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Perry Rhodan-Paket 7: M 87 (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 300 bis 349

Perry Rhodan Redaktion

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845329468 , 3000 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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59,99 EUR


 

1.


 

Leutnant Gazil Rhombat, Offizier vom Dienst und für die Zeitspanne von zwölf bis achtzehn Uhr Befehlshaber der »Innenwache«, traute seinen Augen nicht.

Es war 17:26 Uhr, am 25. August 2435. Rhombat hatte sich vor zehn Minuten entschlossen, die beiden Posten an der Pforte des kleinen Privatparks zu inspizieren. Die Grünanlage war den Wohnräumen des Großadministrators angegliedert und diente zur Erholung des am meisten beschäftigten Mannes im Imperium.

Weit entfernt starteten und landeten die bläulich schimmernden Kugelriesen der Heimatflotte. In der Luft lag ein dumpfes Grollen und Rumoren, das eigentlich niemals ganz verstummte. Man hatte sich daran gewöhnt. Die Einwohner Terranias, der größten und modernsten Stadt der Erde, bezeichneten es spöttisch als »Göttergesang«.

Das war es aber nicht, was Leutnant Rhombat den Atem verschlug.

Er hatte die Posten kontrolliert, die Sauberkeit der Uniformen überprüft, und war dann einige Schritte in den Park hineingegangen. Die Wachsoldaten hatten ihm mitgeteilt, Perry Rhodan hätte vor einer halben Stunde Arbeitsraum III über die breite Freitreppe verlassen, um – wie es schien – die Fische in dem prächtigen Zierteich zu füttern.

Rhombat beabsichtigte keineswegs, den Großadministrator in irgendeiner Form zu stören. Er wollte nur einmal nachschauen, ob alles in Ordnung war. Es gehörte zu seinen Aufgaben.

Wenn er dieses »Nachschauen« von Rhodan unbemerkt erledigen konnte, hatte er seine dienstlichen Obliegenheiten geschickt und gewissenhaft erfüllt.

Also schritt der Offizier der Innenwache auf den Zehenspitzen über den breiten Kiesweg und lugte vorsichtig um die Ecke eines Gewächshauses herum, in dem Rhodan oft Ablenkung suchte.

Bei diesem Blick um die Ecke wäre Rhombat vor Schreck beinahe in den Boden versunken.

Perry Rhodan, das Idol von Milliarden Menschen, gefiel sich darin, eine bildhübsche junge Dame zu umarmen, ihr über die dunkelblonden Haare zu streichen und sie sogar zu küssen.

Leutnant Gazil Rhombat war nur ein Mensch; dazu noch ein Mensch, der seinen Oberbefehlshaber liebte und verehrte.

Es kam Rhombat nicht in den Sinn, Rhodan für dieses Verhalten verantwortlich zu machen. Rhombat war felsenfest davon überzeugt, daß sein Chef in die Fänge eines gewissenlosen Geschöpfes geraten sei.

Selbstverständlich besaß er nicht das Recht, wie ein Racheengel zu erscheinen und seinen Chef darauf aufmerksam zu machen, daß Mory Rhodan-Abro mindestens eintausend Lichtjahre entfernt weilte und daher ein Treuebruch in dieser Form noch widerwärtiger sei, als wenn Mory im Gästehaus der Administratur von Terrania gewohnt hätte.

Nein – das stand Rhombat nicht zu! Da er jedoch zur Solaren Abwehr und überdies zur speziell geschulten Leibwache des Großadministrators gehörte, handelte er auf andere Weise.

Rhombat zog sich leise zurück und rannte zu den beiden Posten hinüber. Die Männer entsicherten automatisch ihre Thermostrahler, als sie ihren Wachoffizier im Sprintertempo näherkommen sahen.

Rhombat blieb stehen, umfaßte die Oberarme der verblüfften Soldaten und zog sie vom Tor weg. Seine Stimme klang erregt.

»Hören Sie genau zu! Der Chef hält es für richtig, eine junge Dame zu küssen. Halten Sie den Mund, Sergeant. Jetzt rede ich! Ich habe keine Ahnung, wer dieses Frauenzimmer ist, das sich hier erdreistet, die menschlichen Schwächen unseres Chefs auszunutzen. Er muß sie durch einen der Geheimgänge eingelassen haben, oder wir hätten sie bemerkt. Sie sollen immer noch den Mund halten, Sergeant!«

Rhombat schaute nervös zur Pforte hinüber und zog die Männer noch tiefer in die Sichtdeckung blühender Ziersträucher.

»Hier Ihre Befehle. Sie lassen niemand in den Park hinein, egal, wer immer den Eintritt fordern mag. Verweigern Sie jede Auskunft. Verschanzen Sie sich hinter meinem Befehl. Ich verantworte das. Niemand darf den Chef in dieser verfänglichen Situation beobachten. Ist das klar? Ich verpflichte Sie zu unverbrüchlichem Stillschweigen. Ein Wort, und ich bringe Sie wegen Eidesverletzung vor ein Kriegsgericht der Abwehr. Ich meine es verdammt ernst! Sie haben über alles zu schweigen, was Sie während Ihrer dienstlichen Tätigkeit sehen und hören. Noch Fragen?«

»Endlich«, seufzte der Sergeant. »Sie hätten mir nicht dauernd das Wort verbieten sollen, Sir. Da hinten kommt Solarmarschall Julian Tifflor. Es sieht ganz so aus, als wollte er in den Park. Was nun, Sir? Wir können doch nicht einen Marschall ...!«

»Schweigen Sie«, unterbrach der Leutnant. Er war blaß. »Gehen Sie ans Tor zurück und sperren Sie den Zugang. Ich spreche mit dem Marschall.«

Julian Tifflor, groß, schlank und infolge seines Zellaktivators noch immer jungenhaft wirkend, wunderte sich über die verkrampften Gesichter der drei Männer. Rhombat grüßte in vorbildlicher Haltung.

Tifflor legte flüchtig die Hand an den Schirm der Dienstmütze und ging so selbstverständlich auf die Pforte zu, wie er immer darauf zugegangen war.

Rhombat rannte an ihm vorbei und stellte sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg.

Der junge Leutnant wußte, daß er Rang, Ansehen und Laufbahn aufs Spiel setzte. Tifflor gehörte zu den wenigen Vertrauten, die Rhodan jederzeit ohne besondere Anmeldung aufsuchen durften.

»Sir – es tut mir außerordentlich leid, aber ich muß Ihnen den Eintritt verwehren«, sagte er hastig. Sein schmales Gesicht zuckte in innerer Erregung.

Julian Tifflor verhielt den Schritt und betrachtete erstaunt das schweißüberströmte Gesicht des Wachoffiziers.

»Wie bitte? Was müssen Sie?«

»Sir, es tut mir leid, Sie dürfen heute nicht den Park betreten. Sir, bitte, seien Sie vernünftig. Vielleicht in einer Stunde, ich meine ...!«

Rhombat suchte nach Worten. Es war ungeheuerlich, einem der höchsten Offiziere des Imperiums zu raten, er solle »vielleicht in einer Stunde« wiederkommen.

Tifflor musterte den jungen Mann unbewegt. Er bemerkte auch, daß Rhombat offenbar unbewußt an seiner Waffentasche herumfingerte und den Sicherungsschalter des Impulsstrahlers auf Feuerstellung schob.

Tifflor beherrschte sich. Nur seine Stimme klang sehr kühl.

»Sie müssen entweder geistig verwirrt oder betrunken sein. Im ersten Falle werde ich Ihnen verzeihen und Sie zu einem Arzt schicken. Sollten Sie jedoch betrunken sein, werde ich Sie mit aller Härte bestrafen. Melden Sie sich sofort beim Chef des Palastkommandos. Sie werden abgelöst. Und nun geben Sie gefälligst den Weg frei.«

Rhombat handelte nun tatsächlich wie ein Geisteskranker. Er zog seine Waffe und richtete die Mündung auf den Marschall. Tifflor verfärbte sich. Hilfesuchend sah er zu den Soldaten hinüber, doch sie trafen keine Anstalten, ihm behilflich zu sein.

»Ist – ist das eine Revolte?« erkundigte sich Tifflor stockend.

»Nein, Sir, nein, um Himmels willen nein. Sir, mir bleibt keine andere Wahl! Bitte, entfernen Sie sich. Ich ...!«

»Zu spät, Leutnant«, sagte der Sergeant plötzlich laut. »Drehen Sie sich um. Der Chef kommt soeben um das Gewächshaus herum – mit dieser Person!«

Rhombat ließ die Waffe sinken. Seine Schultern zuckten. Tifflor sah zu dem langsam näherkommenden Paar hinüber und winkte geistesabwesend. Er begann erst zu begreifen, als Rhombat fast schluchzend sagte:

»Sir, ich wollte verhindern, daß der Chef mit – mit diesem verworfenen Geschöpf gesehen wird; egal von wem. Sir, der Chef ist verheiratet!«

Tifflor riß Mund und Augen auf. Seine Lippen begannen verdächtig zu zucken. Schließlich sagte er mit schwankender Stimme:

»Sie sind der größte Hammel des Solaren Imperiums, Leutnant! Das ›verworfene Geschöpf‹ ist Rhodans Tochter, die wieder einmal ihren Vater besucht. Was haben Sie denn?«

Rhombat sah nur noch rote Nebel vor seinen Augen wallen. Als er ohnmächtig wurde, fing ihn der Sergeant auf.

Perry Rhodan erreichte die Gruppe. Sein bisher freudestrahlendes Gesicht wurde sofort ernst.

Ehe er Fragen stellen konnte, erklärten Tifflor und der Sergeant den Vorfall. Die beiden Posten standen steif und starr wie Statuen. Rhodan wechselte mit der hochgewachsenen jungen Frau einen langen Blick.

Suzan Betty Rhodan, geboren am 16. August 2405, bückte sich und wischte dem Offizier den Schweiß von der Stirn. Als sie wieder aufsah, war sie sehr nachdenklich.

»Mir scheint, Papa, als würde mit diesem jungen Mann ein zukünftiger Flottenführer oder großer Staatsmann heranreifen. Weißt du überhaupt, wie sehr dich deine Männer verehren? Er hat alles aufs Spiel gesetzt. Es grenzt an Selbstmord, einen Solarmarschall mit der Waffe zu bedrohen, nur um dich nicht zu kompromittieren. Tiff, tue mir den Gefallen und vergiß die Sache.«

Rhodans Augen, dachte Tifflor. Sie hat die Augen ihres Vaters.

Laut fügte er hinzu:

»Hinsichtlich der Umstände ist das selbstverständlich. Rhombat und diese beiden Posten haben mehr persönlichen Mut bewiesen als mancher Schlachtenheld, der nur deshalb zum Helden wurde, weil ihm sein Selbsterhaltungstrieb keine andere Wahl ließ. Seit wann hältst du mich für einen Unmenschen, Krausnase?«

Suzan lachte. Ihr herbes Gesicht entspannte sich und wurde fraulich weich.

»Krausnase! Das habe ich schon lange nicht mehr gehört. Fassen Sie mal mit an, Sergeant.«

Leutnant Rhombat erwachte. Er kam so schnell zu sich, daß er mit einem Aufschrei hochsprang und wankend nach einem Halt tastete. Es sprach für Rhodans Menschlichkeit, daß er dem jungen Mann unter die Arme griff und beruhigend sagte:

»Nun mal langsam mit den jungen Gäulen,...