit eine Art sichere Spielwiese für die Terraner zu bilden.

Inzwischen hatten sich die Dinge grundlegend geändert. Vor allem seit einigen Wochen überschlugen sich die Ereignisse. Sie lebten in aufregenden Zeiten – nur war sich Lexa nicht sicher, ob er dies als Segen oder als Fluch auffassen sollte.

In seinen aktuellen Überlegungen kam es ihm auf das Phänomen des Sextadimschleiers an. Er rief sich in Erinnerung, was er darüber wusste.

Mit keiner bekannten Methode war es gelungen, den Schleier optisch, energetisch oder materiell zu durchdringen, um zu erfahren, was auf der anderen Seite lag.

Als existiere nichts jenseits des Schleiers.

Die aktuellen Nicht-Messergebnisse hinsichtlich des Stardust-Systems ähnelten diesem Schleierphänomen so stark, dass es sich um exakt dasselbe Phänomen handeln konnte. Hatte sich gewissermaßen eine kleinere Version des Schleiers um ihre Heimatwelten gelegt?

Der Gedanke ließ Stuart Lexas Atem schneller gehen, während gleichzeitig sein Herz auszusetzen drohte. So fühlte es sich also an, seine Heimat zu verlieren. Er straffte sich. Ein Sextadimschleier war weitaus angenehmer als die Zerstörung der Heimat, denn, das hatten sie gelernt, er war nichts Endgültiges, Unaufhebbares.

Lexa war überzeugt davon, auf der richtigen Spur zu sein. Doch selbst wenn sich seine Vermutung als zutreffend herausstellen sollte, blieben einige entscheidende Fragen übrig.

Die wichtigste war wohl, warum der Schleier entstanden war. Nichts in Far Away geschah grundlos, allem Anschein zum Trotz. Wer oder was hatte den Sextadimschleier hervorgerufen?

Ohne dass er es wollte, dachte er daran, was geschähe, wenn zu seinen Lebzeiten der Schleier sich nicht mehr auflösen würde.

Er fror bei diesem Gedanken.

 

*

 

Die KATARAKT bildete einen Teil des Stardust-Geschwaders, das schon vor Wochen zum Polyport-Hof KREUZRAD aufgebrochen war. Auch Perry Rhodan war Teil dieses Geschwaders gewesen, und ursprünglich hatte man gemeinsam ins Stardust-System zurückkehren wollen.

Die Ereignisse auf...