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Im Schatten der neuen Welt

Tom-Peter Joosten

 

Verlag Tom-Peter Joosten, 2007

ISBN 9783939845270 , 136 Seiten

2. Auflage

Format PDF, OL

Kopierschutz DRM

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2,99 EUR

  • Unvergessen
    Bartimäus - Die Pforte des Magiers
    Bartimäus - Das Amulett von Samarkand
    Bartimäus - Das Auge des Golem
    Thai-Juwelen
    Interpretation. Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise - Reclam Interpretation
    Mein deutsches Dschungelbuch
    Puppenspiel - Inspector Rebus 12 - Kriminalroman
 

 

Kapitel 2 (S. 6-7)

75 km über der Erdoberfläche erwartete eine 500 Schiffe starke Raumschiffkolonne das Eintreffen eines riesigen Weltraumfrachters, der sich auf dem Weg vom Jupiter zur Erde befand. Mitten unter ihnen war die „Steroid“. Sie wurde gesteuert von Chuck Gallagher, einem Kurzstreckenpiloten, der nun gemütlich in seiner Kommandokapsel saß und mit einer Tasse Tee neuen Befehlen entgegensah.

Mehrere Kilometer unter ihm begann die Erdatmosphäre, die an ihrer äußeren Grenze mit ihren Reibungswiderständen stets eine Gefahrenzone für die einfliegenden Raumschiffe darstellte. Die bullaugenförmigen Fenster gaben einen Blick auf die unter ihm liegende Erdoberfläche frei. Die von Eurasien dominierte Seite der Erde wurde von der Sonne beschienen. Tiefblau war das Wasser des Indischen Ozeans, über welchem einige Wolken ihre feingegliederten Schleier zogen. Grün und braun waren die Kontinente und Inseln. Die arabische Halbinsel lag nun unter ihm.

Chuck schaute auf die Bilder, die an den Wänden seiner Kabine hingen. Sie zeigten seine Familie, die zu Hause auf ihn wartete und gerade dabei war, sein mickriges Gehalt zu verzehren. Gerne hätte er mehr Zeit für sie gehabt. Doch sein Job war sehr anstrengend und ließ ihm dazu keine Chance. Er holte sich ihre Gegenwart mit den Fotos in das Cockpit seines kleinen Schiffes und widmete sich einem Tagesablauf, der seit 15 Jahren mehr oder weniger gleich für ihn war. Er sah so aus, dass er in die Umlaufbahn stieg, um die Erde kreiste und auf die Ankunft eines riesigen Raumschiffes wartete. Dann dockte er mit seinem Kleinraumschiff an dieses an, füllte seinen Tank mit dem wertvollen Gas und sank dann wieder zum Boden hinab, um seine Ladung abzuliefern. In den 15 Berufsjahren hatte er sich weitgehend damit arrangiert, dass dies sein Leben war. Aber richtig gewöhnt hatte er sich niemals daran.

Voller Unruhe bewegte er sich auf eines der Fenster seines Schiffes zu und starrte in die Weite des Universums. Aus dem Erdschatten trat ein riesiger Weltraumfrachter hervor, der sich scheinbar langsam ihrer Raumschiffkolonne näherte. Es war die „Hydrogen Ferry“. Konturen konnte er noch nicht erkennen, doch hatte er den Aufbau des Schiffes genau vor Augen. Sie hatte gigantische Ausmaße. Gut konnte er sich an seine erste Begegnung mit ihr erinnern, bei der er, immer wenn er dachte, das Gefährt wäre nun zu Ende, noch einen weiteren Tank aus dem Erdschatten kriechen sah. Die zehnstöckige Kommandokapsel sah im Kontrast zu ihren riesigen Gastanks aus wie eine Hundehütte. Die am hinteren Ende arbeitenden Fluglotsen wirkten, wenn sie auf dem Schiffsrumpf standen, für einen Betrachter vom Bug wie eine Gruppe Ameisen. Sie war riesig. Und ebenfalls riesig war ihr Gefahrenpotential: Denn der Stoff, der in den Tanks transportiert wurde, war auf der Erde hoch explosiv: Es war Wasserstoff.

„Kurzstreckenschiffe, fertig machen zum Ausfahren!“, meldete sich der Funker nach etwa zehn Minuten zu Wort. Die Hydrogen Ferry war inzwischen ein Stückchen näher gekommen. Chuck erkannte die Stimme, denn er kannte inzwischen jeden Funker, der auf der Hydrogen Ferry in den letzten 15 Jahren der Crew angehört hatte. Er beendete nun seine kurze Pause und lagerte den nicht getrunkenen Tee in einer Plastiktüte, sodass dieser ihm beim Wiedererlangen der Schwerkraft nicht seine Sesselgarnitur verderben konnte. Er schwebte hinüber zum Funkgerät und drückte auf den grünen Knopf.
„Verstanden“, bestätigte Chuck den Empfang der Nachricht.
„Schiff ausgefallen!“, schaltete sich auch die Bodenkontrolle in die Unterhaltung ein. Es war sein Chef, Mr. Myers, persönlich, der nun zu ihnen sprach und durch den Äther bereits ziemlich gestresst wirkte.

„Hypro 2 ist auf dem Weg zurück zur Erde. Hydrogen Ferry, bitte um Ersatzraumschiff!“ Raumschiffausfälle waren relativ häufig. Chuck hatte sie in seinen vielen Berufsjahren schon etliche Male erlebt. Meist war ein Triebwerk ausgefallen oder es gab Probleme mit der Elektrik. Vielleicht hatte der Pilot auch körperliche oder psychische Beschwerden, die ihn selbst und die Gruppe in Gefahr bringen könnten. Ein leichter Schluckauf oder ein Konzentrationsmangel wäre für eine Gefährdung der Mission dabei ausreichend. Über die Forderung nach Ersatz hatte sich Chuck jedoch gewundert, denn meistens stiegen Notfallschiffe vom Boden mit auf. „Wo ist denn euer Ersatz?“, wandte sich daher der Funker der Hydrogen Ferry sogleich an die Bodenkontrolle.

„Nicht mit aufgestiegen.“ „Warum nicht?“ „Sparmaßnahmen. Alle zusätzlichen Schiffe sind in Reparatur. Den Ersatzpiloten genehmigen wir auf diesem Weg ihren längst überfälligen Urlaub. Die Firma gibt uns keine zusätzlichen Schiffe mehr. Sie hat die Produktion bereits eingestellt.“ Chuck fiel es ein: Er hatte die Noon Star, die Frasier und die Eagle bereits in der Werkstatt gesehen. Und morgen kommt mit Sicherheit die Hypro 2 ebenfalls hinzu. „Holt die Piloten von ihren Tauchurlauben wieder zurück und startet eure Schiffe!“, forderte der Funker der Hydrogen Ferry. „Ist doch nicht so schlimm, wenn die Raumbelüftung einmal nicht mehr so funktioniert wie sonst.“

Chuck war geschockt.

Was sollte das?, fragte er sich. Er hatte die Arroganz der Hydrogen-Ferry-Besatzung schon immer gehasst. Doch diesmal ging sie eindeutig einen Schritt zu weit. „Es handelt sich um Triebwerkschäden und Beschädigungen der Außenwand“, erklärte ihm Myers den Zustand seiner Schiffe. „Ich riskiere das Leben meiner Piloten.“ Bei diesem Hinweis blieb er noch relativ ruhig. Hätte er die Schiffe gestartet, hätte er seine Piloten tatsächlich in Lebensgefahr gebracht. Der Funker der Ferry zeigte nun ein Stück weit Einsicht.

„Das mit den Schiffen ist ja kein Problem“, sagte er. „Aber wer in Himmels Namen soll sie fliegen?“ Chuck riss der Geduldsfaden. Er drückte die Sprechtaste seines Funkgerätes hinunter: „Ihr habt doch gut ausgebildete Piloten oben!“, brüllte auch er nun durch den Äther. „Besetzt eines eurer Schiffe und helft uns, das Problem so schnell wie möglich zu lösen!“ Habe ich da jetzt etwas überreagiert? Chuck sah seinen Job in diesem Moment an einem seidenen Faden.