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Perry Rhodan 52: Exil im Hyperraum (Silberband) - 8. Band des Zyklus 'Die Cappins'

Clark Darlton, H.G. Ewers, William Voltz

 

Verlag Perry Rhodan digital, 2011

ISBN 9783845330518 , 416 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz frei

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9,99 EUR


 

1.


 

Milchstraße

März 3117

 

 

Kurz nachdem die DOLDA den Blues-Sektor der Milchstraße verlassen hatte, begann die Katastrophe. Allerdings ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand an Bord den ganzen Umfang des Unglücks, das über sie hereinbrach und dem niemand entgehen würde.

Aber Regus Ferrin hatte ja von Anfang an herumgeunkt, als sie den verbotenen Blues-Sektor anflogen, um dort ihre Ladung mit wertvollen Pelzen und Rohstoffen loszuwerden. Sie kamen von dem Planeten Imax-Neo, einem der berüchtigtsten Umschlagplätze für illegale Handelswaren. Und die DOLDA führte in der Hauptsache illegale Handelswaren.

Regus Ferrin war der stellvertretende Kommandant der DOLDA, einem uralten Kugelraumer der Handelsklasse mit sechzig Metern Durchmesser und bald auseinanderfallenden Kalupkonvertern. Schon seit Jahren hätte das Schiff überholt werden müssen, aber Balton Wyt hatte immer wieder müde abgewinkt, wenn ihm jemand damit kam.

Noch hielt die künstliche Atmosphäre im Schiff, noch erneuerte sich der Sauerstoffvorrat in den entsprechenden Klimaanlagen, und noch ging das Schiff nach Bedarf in den Linearraum. Noch fiel es eben nicht auseinander, allen Voraussagen zum Trotz.

Balton Wyt lag auf seinem Bett, angezogen und unrasiert, als Regus Ferrin ohne anzuklopfen eintrat und sich in den nächstbesten Sessel warf. Er entzündete eine dicke, übelriechende Zigarre und verpestete mit ihr die Luft.

»Ich habe es ja gesagt, Balton, und du hast nicht auf mich gehört!«

Der Kommandant des Handelsschiffes, wie er den alten Kasten selbst gern nannte, drehte sich unwillig auf die andere Seite und musterte den Störenfried aus zusammengekniffenen Augen. Er war über ein Meter neunzig groß, stark gebaut und hatte schulterlange, rote Haare. Seine Stimme war schleppend.

»Was hast du gesagt, mein lieber Regus?«, fragte er.

»Dass wir nicht heil zurückkehren würden. Es ist verboten, von Terra aus den Blues-Sektor anzufliegen. Wir haben das Gesetz übertreten.«

Balton Wyt gähnte gelangweilt.

»Na und? Haben wir nicht glänzende Geschäfte gemacht? Haben wir die Eingeborenen von Imax-Neo nicht phantastisch übers Ohr gehauen? Sind unsere Laderäume nicht vollgestopft mit Gütern, für die wir auf dem nächstbesten Handelsplaneten das Zehnfache unseres Einsatzes zurückerhalten? Möchte wissen, was du hast!«

»Ich habe noch nichts, aber Bronchus hat etwas! Er ist krank!«

Balton Wyt gähnte abermals.

»Und das nennst du eine Neuigkeit? Bronchus ist doch immer krank, wenn es irgendwo nach Arbeit riecht. Hattest du ihn vielleicht aufgefordert, Staub zu wischen?«

Regus Ferrin blieb ernst.

»Er hat blauschwarze Flecken am ganzen Körper. Sieht aus wie die Pest. Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Schmerzen, Fieber ...«

»Hör auf, das reicht!« Balton Wyt richtete sich ein wenig auf und achtete darauf, dass er mit dem Kopf nicht gegen die Kontrollinstrumente stieß, die rings um sein Bett in sinnvoller Art und Weise angebracht waren. Er war durchaus in der Lage, die DOLDA von hier aus manuell zu steuern. »Sonst noch jemand?«

»Es sieht nicht so aus.«

»Er muss sofort isoliert werden. Sperr ihn irgendwo ein. Und da bleibt er, bis wir ihn absetzen können.«

»Und wenn er uns schon angesteckt hat?«

Balton Wyt ließ sich in die Kissen zurücksinken. Er schloss die Augen. Seine Gedanken kehrten zurück zu jenem Augenblick, in dem er auf dem Raumhafen von Imax-Neo den Kranken gesehen hatte. Der Mann musste ein Angestellter der dortigen Behörde gewesen sein, jedenfalls trug er eine Uniform und hatte mit der Abfertigung von Zollgütern zu tun. Sein Gesicht wies drei oder vier blauschwarze Flecken auf, die Balton zuerst für Geburtsmale gehalten hatte. Aber dann hatte er aus der Ferne gesehen, wie der Mann plötzlich wankte und sich setzte. Sekunden später waren zwei andere Angestellte dagewesen, hatten ihn gepackt und davongeschleppt.

Die Erinnerung an das scheinbar bedeutungslose Ereignis zog im Bruchteil eines Augenblicks an ihm vorüber.

»Blauschwarze Flecken sagst du?«

»Ja«, gab Regus zur Antwort. »Sie werden dick wie Blasen, und dann platzen sie. Schrecklich!«

»Isolieren, wie ich anordnete! Und beeile dich, Regus! Ich fürchte ...« Balton Wyt schwieg.

»Was fürchtest du?«, fragte Regus Ferrin ahnungsvoll.

»Dass wir noch Schwierigkeiten bekommen werden.«

»Die haben wir bereits«, behauptete Regus und verließ die Kabine, um den Befehl des Kommandanten auszuführen.

Bronchus starb einige Stunden später, und um eine Ansteckung zu vermeiden, öffnete Regus Ferrin einfach die Ladeluke. Die entweichende Luft riss den verunstalteten Körper des Toten mit sich.

Eine Stunde danach wurde Galla isoliert, als die ersten Anzeichen der tödlichen Krankheit sich bei ihm bemerkbar machten.

 

Balton Wyt hatte sich aufgerafft und rasiert. Nach dieser anstrengenden Tätigkeit streckte er sich wieder auf seinem Bett aus und schaltete den Interkom ein. Der Bildschirm war so angebracht, dass Wyt in Rückenlage den ganzen Kontrollraum überblicken konnte. Meist tat dort Regus Ferrin Dienst, und wenn der Kapitän ihn ablöste, geschah das vom Bett aus.

Regus war nicht zu sehen, aber Jenner Fox hatte seinen Posten übernommen. Balton beobachtete ihn scharf und stellte fest, dass sein alter Freund übermüdet sein musste. Seine Bewegungen waren so langsam und schleppend, als wolle er jeden Moment einschlafen.

Er machte sich bemerkbar. »He, Jenner, was ist mit dir? Getrunken?«

Jenner Fox sah in die Kamera und grinste mühsam.

»Mich hat es auch erwischt, Chef. Ich fürchte, wir sind schon alle infiziert. Die DOLDA wird den nächsten Handelsplaneten nie und nimmer erreichen. Vorher sind wir alle umgekommen ...«

»Ruhig!«, brüllte Balton Wyt ihn an. »Willst du den Rest der Männer auch noch verrückt machen? Wo steckt Regus?«

»Er hat ein Begräbnis, Chef. Jean hat es überstanden. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann diesen: Bleib in deiner Bude und versuch, irgendwo zu landen, auch wenn es ein unbewohnter Planet ist. Verlasse das verseuchte Schiff und schlag dich in die Büsche. Lieber mit Affen leben, als überhaupt nicht leben.«

»Wo stehen wir jetzt überhaupt?«

»Eastside, am Rand des Blues-Sektors. Entfernung von Terra ungefähr 37.000 Lichtjahre. Das schaffen wir nie.«

»Wollen wir auch nicht. Wenn die etwas von einer Seuche hören ...«

»Es gibt ein paar relativ unbekannte Systeme in der Umgebung von tausend Lichtjahren, Chef. Techmas Stern zum Beispiel. Soll nur einen Planeten haben, ungesund und wenig Sauerstoff. Aber Techmas Stern ist einer von fast hundert im Sternhaufen EX-2830. Unerforscht, die Sonnen stehen jedoch dicht zusammen. Ein Kinderspiel für die alte DOLDA.«

»Gib mir Bescheid, wenn Regus zurück ist«, sagte Balton Wyt und unterbrach die Verbindung.

Vielleicht war alles halb so schlimm, vielleicht waren sie nicht alle von der Seuche erfasst worden. Er würde auf alle Fälle seine Kabine nicht mehr verlassen. Im Kühlfach waren noch Lebensmittel für einige Tage, verhungern würde er also kaum. Und auch mit Jenner Fox oder Regus Ferrin würde er nur noch über Interkom Kontakt aufnehmen.

Notfalls würde er die DOLDA vom Bett aus zum nächsten Planeten bringen.

Balton Wyt war einer jener Freifahrer, deren oberster Gebieter einmal Roi Danton gewesen war. Das war auch der Grund, warum sie von den Schiffen des Solaren Imperiums nicht verfolgt oder kontrolliert wurden. Mit einer tödlichen Seuche an Bord veränderten sich die Verhältnisse allerdings.

Es war Balton Wyt klar, dass er mit seinem Schiff keinen bewohnten Planeten anfliegen durfte. Nicht nur die Gewissheit, keinen freundlichen Empfang zu erhalten, hinderte ihn daran, sondern der Rest von Verantwortungsgefühl, der ihm verblieben war.

Regus Ferrin meldete sich von der Kommandozentrale aus.

»Hör zu, Balton, es sieht schlecht aus. Vier weitere Männer sind erkrankt. Hoffnungslos! Ich habe sie bereits in die Todeskammer geschickt, denn es gibt keine Möglichkeit, ihnen zu helfen. Jenner hat zwar noch keine Flecken, aber ihm wurde übel. Ich fürchte, er ist auch bald soweit.«

»Und was ist mit dir?«, erkundigte sich Wyt misstrauisch.

Ferrin grinste. »Bis jetzt noch nichts, wenn du das meinst. Wir beide scheinen immun zu sein.«

»Trotzdem bleibst du dort, mein Freund. Ich habe die Tür verschlossen.«

»Keine Sorge. Aber auch das würde dir nichts helfen, denn die gesamte Atemluft der DOLDA ist infiziert.«

Wyt sah Ferrin wütend an.

»Du hast eine seltene Art, deine Mitmenschen zu erschrecken.«

»Ich sage dir nur die Wahrheit, Balton. Wenn das so weitergeht, haben wir das Ende unserer Reise erreicht.«

Wyt schüttelte den Kopf. »Noch nicht, Regus, noch nicht! So schnell gebe ich die Hoffnung nicht auf. Noch sind wir beide nicht krank. Vielleicht hast du in der Annahme recht, dass wir immun sind. Bist du in Imax-Neo-City ausgegangen?«

»Natürlich nicht! Ich werde mein Geld doch nicht ...« Regus unterbrach sich. »Mensch, Balton, das ist vielleicht unsere Rettung! Die anderen haben ...«

»Warten wir ab«, dämpfte Wyt den Optimismus seines Freundes. »Sieh dir inzwischen die Spezialkarten von EX-2830 genauer an. Nimm Kurs darauf!«

Regus Ferrin nickte.

 

Balton Wyt hingegen versetzte sich im Geist noch einmal in jene Zeit zurück, da er mit seiner wertvollen Ladung den Planeten Imax-Neo ansteuerte und dort landete. Er versuchte, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, die...