dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

Perry Rhodan 23: Die Maahks (Silberband) - 3. Band des Zyklus 'Die Meister der Insel'

H.G. Ewers, Kurt Mahr, K.H. Scheer, William Voltz

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845330228 , 416 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

Geräte

9,99 EUR


 

1.


 

 

Das lautlose Feuerwerk titanischer Energien schien weder Anfang noch Ende zu kennen.

Nicht immer war für menschliche Augen sichtbar, was unablässig zwischen den Sonnen der galaktozentrischen Sternenballungen hinüber- und herüberflutete gleich den Gezeiten eines irdischen Meeres. Nur dann, wenn sich die normalerweise unsichtbaren Strahlen an Materienebeln brachen, zuckten helle Blitze durch die scheinbare Leere, erstrahlte dort, wo eben noch Dunkelheit gewesen war, eine berauschend schöne Kaskade leuchtender Farben.

Und manchmal wurde das Licht gleich von einer ganzen Kette kugelförmiger Körper wie von riesigen Spiegeln zurückgeworfen.

Der große Frontbildschirm in der Zentrale des Raumschiffes veränderte seine Helligkeit im gleichen Takt wie das stumme Naturschauspiel.

Gegen die wechselnde Helligkeit hob sich die statuenhaft reglose Silhouette eines hochgewachsenen Mannes ab.

Solarmarschall Julian Tifflor hatte die Augenlider halb gesenkt, um nicht geblendet zu werden von der verschwenderischen Lichtfülle. Doch nicht das unvergleichlich schöne und zugleich bedrohlich wirkende Naturschauspiel war es, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Seine Blicke hingen unverwandt an der ungewöhnlichen Konstellation sechs blauer Riesensterne.

Das Ungewöhnliche daran konnten nur Eingeweihte mit bloßem Auge erfassen.

Oftmals bildeten die blauen Sonnenriesen offene oder geschlossene Sternhaufen.

Doch niemals ein genaues geometrisches Sechseck.

Bis auf eine Ausnahme: den galaktozentrischen Sechsecktransmitter eines in der Andromedagalaxis lebenden Volkes, das man »Meister der Insel« nannte.

»Unglaublich!« äußerte Tifflor.

Hinter ihm ertönte ein glucksendes Lachen.

»Was Sie nicht sagen! Unglaublich ...! Man sollte meinen, Sie hätten während Ihrer Tätigkeit bei der Flotte die Fähigkeit verloren, sich über etwas zu wundern.«

Julian Tifflor drehte sich um und blickte in die halb unter Fettpolstern verborgenen stechenden Augen eines hünenhaften, kahlköpfigen Zivilisten mit blaugeäderten Hängebacken. Professor Dr. Arno Kalup, der Konstrukteur des Lineartriebwerks, war für seine respektlosen Bemerkungen und Ausbrüche bekannt.

Tifflor lächelte spöttisch.

»Sie halten es wohl für selbstverständlich, daß jemand nicht nur die Energie für seine Transmitter aus einem Sonnensechseck bezieht, sondern die Sonnen selbst als Bestandteile eines gigantischen Transmitters benutzt? Nein, sagen Sie nichts!« wehrte Tifflor ab, als der Hyperphysiker den Mund öffnete. »Wenn Sie mit ›ja‹ geantwortet hätten, würde ich Ihnen nämlich entgegenhalten, daß auch Sie nicht von allein auf den Gedanken gekommen wären, man könnte sechs gigantische Sonnen wie Erbsen auflesen und zu einem Sechseck ordnen, in dessen Zentrum ein Transmissionsfeld fast unvorstellbarer Stärke aufgebaut werden kann.«

Professor Kalups Hängebacken zitterten vor Empörung. Er gab ein Schnaufen von sich, das sich wie entweichender Dampf anhörte.

Aber bevor er etwas sagen konnte, schrillte die Alarmglocke. Eine dröhnende Baßstimme hallte durch die Zentrale und meldete die Entstehung n-dimensionaler Eruptionen zwischen den sechs Sonnen.

Julian Tifflor hatte im gleichen Augenblick den Hyperphysiker vergessen. Angespannte Erwartung im Gesicht, ließ er sich in den Sessel neben Oberst Haile Trontor fallen, den epsalischen Kommandanten der PERIKLES, eines Superschlachtschiffes der Solaren Flotte.

Er richtete keine Frage an Trontor. Wenn der Epsaler vor Eruptionen warnte, dann meinte er keinen der hier üblichen Entladungsstürme. Besorgt musterte Tifflor die Anzeigen der Ortung. Hier sah es ein wenig anders aus als auf den Bildschirmen der Panoramagalerie. Das, was dort von Zeit zu Zeit wie eine Kette kugelförmiger Reflektoren aufgeflammt war, stand hier als unüberschaubarer Schwarm grünlicher Ortungsreflexe relativ unbeweglich im Raum:

Achttausend Raumschiffe der Solaren Flotte ...!

Des Großadministrators Befehl, überbracht von dem Kommandanten der ANDROTEST I, dem ersten terranischen Raumschiff mit einer Reichweite von einer Million Lichtjahren, hatte eine gewaltige Streitmacht vor das Sonnensechseck im Zentrum der Galaxis in Marsch gesetzt. Fünftausend der achttausend Raumschiffe waren schwere und schwerste Einheiten der Solarflotte, die restlichen dreitausend stellten quasi nur gigantische Transporthüllen dar, ausgerüstet mit allen Gütern, die zur Errichtung eines Stützpunktes inmitten des Leerraums benötigt wurden.

»Überlegen Sie, ob die Besatzungen aufgeweckt werden sollten ...?«

Julian Tifflor wandte sich nicht um. Er nickte nur. Professor Kalup hatte genau sein Hauptproblem berührt. Die fürchterlichen Ent- und Rematerialisierungsschocks beim Durchgang durch den Sechsecktransmitter ließen sich nur dann ohne schwerwiegende psychische Schäden ertragen, wenn die organische Besatzung sich in einer Tiefkühlnarkose befand.

Die Flotte stand zum Transmitterdurchgang bereit. Tifflor wartete nur noch auf die Bestätigung, daß die ersten drei ausgesandten Fragmentraumschiffe wohlbehalten im Twin-Empfänger angekommen waren, die die Posbis unaufgefordert zur Verfügung gestellt hatten. Die Bestätigung sollte über die dichtgestaffelte Hyperfunkrelaiskette direkt von Kahalo kommen. Denn Aufgabe der Fragmentraumer war es nicht nur, nach Twin vorzustoßen und sich dort umzusehen, sondern darüber hinaus festzustellen, ob die Justierung auf Kahalo noch Gültigkeit hatte.

Wenn sie über Kahalo rematerialisierten, bedeutete dies das endgültige Signal für Tifflors Flotte, durch das Sonnensechseck zu gehen und die Welten des Twin-Systems zu besetzen.

Achttausend Schiffsbesatzungen – mit Ausnahme der zahlenmäßig geringen Zentrale-Bereitschaften – befanden sich in der Tiefkühlnarkose und damit in einem Zustand, der von der Medizin als nahezu gleichbedeutend mit »klinisch tot« bezeichnet wurde.

»Nein!« sagte Tifflor laut, und seine Stimme klang rauh. »Es wäre sinnlos. Keiner würde schnell genug zu sich kommen, um in einem Katastrophenfall handlungsfähig zu sein. Statt dessen würden sie nur die Zentrale-Bereitschaften behindern.«

Es war, als hätte er mit seinen Worten das Unheil geradezu über die Flotte heraufbeschworen. Eine Sturzflut ungebändigter gravitatorischer und magnetischer Energie schlug über der PERIKLES zusammen, riß die Schutzschirme, die dem Anprall eines kleinen Planetoiden widerstanden hätten, auseinander und verwandelte das fünfzehnhundert Meter durchmessende Kugelschiff in einen in den Zellnähten kreischenden, hin und her geschlagenen Ball.

Julian Tifflor stürzte, als die Kontursessel vor ihm von der Rettungsschaltung ruckartig in die Waagerechte gerissen wurden. Fahlgelbe Blitze schossen aus durchgeschlagenen Sicherungen, winzige Trümmerstücke zirpten als tückische Querschläger durch die Zentrale, die sich von einem Augenblick zum anderen mit beißendem Rauch füllte.

Als Tifflor sich darüber zu wundern begann, daß nicht schon der erste mörderische Ruck ihn an der Zentralerückwand zerschmettert hatte, fühlte er den eisernen Griff an seiner Hüfte.

Dann lag er auf dem Gesicht, und die jählings einsetzende Stille wirkte derartig schockierend, daß er das Bewußtsein verlor.

 

Die Bewußtlosigkeit konnte höchstens einige Sekunden angehalten haben.

Als Julian Tifflor zu sich kam, wurde er eben von Oberst Trontor hochgezerrt.

Gedankenlos wischte er sich das Blut von den zerschlagenen Lippen.

»Was liegen für Meldungen vor, Oberst?«

»Man beginnt erst jetzt zu reagieren!« dröhnte Trontors Baß. Er wies mit seiner mächtigen Hand auf das Meldepult des Flaggschiffes der Zentrumsflotte. Das Meldepult nahm einen Platz von einem Quadratmeter ein. Auf diesem engen Raum befanden sich dicht an dicht liegende Zahlenkolonnen. Für jedes der achttausend Schiffe existierte eine Zahl in einem winzigen Feld, und augenblicklich erschienen in dem schwarzen Quadrat die ersten grünen Tupfen.

Julian Tifflor suchte vergeblich nach rotleuchtenden Zahlenfeldern. Als er keines fand, atmete er auf. Wenigstens schien es keinen Totalausfall gegeben zu haben.

Nach fünf Minuten stand es fest, daß kein einziges Schiff ernstlich beschädigt worden war. Nur vierzehn Transporter und ein Leichter Kreuzer meldeten teilweisen Ausfall der Schutzschirmprojektoren, der jedoch durch die anderen Aggregate überbrückt werden konnte.

»Sieht so aus, als hätten wir Glück gehabt«, bemerkte der Epsaler. Er lachte, und es klang, als trompetete ein Elefantenbulle.

Tifflor stöhnte. Epsaler galten als die fähigsten Raumschiffoffiziere, aber die gewaltige Größe der umweltangepaßten Menschen von Epsal wirkte sich natürlich auch auf die Stimme aus; es war alles andere als Nervenbalsam, einen Epsaler sprechen oder gar lachen zu hören.

»Das war schon bald ein Wunder«, entgegnete Tifflor bedächtig. Nach einer Pause setzte er hinzu: »Haben Sie noch keine Hyperkommeldung von Kahalo vorliegen?«

Als hätte der Hyperkom nur auf diese Frage gewartet, lief mit hellem Pfeifton eine Raffermeldung ein. Automatisch begann die große Bordpositronik mit der Entschlüsselung, und da sie den betreffenden Kode in ihren Speicherzellen fand, lag der Klartext nach einer Sekunde Wartezeit vor.

Professor Kalup kletterte ächzend aus seinem Sessel.

»Die Fragmentraumer sind zurückgekehrt!« verkündete er triumphierend. »Das erste Mal, daß es Schiffen gelungen ist, vom Twin-System aus auf dem gleichen Weg in die Galaxis zurückzukommen!«

Tifflor nickte nur. Der Weg nach Twin war damit endgültig frei. Die Posbis hatten keine fremden Aktivitäten im...