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Life

Keith Richards

 

Verlag Heyne, 2010

ISBN 9783641051747 , 736 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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9,99 EUR


 

KAPITEL 3 (S. 70-71)

In dem ich die Kunstschule besuche, die meine Gitarrenschule wird. Ich habe meinen ersten Auftritt und kriege am selben Abend ein Mädchen ab. Am Bahnhof Dartford treffe ich Mick Jagger mit seinen Chuck-Berry-Platten. Wir fangen an zu spielen - Little Boy Blue and the Blue Boys. Im Ealing Club lernen wir Brian Jones kennen. Im Bricklayers Arms erringe ich Ian Stewarts Anerkennung, und um ihn herum formieren sich die Stones.

Wir hätten gerne Charlie Watts dabei, können ihn uns aber nicht leisten. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn sie mich nicht in Dartford rausgeschmissen und zur Kunstschule geschickt hätten. In Sidcup war in Sachen Musik viel mehr los als bei der Kunst, genau wie in all den anderen Kunstschulen im Londoner Süden, die Vorstadt-Beatniks produzierten - und genau darauf war ich aus.

Tatsächlich gab es am Sidcup Art College so gut wie gar keine »Kunst«. Schon nach kurzer Zeit wurde klar, wofür man hier abgerichtet wurde, und es hatte nichts mit Leonardo da Vinci zu tun. Regelmäßig tauchten für einen Tag oder auch eine Woche Trupps von frisch gebügelten kleinen Arschlöchern in Schlips und Kragen von J. Walter Thompson oder einer der anderen großen Werbeagenturen bei uns auf, um die Kunststudenten zu verscheißern und so viele Mädels wie möglich aufzureißen. Sie kommandierten uns herum, und wir lernten, wie man Werbung macht.

Als ich in Sidcup anfing, hatte ich erst mal ein tolles Gefühl von Freiheit. »Heißt das, man kann hier tatsächlich rauchen?« Man war da mit lauter verschiedenen Künstlern zusammen, auch wenn es eigentlich gar keine richtigen Künstler waren. Aber sie waren anders, und darauf kam es mir damals an. Einige hier waren Exzentriker, andere einfach Möchtegerne, aber sie waren ein interessanter Haufen und unterschieden sich total von dem, was ich gewohnt war.

Wir kamen alle von reinen Jungenschulen, und plötzlich saß man mit Mädchen in der Klasse. Jeder ließ sich die Haare wachsen, eben weil man es durfte. Es war gerade so das Alter dafür, und aus irgendeinem Grund fühlte es sich gut an. Und endlich konnte man anziehen, was man wollte; jeder von uns hatte vorher Schuluniform getragen. Man freute sich darauf, morgens den Zug zum Sidcup zu besteigen. Man freute sich wirklich darauf. In Sidcup war ich »Ricky«."