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Evaluation, Bildung und Gesellschaft. Steuerungsinstrumente zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Wolfgang Böttcher (Hrsg.), Jan Nikolas Dicke (Hrsg.), Nina Hogrebe (Hrsg.)

 

Verlag Waxmann Verlag GmbH, 2010

ISBN 9783830973928 , 401 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz frei

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31,40 EUR


 

Schulen mit „gravierenden Mängeln“ (S. 209-210)

Situation in Niedersachsen und Einsatzmöglichkeiten der Schulentwicklungsberatung


1. Einleitung

Die Niedersächsische Schulinspektion (NSchI) wurde 2005 als eigenständige Behörde neben der Schulaufsicht gegründet und evaluiert seit Anfang 2006 nach demselben Inspektionsverfahren mit nahezu unveränderten Instrumenten. Wie in der niederländischen Inspectie van het Onderwijs, die Niedersachsen bei der Entwicklung des Inspektionsverfahrens unterstützt hat, hat auch die NSchI von Beginn an Mindeststandards festgelegt. Wenn eine Schule diese unterschreitet, hat sie ihre Qualitätsverbesserung in Angriff zu nehmen, was nach ca. eineinhalb Jahren durch die „Nachinspektion“ überprüft wird. Inzwischen sind mehr als 100 Schulen aus allen Schulformen identifiziert worden, die, bezogen auf das Qualitätsprofil der Schulinspektion, gravierende Mängel aufweisen.

In 49 Schulen hat bereits die Nachinspektion stattgefunden. Damit liegen in Deutschland erstmals Daten über „schwache Schulen“1 vor: ihre Beurteilungen in einem Qualitätsprofil, die Wahrnehmung der Inspektionsergebnisse durch schulische Akteure, die Möglichkeiten der Schulaufsicht, einen Schulentwicklungsprozess zu initiieren und durch Ressourcen zu unterstützen, sowie die Veränderung der Beurteilung der Schulqualität nach eineinhalb Jahren.

Im Folgenden werden zunächst internationale Erfahrungen mit failing schools vorgestellt. Danach werden die in Niedersachsen als schwach identifizierten Schulen charakterisiert, schulische Reaktionen auf das negative Inspektionsurteil berichtet und die Probleme, Ziele und Prozesse der Qualitätsentwicklung in einer „Nachinspektionsschule“ aus Sicht der Schulentwicklungsberatung dargestellt, die diese Schule begleitet hat. Das Fallbeispiel trägt der Bedeutung der Einzelschule und ihrer Besonderheiten für die Schulentwicklung Rechnung und erweitert den Blick über mittlere Bewertungsprofile hinaus auf individuelle Entwicklungsbedürfnisse und -potentiale.

2. Internationale Erfahrungen


In Großbritannien und den Niederlanden werden jährlich ca. 3 bis 4 % der Schulen als schwach identifiziert (Chapman, 2001, S. 4; van de Grift & Houtveen, 2007, S. 383). Der Anteil problematischer Schulen scheint aber größer zu sein. Im Schuljahr 2006/07 wurden von der Inspectie van het Onderwijs 30 % der Grundschulen unter „some form of intensive supervison“ gestellt (Inspectie van het Onderwijs, 2008, S. 17); in Großbritannien standen 2000 10,6 % der Schulen „on Special Measures“ (Chapman, 2002, S. 270). In Berlin wiesen im Schuljahr 2006/07 4 % der inspizierten Schulen „erheblichen Entwicklungsbedarf“ auf (Senatsverwaltung Berlin, 2008, S. 30), in Brandenburg wird von 5 % bis 10 % schwacher Schulen ausgegangen (Kuhn, 2008, S. 50), und in Niedersachsen lag ihr Anteil bei 6,2 % (Niedersächsische Schulinspektion, 2008a, S. 16).