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Der blaurote Methusalem - Karl May´s Gesammelte Werke Band 40

Karl May

 

Verlag Karl-May-Verlag, 2012

ISBN 9783780215406 , 513 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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6,99 EUR


 

12. Der Tempelbesuch und seine Folgen (S. 287-288)

Die Gäste schliefen gut und lange. Als sie erwachten, bekamen sie den Tee im Garten serviert und erfuhren, dass der Mandarin bereits in Amtsgeschäften fort sei. Er hatte dem Hausmeister Auftrag gegeben, seine Stelle bei ihnen zu vertreten. Da sie hörten, dass er am Vormittag nicht heimkehren würde, beschlossen sie, sich inzwischen die Stadt anzusehen, und baten den Hausmeister, die Sänften bereit zu halten. Bevor sie aufbrachen, machte der Methusalem dem Ju- welier den versprochenen Besuch.

Gottfried begleitete ihn, in der gewöhnlichen Weise hinter ihm herschreitend, wäh- rend der Hund voranging. Hu-tsin empfing sie mit großer Herzlichkeit und lud sie ein, in sein Familienzimmer zu treten. Es war dies ein gro- ßer Raum, der durch verschiebbare Kulissenwände belie- big abgeteilt werden konnte. Hinter einer dieser Wände trat die Frau hervor, welche sie schon gestern Abend bei der Laternenbeleuchtung gesehen hatten. Sie besaß mon- golische, aber sehr sanfte und ansprechende Gesichtszü- ge. Sie reichte den beiden ihre Hände und bat sie, eine Tasse Tee mit ihnen zu trinken, was auch gern geschah.

Der Tisch, an dem man Platz nahm, war weit niedriger als bei uns und die Stühle hatten dem angemessen auch eine geringere Höhe. Es gehörte Übung und Gewohnheit dazu, sich da bequem zu fühlen. Natürlich war das Ereignis des gestrigen Abends der Hauptgegenstand des Gesprächs. Degenfeld schärfte dem Chinesen ein, ja nicht verlauten zu lassen, wie die Sache sich in Wahrheit zugetragen habe. Während sie sich unterhielten, hörten sie unterdrückte Kinderstimmen hinter einer der Wände. Auf das Befragen Degenfelds sagte Hu-tsin, dass dort seine Kinder säßen und sich mit Lesen beschäftigten. Kinder und lesen, in China!

Das war dem Methusalem höchst sehenswert. Er bat, die Kleinen sehen zu dürfen, worauf der Juwelier die Wand zur Seite schob. Da saßen zwei Knaben und ein Mädchen, der Älteste wohl nicht über elf Jahre, an einem kleinen Tisch und hatten eine Schrift vor sich liegen. Sie standen sofort auf, kamen her- bei und verbeugten sich so tief, dass ihnen die kleinen dünnen Zöpfchen nach vorn fielen. Die ernsten feierli- chen Gesichter, die sie dabei, machten, gaben ihnen ein außerordentlich drolliges Aussehen. Methusalem bat sich das Buch aus und warf, als er es erhalten hatte, einen Blick auf den Titel und einen zwei- ten längeren auf den Inhalt. „Hältst du das für möglich, Gottfried“, rief er aus, „eine Jugendschrift!“ „Wat? Eine Jugendschrift? Ist es wahr? In China eine Jugendschrift?“