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Die Tochter des Papstes. Ein Renaissance-Schicksal

Joe J. Heydecker

 

Verlag Mara Kraus, 2010

ISBN 9783200019348 , 199 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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8,49 EUR

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Die Herzogin (S. 99-100)

Am 1. September 1501 schlossen Prokuratoren im Schloss Belfiore zu Ferrara den Ehekontrakt zwischen Alfonso d’Este und Lucrezia Borgia. Als die Nachricht in Rom eintraf, liess der Papst sogleich den Vatikan illuminieren und die Kanonen auf der Engelsburg Salut schiessen, um aller Welt das grosse Ereignis kund zu tun. Tags darauf zog eine gewaltige Prozession zur römischen Kirche der Spanier, Santa Maria del Popolo, um der Himmelskönigin für das glückliche Zustandekommen der fürstlichen Ehe zu danken. Nach dem Gottesdienst kippte die feierliche Prozession sofort in einen Karnevalszug um. Auf den Strassen wurde getanzt, gesungen und Schabernack getrieben.

Lucrezia hatte sich in der Sakristei umgezogen und ihr goldgewirktes Kleid ihrem Hofnarren geschenkt, der nun damit durch die Stadt ritt, es wie eine Fahne schwenkte und obszöne Reime dazu in die jubelnde Menge rief. Schwierige Vorbereitungen Trotz Volksfest und Salutschüssen erwiesen sich die realen Verhandlungen als äusserst zäh. Der Herzog von Ferrara hatte zwei hochrangige nach Rom geschickt, damit es über keinen Punkt “mündliche Vereinbarungen” gäbe, sondern nur schriftliche. Lange Sitzungen zwischen ferrarischen und vatikanischen Rechtsgelehrten fanden im Beisein des Papstes statt.

Die auswärtigen Teilnehmer berichteten ihrem Chef in Ferrara erstaunt, dass es vor allem Lucrezia war, die sich jedes Schriftstück vornahm, es las, beurteilte, auf zweifelhafte Formulierungen hinwies und Änderungen durchsetzte. Die Herren hoben in ihren Mitteilungen überhaupt die führende Rolle der jungen Braut hervor, ihre Sicherheit, ihren Kenntnisreichtum und ihre unerschütterliche Liebenswürdigkeit. Einer der beiden meinte in seinem Bericht sogar, Madonna Lucrezia sei “mehr an Geschäften interessiert als an Vergnügungen.”

Sie ging bei ihrem Vater ein und aus, wie sie wollte, bestimmte, welche Kardinäle oder auswärtige Botschafter vorgelassen wurden oder zu warten hätten. Sie spielte, nach heutigen Kriterien, die Rolle einer Chefsekretärin und Beraterin zugleich. Der alternde Alexander hatte sich schon so sehr an ihre Allgegenwart und Dienstfertigkeit gewöhnt, dass es ihm nur allzu lieb schien, wenn sich ihre Abreise noch verzögerte. Ein langwieriges Hin und Her zwischen Rom und Ferrara gab es über das Ehrengeleit, das Ercole entsenden sollte, um die Braut einzuholen, sowie über das Ehrengeleit, das der Brautvater seiner Tochter nach Ferrara mitzugeben gedachte. Listen der Teilnehmer wurden ausgetauscht, verbessert und abermals ausgetauscht, bis beide Seiten zufrieden waren.