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Perry Rhodan 2666: Die Pyramide der Badakk - Perry Rhodan-Zyklus 'Neuroversum'

Arndt Ellmer

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2012

ISBN 9783845326658 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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1,99 EUR


 

1.


 

Arun Joschannan wand sich unter dem Griff der Leibwächter und Spezialisten. Er zappelte wie ein Fisch und entwickelte ungeahnte Kräfte. Ein Prallfeld fing ihn ein. Es kippte den Körper in Schräglage, die Stiefel nach oben, den Kopf nach unten.

»Schnell! Die Medos zu mir!«, rief Tekener.

Joschannan lief dunkelrot an. Er bekam keine Luft. Tekener beugte sich über ihn. Mit dem linken Handschuh packte er den Unterkiefer und zog ihn nach oben, während die Finger der rechten Hand in den Mund fassten. Sie erwischten den gallertartigen Schleim und zogen daran. Der Mund war voll, ebenso die Nase, der Rachen und die Luftröhre. Zwei, drei Mal förderte Tek Klumpen des eklig glibberigen Zeugs zutage, dann griff ein Medoroboter ein.

Das Zischen einer Spritze erklang. Ein Hohltentakel schob sich in den Rachen des Ersten Terraners und saugte den Schleim ab.

»Halt still, Arun!«, versuchte der Vizechef der USO ihn zu beruhigen.

Joschannans Gesicht war inzwischen dunkelblau angelaufen. Der Körper erstarrte im Erstickungskampf. Endlich, nach schier endlosen Augenblicken, röchelte Joschannan – ein gutes Zeichen. Luft drang in seine Lunge. Das leise Jaulen eines Elektromotors verriet, dass der Sauger unter Höchstlast arbeitete.

Inzwischen assistierte ein zweiter Medoroboter und reinigte die Nase.

Tekener trat zur Seite. Der Roboter fuhr ungefragt einen zusätzlichen Tentakel nach hinten aus und reinigte die Handschuhe des Terraners.

Nach und nach hellte sich Joschannans Gesicht auf. Seine Brust hob und senkte sich übermäßig stark. Noch immer drang ein Röcheln aus dem Rachen, mehrmals unterbrochen von Brechreiz. Joschannan übergab sich und spie faustgroße Klumpen des Zeugs aus.

Der Medo fuhr den Saugrüssel ein und ersetzte ihn durch einen dünneren Schlauch, mit dem er die Reste des Schleimes aus der Lunge und den Atemwegen holte.

Wieder beugte sich Tekener über den Ersten Terraner. Dessen schmalrückige Nase ragte bleich in die Landschaft, ein unnatürlicher Kontrast zu dem noch immer geröteten Gesicht. Das blauschwarze Haar klebte am Kopf, als habe jemand aus Versehen zu viel Gel benutzt.

»Arun, kannst du mich hören?«, fragte Tekener.

»Er steht unter einer starken Dosis Beruhigungsmittel«, sagte der Medo. »Erwarte nicht zu viel.«

Tek wandte sich an die beiden topsidischen Leibwächter. »Wie lange?«

Onttril-Gukzz und Tork-Trak stutzten.

Tekener deutete auf das Becken im Boden des ungefähr hundert Quadratmeter großen Raumes und wiederholte seine Frage. »Wie lange war er da drin?«

»Sie haben ihn am späten Nachmittag abgeholt«, sagte Gukzz dann.

»Das klingt gut.« Im Augenblick war später Abend. Joschannan hatte allenfalls ein paar Stunden im Geneseplasma der Badakk gelegen. Seit den Vorgängen auf der Arkonidenwelt Travnor wusste Tekener, dass die völlige Abhängigkeit vom Geneseplasma – beziehungsweise die Ausbildung eines Nervenknotengeflechts im Körper des Opfers – erst nach geraumer Zeit eintrat, er ging von rund 36 Stunden aus.

Tormanac da Hozarius hatte zweimal, aber jedes Mal nur kurz, in dem Becken gelegen. Im Unterschied zu dem Unither Kormph und dessen deutlich längeren »Badezeiten« hatte er keinerlei Suchtverhalten gezeigt.

Tekener erwartete das bei Joschannan ebenfalls nicht. Ein Unsicherheitsfaktor blieb allerdings. Joschannan war Terraner. Sein Metabolismus war ein völlig anderer als der eines Unithers. Und niemand wusste bisher etwas über die Zusammensetzung des Geneseplasmas in dem Becken vor ihren Augen. War die Gallerte identisch mit jener auf Travnor, oder gab es Unterschiede?

»Nehmt Proben des Plasmas und bringt sie in die JULES VERNE!«, wies Tekener die Roboter an. »Vergleicht sie mit denen aus dem Perlitton-System. Wir brauchen die Ergebnisse so schnell wie möglich.«

In den Hallen jenseits des Korridors wurde noch immer gekämpft. Explosionen ließen den Boden erbeben und die Wände wackeln.

Ronald Tekener verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Das Ambiente gefiel ihm. Trübes, diffuses Notlicht im Raum mit dem Genesebecken. In einiger Entfernung ertönte das Fauchen von Energiewaffen und hin und wieder das Knallen herkömmlicher Sprengladungen, mit denen die Badakk offenbar ihren Rückzug absicherten.

Weit würden sie nicht kommen. Draußen auf der Mondoberfläche lauerten Hundertschaften der USO. Getarnt unter Deflektorfeldern sicherten sie den Bereich um die Schlucht ab. Hoch über dem Mond von Theatrum VII hing die JV-1 und wartete nur darauf, dass eines der Schiffe startete und ihr vor die Geschütze flog.

Tekener war überzeugt, dass die Badakk weitere Möglichkeiten in petto hatten, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Meta-Orter der JV-1 lauerte auf die ersten Anzeichen ultra- und suprahochfrequenter Impulse eines Transitparketts. Die Antwort des Kugelriesen stand bereits im Voraus fest: Die JV-1 würde die Landetruppen evakuieren und danach mit Transformkanonen und Paratronwerfern reagieren. Der lediglich 120 Kilometer durchmessende Mond würde infolge des Beschusses auseinanderbrechen, und den dadurch entfesselten Hyperenergien hätten die Schirmsysteme der Nagel- und Fräskopfraumer vermutlich nichts entgegenzusetzen. Die Kettenreaktion war unvermeidlich.

Ronald Tekener spürte keinerlei Hemmungen, den Feuerbefehl zu erteilen. Die Badakk pokerten hoch, und wenn sie verloren, war es nicht sein Problem. Der 120-Kilometer-Brocken hatte zudem keinerlei Bedeutung für den siebten Planeten. Er war zu klein, um sich auf Gravitation, Gezeiten oder die Flugbahn auszuwirken. Sie mussten auf ihn keine Rücksicht nehmen.

Wir kriegen euch!, dachte der USO-Vizechef. Überall!

Badakk und Sayporaner waren Invasoren, ihre Handlungen ließen sich kaum anders erklären. Sie hatten aller Wahrscheinlichkeit nach bereits das Solsystem entführt und planten nun bestimmt Ähnliches mit anderen Welten. Warum sonst sollten sie sich heimlich auf diverse Sonnensysteme und Planeten ausgebreitet haben?

Tabula rasa! Tek grinste. Das alte römische Sprichwort vom leer gefegten Tisch umriss kurz und knapp seine Vorstellungen vom Einsatz im Theatrum-System.

Joschannans Augenlider flatterten. Der Medoroboter zeigte an, dass die Körperwerte des Ersten Terraners noch immer schwankten.

»Ich verabreiche ihm ein Schlafmittel«, sagte der Medo. »In zwei, drei Stunden wird er wieder erwachen.«

Tekener rechnete sich aus, dass sie bis dahin in die JULES VERNE zurückgekehrt sein würden.

Ganz in der Nähe explodierte etwas. Draußen im Korridor flogen Metallfetzen. Fast gleichzeitig tauchte eine wuchtige Gestalt unter der Tür auf. Tekener erkannte hinter der Helmscheibe den Kahlkopf.

Gashwa Perkat! Dann konnten die zusätzlich angeforderten Kampfroboter auch nicht mehr weit sein.

Tek nahm die Ankunft der Oxtornerin mit einem leichten Senken der Lider zur Kenntnis.

 

*

 

Chourweydes hatte sie zu dem Raum geführt und ihnen den Vortritt gelassen. Seither stand der Sayporaner innen neben der Tür und verfolgte reglos das Geschehen. Es sah aus, als interessiere er sich nicht groß für das, was um ihn herum vor sich ging. Der Eindruck täuschte. Es lag am Gesicht dieses Wesens. Wie bei allen Sayporanern wirkte es eigenschaftslos, weder schön noch hässlich, weder energisch noch labil. Nichtssagend.

Tekener wischte den subjektiven Eindruck schnell zur Seite und ging zu dem Sayporaner. Das 1,60 Meter große Wesen wartete, bis er stehen blieb. Dann hob es leicht den Kopf und sah ihn an.

»Danke, dass du uns hergeführt hast«, sagte Tekener.

Chourweydes ließ nicht erkennen, ob er ihn verstanden hatte.

Tekener wiederholte seine Worte.

Der Sayporaner wandte sich ab und kehrte in den Gang zurück. Tekener konnte ihn im letzten Augenblick zurückreißen und verhindern, dass er von einem fliegenden Metallsplitter durchbohrt wurde.

Die gegenüberliegende Wand des Korridors stürzte ein. Dahinter erstreckte sich eine weitläufige Halle. Im ersten Augenblick wirkte sie leer, dann aber zeigten die Hyperorter verschwommene Echos von Deflektorfeldern an.

»Es ist besser, du bleibst in unserer Mitte«, sagte der Terraner zu Chourweydes. »Die Badakk scheuen vor nichts zurück.«

»Sie sind unsere Partner. Wir können uns nicht über sie beklagen.«

Tekener kannte das schon. Die Aussagen zum Verhältnis zwischen den beiden Völkern klangen stereotyp.

»Habt ihr das in der Schule einstudiert?«, wollte er wissen.

Chourweydes gab ihm keine Antwort. Aus seinen senkrecht stehenden, rechteckigen Pupillen musterte er die Anwesenden. »Wenn ihr mir jetzt folgen wollt – ich gehe voraus!«

Tekener untermauerte seine Auffassung von Sicherheit durch den Einsatz eines Prallfelds, das den Sayporaner am Verlassen des Raumes hinderte.

»Bitte warte, bis wir so weit sind. Dann setzen wir unseren Weg unter deiner Führung gern fort.«

Als etwas weiter vorne im Korridor erneut das Geräusch einer Explosion ertönte, sah der Sayporaner endlich ein, dass er ebenso gefährdet war wie seine ungebetenen Gäste.

»Ich bin einverstanden«, sagte er.

Tekener kommunizierte mit den Einsatzgruppen, die sich durch die Station kämpften und aus mehreren Richtungen zu dem Raum mit dem Plasmabecken vorstießen.

Badakk und bewaffnete Sayporaner leisteten erbitterten Widerstand. Der Tod vieler Soldaten schien sie nicht zu kümmern. Tekener sah Hallen, in denen Dutzende toter Badakk lagen. Die dünnen Hüllen ihrer Zylinderkörper waren gerissen. Fetzen wie aus oberflächenverstärkter Folie hingen herab. Das Innere erinnerte ihn an...