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L wie Liebe (Staffel 3)

Ruth Gogoll

 

Verlag édition el!es, 2013

ISBN 9783956090219 , 240 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

1. Kapitel


   Peep Peep   

Marlene stand vor dem schäbigen Gebäude im Bahnhofsviertel und betrachtete die Fotografien in den Schaukästen am Eingang.

Bilder grell geschminkter Frauen, deren ursprüngliche Gesichter man kaum noch erkennen konnte. Gut, das sah sie jeden Tag, wenn sie beim Dreh war, das war nichts Besonderes.

Allerdings waren diese Frauen hier keine Kolleginnen, jedenfalls nicht direkt, weshalb sie sich von ihnen etwas mehr . . . Anregung erhoffte. Da hatte Carmen recht gehabt, die fehlte ihr wirklich in letzter Zeit, die Anregung, die tatsächliche Erregung, nicht die für andere vor der Kamera gespielte.

Ein Bordell kam für sie als Frau nicht in Frage, die ließen sie gar nicht rein, aber eine Peepshow – da konnte ihr niemand den Eintritt verweigern.

Sie ging durch einen dunklen, gekachelten Tunnel, der so roch, wie es halt riecht, wenn Männer den Weg zur Toilette nicht mehr finden, nach hinten zum Eingang des ehemaligen Kinos, das jetzt die Kabinen für – üblicherweise – Männer beherbergte, die sich gegen ein paar Euro Entgelt die intimen Körperteile einer Frau näher betrachten wollten.

Marlene musterte die Türen der Kabinen. Die meisten standen offen, es war noch früh am Tag. Sie suchte sich eine aus und ging hinein. Selbst sie verzog bei diesem Geruch das Gesicht. Nach Sperma und männlichen Ausdünstungen roch es auch im Studio, wenn sie drehte, aber hier, in dieser Enge, war der Geruch noch mehr verdichtet, eigentlich unerträglich. Er hing in jeder Faser.

Aber sie war ja hart im Nehmen. Sie setzte sich auf den Stuhl, der vor der jetzt noch durch eine Jalousie verdeckten Scheibe stand. Der Stuhl klebte, aber davon ließ sie sich nicht abhalten.

Sie zog ihr Portemonnaie aus der Hosentasche und sammelte ein paar Euro zusammen. Obwohl es ja eigentlich widersinnig war, ihr bei den Pornos verdientes Geld hier auszugeben, steckte sie eine Münze in den Schlitz.

Die Jalousie fuhr hoch. In der Mitte der Präsentationsfläche spreizte eine Frau gerade ihre Beine vor einem der Fenster. Marlene sah nur ihren Rücken. Die Frau hörte hinter sich die Jalousie von Marlenes Kabine hochfahren und drehte sich um.

Sie tanzte gespielt wollüstig auf Marlenes Fenster zu, spreizte erneut ihre Schenkel und präsentierte ihre Mitte der glitzernden Scheibe.

Dann drehte sie sich um, präsentierte ihr Hinterteil und zog von hinten ihre Schamlippen auseinander, so dass Marlene fast in sie hineinsehen konnte.

Marlene öffnete ihre Hose und glitt mit ihrer Hand in ihren Slip. Plötzlich erstarrte sie. Die Frau hatte sich vor ihr Fenster gesetzt, und nun konnte sie ihr Gesicht sehen.

Carmen.

Das war also der Zweitjob, von dem sie gesprochen hatte.

In diesem Moment fuhr die Jalousie herunter, die Zeit war um.

Marlene saß da, mit ihrer Hand in der Hose, reglos und auch ein wenig fassungslos. Sie war hierhergekommen, um andere Frauen zu sehen, und nun sah sie die, mit der sie ohnehin schon jeden Tag –

Sie schüttelte heftig den Kopf, als müsste sie erst wieder zu sich kommen.

Wie eine Marionette nahm sie dennoch die nächste Münze und warf sie in den Schlitz.

Die Jalousie fuhr erneut hoch. Carmen hatte sich mittlerweile wieder abgewandt, weil ein anderer Kunde gekommen war. Anscheinend fing das Geschäft jetzt an zu laufen. Sie konnte sich nicht mehr so intensiv um jeden einzelnen kümmern und versuchte in der Mitte der Fläche zu bleiben und sich dort zu drehen, so dass alle etwas sehen konnten.

Marlene beobachtete sie, aber die Hand in ihrer Hose blieb still. Sie kannte jeden Zentimeter von Carmens Körper zu genau. Nicht der kleinste Teil war ihr unbekannt. Und sie hatte all diese Teile weit tiefgehender erforscht, als es ihr hier möglich war.

Sie zog ihre Hand aus der Hose und schloss den Reißverschluss. Das war wohl ein Schuss in den Ofen. Warum hatte Carmen ihr das nicht sagen wollen? Da war ja nun wirklich nichts dabei. Es war in der Tat viel harmloser als das, was sie so oft im Studio taten.

Sicherlich würde Carmen die Show irgendwann an eine Kollegin abgeben, aber Marlene hatte keine Lust, so lange zu warten. Und ohnehin war ihr die Lust vergangen.

Ein ganz neues Gefühl für sie, dem sie seit einiger Zeit so oft ausgesetzt war. Sie atmete tief durch und verzog erneut das Gesicht wegen des Geruchs, der ihr nun sehr viel störender erschien als am Anfang.

Früher hätte sie sich so etwas nie träumen lassen. Sie hatte immer Lust gehabt, mehr als Frauen, die sie befriedigen konnten. Sie konnte von jetzt auf gleich auf hundert sein, wenn es nötig war . . . wenn es schnell gehen musste.

An Tankstellen auf der Autobahn hatte sie oft nicht viel Zeit gehabt. Der Plan war eng. Die Toilette der Raststätte oder die Kabine ihres Sattelschleppers hatten gerade mal ein paar Minuten herhalten müssen. Die Kellnerin – oder wer immer es war – kletterte herein, zog sich noch nicht einmal aus, legte nur die entscheidenden Teile frei, und Marlene hatte ihre Befriedigung innerhalb kürzester Zeit.

Erneut atmete sie tief durch und seufzte. Das waren wirklich schöne Zeiten gewesen. Nicht zu vergleichen mit heute. Viel Sex, keine Befriedigung. Einfach nur verkehrte Welt.

Sie zog die Nase kraus. Der Geruch war mittlerweile so widerlich geworden, dass sie entschied, sich hier nicht mehr länger aufzuhalten. Sie warf noch einen letzten Blick auf Carmen, und als die Jalousie herunterfuhr, verzichtete sie darauf, eine weitere Münze zu verschwenden.

Sie stand auf und ging.

2. Kapitel


   Funkeln im Dunkeln   

»Kleiderordnung in der Firma . . . du hast keinen besonderen Job, sitzt den ganzen Tag nur im Büro . . .« Carolin hob strafend einen Finger. »Meine Güte, hast du mir einen Bären aufgebunden . . .«

»Stimmt doch«, wehrte sich Rebekka. »Ich sitze fast den ganzen Tag im Büro. Am Schreibtisch – oder in irgendwelchen Besprechungen. Und das Kostüm . . . na ja, das muss ich schon tragen.«

»Weil du die Chefin eines Riesenfamilienunternehmens bist«, stellte Carolin tadelnd fest. »Nicht, weil dein Boss es von dir verlangt.«

»Was ist der Unterschied?« fragte Rebekka. »Ich kann hier nicht in Radlerhosen sitzen, so oder so.«

Carolin schüttelte lächelnd den Kopf. Dann setzte sie sich auf Rebekkas Schoß und schaute sie zärtlich an. »Mir wäre es völlig egal, wie du angezogen bist. Ich liebe dich in jeder Verpackung.« Sie beugte sich vor und küsste Rebekka sanft auf den Mund.

Rebekkas Augen glitzerten im Licht der Schreibtischlampe. »Tu mir so was nicht an«, sagte sie leise. »Ich muss noch arbeiten.«

»Und ich halte dich davon ab.« Carolin stand auf. »Wie immer.«

»Tut mir leid . . .« Rebekka schluckte. »Du weißt –«

»Ich weiß.« Carolin seufzte. »Deine Sekretärin ist schon vor Stunden nach Hause gegangen, und ich bin hergekommen, nachdem ich Überstunden gemacht habe noch und nöcher . . ., aber du sitzt immer noch hinter deinem Schreibtisch und findest das normal.«

»Es ist . . . so viel zu tun«, wehrte Rebekka sich schuldbewusst.

»War der romantische Mondaufgang nur eine Ausnahme?« fragte Carolin. »Um mich herumzukriegen? Und nun machst du weiter wie vorher?« Als sie Rebekkas Blick sah, glitt sie wieder auf ihren Schoß. »Entschuldige«, flüsterte sie und nippte an Rebekkas Lippen. »Ich wollte das nicht sagen. Aber ich sehe dich fast nie. Du fehlst mir.«

Rebekka schluckte erneut. »Du fehlst mir auch«, erwiderte sie rau. »Jede Minute, die ich dich nicht sehen kann, ist eine Qual für mich. Aber was soll ich machen? Ich habe keine Wahl.«

»Du wirst noch zu unserer Hochzeit zu spät kommen . . . falls sie je stattfinden sollte«, bemerkte Carolin. »Denn ich fürchte, du kannst sie nicht in deinen vollen Terminplan einbauen.«

»Das kann ich.« Auf einmal lächelte Rebekka. »Oder meine Sekretärin kann es. Sie wird das schon hinkriegen. Und Termine halte ich immer ein.« Vorsichtig fuhr sie mit einer Hand über Carolins Brust. »Ich würde jetzt so gern aufhören zu arbeiten«, wisperte sie sehnsüchtig.

»Dann tu es doch.« Carolin wisperte zurück und drängte sich an Rebekka.

»Ich kann nicht«, flüsterte Rebekka. »Aber vielleicht . . . eine kleine Unterbrechung.« Sie hob Carolin auf den Schreibtisch.

Carolin schloss die Augen. »Bitte nicht auf dem Schreibtisch, Rebekka. Bitte nicht . . .«, hauchte sie. Plötzlich sah sie wieder Ina vor sich, wie sie dasselbe versucht hatte. Es brachte Erinnerungen zurück, die sie lieber verdrängen wollte.

Rebekka betrachtete nachdenklich ihr Gesicht. »Das bringt auch alle meine Papiere durcheinander. Du hast recht«, sagte sie dann. Sie lächelte und strich zärtlich über Carolins Wange.

Carolin öffnete die Augen. »Es tut mir leid.« Sie schluckte. »Es hat nichts mit dir zu tun, ich habe nur –«

Rebekka legte einen Finger über ihre Lippen. »Scht. Du musst mir nichts erklären.«

Carolin umarmte sie und schmiegte sich an sie. »Ich liebe dich so, Rebekka«, wisperte sie, »aber es ist noch nicht so lange her, dass –«

Erneut unterbrach Rebekka sie. »Das verstehe ich sehr gut«, erwiderte sie leise. Sie streichelte Carolin sanft....