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Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken - Das »Trampolin«-Programm

Michael Klein, Diana Moesgen, Sonja Bröning, Rainer Thomasius

 

Verlag Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2013

ISBN 9783840925276 , 163 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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21,99 EUR


 

Kapitel 2 Theoretische Grundlagen (S. 10-11)

2.1 Ziele und Überblick

Das Gruppenprogramm „Trampolin“ zielt übergeordnet darauf ab, dem Risiko für von elterlicher Sucht betroffene Kinder, später selbst einmal eine substanzbezogene Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln, im Rahmen einer niedrigfrequenten Intervention präventiv zu begegnen. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Konzept für betroffene Kinder klar definierte und spezifizierte Unterziele, die die Erreichung des obersten Ziels der Suchtprävention unterstützen. Es handelt sich um ein zeitlich eng begrenztes Programm, dass auch mit wenigen Ressourcen durchführbar ist. Daher wurde der Schwerpunkt des modularisierten Präventionsprogramms auf jene Unterziele gelegt, die aus der Resilienzforschung (vgl. Kapitel 2.2.2) als besonders beeinflussbar gelten können. Im Einzelnen soll „Trampolin“ zu folgenden Veränderungen bei teilnehmenden Kindern beitragen:

• Verbesserung des Kenntnisstands der Kinder zu den Wirkungen von Alkohol und anderen Drogen, hinsichtlich des Krankheitsbildes „Sucht“ sowie dessen Auswirkung auf andere Familienmitglieder,
• Reduzierung der psychischen Belastung der Kinder durch Auflösung des Tabuthemas „Sucht“,
• Erlernen effektiver Stressbewältigungsstrategien, insbesondere – die Verbesserung des adäquaten Umgangs mit Emotionen,
– das Erlernen effektiver Problemlöse- und Verhaltensstrategien in der suchtbelasteten Familie,
– die Förderung eines erfolgreichen Hilfesuchverhaltens,
• Erhöhung des Selbstwerts und Aufbau eines positiven Selbstkonzepts,
• Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung.

Als begleitende Effekte des Gruppensettings sollen die Kinder durch das Präventionsangebot Zuverlässigkeit, Klarheit, Struktur, Sicherheit und Kontinuität durch die Gruppe und die Kursleitung erleben. Ein weiteres wichtiges Element ist das Erfahren von stabilen Beziehungen in der Gruppe sowie die veränderte Wahrnehmung von Eltern- und Erwachsenenrollen durch das Vorbild der Kursleiter. Im Gruppensetting kann aber auch der Einfluss der Gleichaltrigen und die gegenseitige Unterstützung genutzt und von Lösungsstrategien der anderen Kursteilnehmer profitiert werden (Dies & Burchardt, 1991). Die Gleichaltrigengruppe soll dem Kind helfen, die eigene Identität zu formen, sich von den Erwachsenen zu distanzieren und am Erleben aus Kindperspektive teilzunehmen. Die Interaktion mit den Gleichaltrigen fördert die Entwicklung des Sozialverhaltens und trägt wesentlich zum Selbstverständnis (Selbstkonzept) der Kinder bei (Oerter, 2002).

Gruppenangebote ermöglichen betroffenen Kindern die Erfahrung, dass andere Kinder ähnliche Erfahrungen machen und können somit Schamoder Schuldgefühle reduzieren (Emshoff & Price, 1999). In der Gruppe erfahren Kinder Ablenkung, das Gefühl der Zugehörigkeit und sie bekommen Zugang zu sozialen Aktivitäten. Dies kann sozialer Isolation entgegenwirken (Lenz, 2005).

Ein wichtiges Ziel der begleitenden Arbeit mit den Eltern (Sack & Thomasius, 2002; Thomasius, 2004) – ob es jetzt der von Sucht betroffene Elternteil, der nicht suchtkranke Partner oder beide sind – ist es, dass die betroffenen Eltern für die Auswirkungen der familialen Suchterkrankung auf ihre Kinder sensibilisiert werden (Auflösung des Tabuthemas Sucht). Häufig sind diese Auswirkungen den Eltern nicht bewusst oder werden geleugnet. Bei „Trampolin“ erfahren sie, wie sie besser auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen können. Hierbei eine ressourcenorientierte Herangehensweise wichtig – die meisten Eltern wollen im Grunde etwas Gutes für ihr Kind. Sie sollen daher in ihrem elterlichen Selbstwert und im Vertrauen in die eigene Erziehungskompetenz gestärkt werden. Darüber hinaus werden sie ermutigt, weiterführende Unterstützung und Hilfe in der Erziehung in Anspruch zu nehmen.

Diese Ziele sollen schrittweise erreicht werden. So bauen die „Trampolin“-Inhalte aufeinander auf und führen behutsam zur konkreten Bearbeitung von möglichen Schwierigkeiten in suchtbelasteten Familien hin. Hierfür ist das Präventionskonzept modular aufgebaut. Jedes Modul behandelt jeweils einen zentralen Schwerpunkt. Die Ziele und Inhalte der Module sind in Tabelle 1 im Überblick dargestellt.