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Globale, multiple und postkoloniale Modernen

Manuela Boatca, Willfried Spohn (Hrsg.)

 

Verlag Rainer Hampp Verlag, 2010

ISBN 9783866185678 , 371 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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Gibt es eine multiple Moderne? (S. 105-106)

Thomas Schwinn

Die in den 1990er Jahren schnell wachsende Globalisierungsliteratur war sehr stark von konvergenztheoretischen Annahmen geprägt. Schlagworte wie die vom „Ende der Geschichte“ oder der „McDonaldisierung der Welt“ stellten weltweit homogene soziale Verhältnisse in Aussicht. In Reaktion darauf wurde das Ausmaß von Globalisierung bestritten (vgl. etwa Hirst/Thompson 1998) oder die Gegenthese von divergenten Entwicklungen propagiert (Huntington 1996). Diese vereinfachenden Fronten sind mittlerweile einer komplexeren Diskussionslage gewichen.

Man muss Globalisierung nicht leugnen und dennoch nicht von konvergenten Entwicklungen ausgehen. Gefragt sind Modelle, die global aus- und übergreifende Tendenzen und kontextspezifische Strukturbildungen in einer Theorie begrifflich konsistent zu fassen erlauben (Schriewer 2005: 435). Metaphern wie „Hybridisierung“ oder Neologismen wie „Glokalisierung“ reichen dafür nicht aus. Die vorhandenen Theorien, die sich dieser Problemlage stellen, bieten keine zufrieden stellende Konzeptionen an, um verschiedene Entwicklungsmuster im globalen Kontext zu fassen.

Da sind zum einen die Weltsystemtheorien. Der Stanforder Ansatz von John W. Meyer (2005) und Mitarbeiter erklärt Divergenz durch einen mismatch zwischen globalen Werten und institutionellen Blaupausen einerseits und den oft fehlenden und inadäquaten regionalen Möglichkeiten und Ressourcen zu ihrer Umsetzung andererseits. Variationen kann dieser Ansatz aber nur als Abweichungen von und Scheitern eines generellen Entwicklungsmodells verstehen. Konvergenz von Werten und Institutionen bleibt die dominante Grundannahme dieser Theorie. Etwas vorsichtiger ist der Bielefelder Ansatz der Weltgesellschaftstheorie.

Die regionalen Varianten werden gesehen (Luhmann 1997, Stichweh 2000). Angesichts der These eines Weltgesellschaftssystems, das sich primär über globale funktionale Differenzierung entfaltet, wird den Variationen eine adäquate theoretische Aufmerksamkeit und Anerkennung versagt. Regionale Unterschiede werden in eine interne Differenzierung des Weltsystems umgeformt und ihnen dadurch eine Eigengesetzlichkeit abgesprochen. Dies äußert sich in der Analysestrategie: Länder und Regionen werden nicht untereinander verglichen, sondern im Hinblick auf die Grundstruktur des Weltgesellschaftssystems.

Entscheidend „ist gerade die Logik funktionaler Differenzierung und der Vergleich – nicht mit anderen Gesellschaften, sondern mit den Vorteilen der Vollrealisierung funktionaler Differenzierung“ (Luhmann 1997: 163). Wie in der Modernisierungstheorie dominiert hier ein Modell, das Varianzen nicht zufrieden stellend begreifen kann. Weitere, für unser Problem relevante sozialwissenschaftliche Arbeiten liegen mit der prosperierenden Variantenforschung zu verschiedenen institutionellen Komplexen vor.