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Jerry Cotton 2784 - Kinderhandel

Jerry Cotton

 

Verlag Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN 9783838703756 , 64 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,99 EUR

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(S. 6-7)

Wir waren einem U-Bahn-Mörder auf der Spur, der schon in Boston, Philadelphia und Washington, D.C. zugeschlagen hatte und als ›Subway-Killer‹ durch die Gazetten geisterte. Dreist, wie er war, hatte er einen weiteren Mord in New York angekündigt, und alle verfügbaren Kräfte des NYPD, FBI und der Transit Police waren rund um die Uhr im Untergrund unterwegs. Er wollte uns lächerlich machen und gehörte so schnell wie möglich in den Knast, am besten bis ans Lebensende. Phil und ich hatten die halbe Nacht in der Linie 1 verbracht und waren gefühlte hundert Mal zwischen der Bronx und South Ferry unterwegs gewesen.

Uns erschien es fast wie Hohn, dass die Kollegen in Philly die Festnahme des Killers meldeten, als wir um drei Uhr morgens an die Oberfläche kletterten. »Sechs Stunden früher, und ich hätte mein Date mit der Lehrerin geschafft«, seufzte Phil. »Ich hätte nicht gedacht, dass mir eine Lehrerin noch was beibringen könnte, aber die hat es drauf.« »Das hast du bei der Volleyballerin auch gesagt, und dann hat sie dich wie eine heiße Kartoffel fallenlassen.« Phil hob den rechten Zeigefinger. »Sie zog es vor, mit einem reichen Sugar Daddy in die Heia zu steigen, das ist was anderes. Ich hatte keine Lust, meine Ersparnisse für sie zu opfern.«

Ich schlug den Kragen meines Regenmantels gegen den unangenehmen Schneeregen nach oben und atmete die frische Nachtluft ein. »Wie wär’s mit einem vorgezogenen Frühstück? Eier mit Speck, dazu ein halbes Dutzend Pfannkuchen mit Sirup und gebuttertem Toast? Ich lade dich ein.« Er blieb stehen und blickte mich erstaunt an. »Hast du in der Lotterie gewonnen? An der Börse spekuliert? Eine reiche Freundin, von der ich nichts weiß?« »Agent«, erklärte ich. »Agent?« »Ein Außenseiter beim letzten Rennen. Ich hab auf ihn gesetzt, weil mir der Name so gut gefiel. Hundert Dollar.« »Na, dann …« Wir waren schon auf halbem Weg zum Coffee Shop gegenüber, als mein Handy erneut klingelte. Diesmal war Mr High dran. Auch er hatte Überstunden wegen des Subway-Killers gemacht. In einer bösen Vorahnung blieb ich mitten auf der Eighth Avenue stehen.

»Chef?« »Ich weiß, Sie wollten gerade nach Hause gehen, Jerry«, kündigte er einen neuen Auftrag an. »Aber ich muss Sie leider bitten, noch ein paar Stunden dranzuhängen. Aus der Neugeborenen-Station des Roosevelt Hospital wurde ein Baby entführt. Lieutenant Conolly vom Achtzehnten erwartet Sie bereits.« »Wir sind schon unterwegs, Chef.« »Ich weiß Ihren Einsatz zu schätzen, Jerry. Natürlich gilt mein Dank auch Special Agent Decker. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, ja? Bei Entführungen reagiert der Bürgermeister immer sehr empfindlich, vor allem, wenn es um ein Neugeborenes geht.«

»Vielen Dank, Sir.« Ich wartete, bis er aufgelegt hatte, und wandte mich an Phil: »Ein Neugeborenes wurde aus dem Roosevelt entführt. Unser Fall.« »Bye, bye, Frühstück«, erwiderte Phil. »Und ich hatte mich schon darauf gefreut, endlich mal wieder was Anständiges in den Magen zu bekommen.« Er blickte mich an. »Ein Baby?« Wir rasten mit Rotlicht und Sirene zum Roosevelt Hospital. Ein handfester Mord wäre uns lieber gewesen, denn obwohl wir vom FBI ständig mit Entführungen zu tun hatten, machten sie doch am meisten Ärger, besonders wenn es um Kinder ging. Wenn die Emotionen hochkochten, erlebte man zu viele Überraschungen. Aber auch in unserem Job konnte man sich die Arbeit nicht aussuchen. Wir hofften nur, dass es sich bei dem entführten Baby nicht um die Tochter der TV-Wetterfee handelte, die uns seit zwei Wochen von jeder Plakatwand entgegenlachte und mit dem Spruch: Ich freue mich auf mein Baby! für ihre nervige Doku-Soap warb. Wenn es was Schlimmeres als entführte Babys gab, waren es entführte Babys von prominenten TV-Gesichtern. Wir parkten vor dem Krankenhaus und zeigten einem Uniformierten unsere Ausweise. »Siebter Stock!«, wies er uns den Weg. »Aber erschrecken Sie nicht …«