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Best of Shakespeare - Von Experten ausgewählt (kommentiert): Deutschsprachige Jubiläumsausgabe zum 450. Geburtstag des Autors

William Shakespeare

 

Verlag AuraBooks – eClassica, 2014

ISBN 9783956900846 , 1800 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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1,49 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Vorwort: Auf Shakespeares Spuren

»Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind,

und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.«

aus: The Tempest (Der Sturm), Prospero, 4. Akt, 1. Szene

 

Shakespeares Tagebücher – sie sind soetwas wie das »Unobtainium«[1] der Literaturgeschichte. Der Stoff, hinter dem alle her sind, der Stoff der alles verändert, der Stoff, der ein ganz neues Zeitalter der (Literatur-) Wissenschaft begründen würde. Leider gibt es sie nicht. Beinahe eine Million Wörter umfassen seine Stücke und Dramen, aber nur 14 handschriftliche Wörter hat uns William Shakespeare hinterlassen. Damit beginnt das ganze Dilemma rund um diesen Autor. Er spricht zu uns durch seine Stücke, doch privat wissen wir so gut wie nichts über ihn.

William Shakespeare (1564–1616) ist das vielleicht größte Mysterium der gesamten Literatur. Gab es ihn überhaupt? Oder ist der Name womöglich nur das Pseudonym eines Unbekannten, der seine Identität verschleiern wollte? Jedoch, falls es ihn gab, falls er authentisch war: Wie kam er, der kleine Schauspieler und Stückeschreiber, zu dem umfassenden Wissen, zu der Sprachgewalt und Sprachvielfalt, die nötig war, um seine Dramen und Lustspiele zu schreiben? 29.066 verschiedene Wörter zählten unermüdliche Shakespeare-Forscher in seinen Werken, rund 2000 Wörter schuf er neu, verwendete sie zum ersten Mal. Allein im ›Hamlet‹ flogen dem staunenden Publikum an die 600 neue Wortschöpfungen um die Ohren. Und der Großteil davon war so elegant, sprachverkürzend und praktisch, dass sie in die englische Umgangssprache einflossen. Noch deutlicher bei den Phrasen und Sprichwörtern: Rund 10 Prozent der heute im Englischen meist-gebrauchten Wendungen sind Shakespeare-Erfindungen. Verblüffend auch die stilistische Vielfalt und der enorme Metaphernreichtum dieses Autors.

Über Shakespeares Wirkung weiß man also allerhand. Jedoch die Fakten, die man über das Leben dieses Mann kennt, sind spärlich, sie lassen sich auf ein paar Papierblättern zusammenfassen. Die Sekundärliteratur über Shakespeare umfasst hingegen einige zehntausend Bände in allen möglichen Sprachen. Angesichts kümmerlicher harter Fakten bleibt Shakespeare-Biographen neben dem verzweifelten und fast aussichtslosen Quellenstudium in alten Gerichtsakten [auf der Suche nach dem Namen Shakespeare], nur »draufloszuspekulieren oder sich einzureden, dass sie mehr wissen, als sie wissen.«[2]

Was man an Fakten kennt, lässt sich etwa so zusammenfassen:

Als William Shakespeares Geburtsdatum wird oft der 23. April 1564 genannt, doch dieses Datum ist nicht gesichert; bekannt ist laut Kirchenregister der Holy Trinity Church in Stratford-upon-Avon nur der Tag seiner Taufe, der 26. April. Shakespeares Vater war der Weißgerber und Handschuhmacher John Shakespeare, der ein zielstrebiger und karrierebewusster Mann gewesen sein muss, denn er brachte es schließlich bis zum Amt des High Bailiff, was dem Bürgermeister entspricht. Parallel taucht Johns Name aber auch immer wieder in Gerichtsakten in Zusammenhang mit Zinswucher und Schulden auf. Shakespeares Mutter Mary Arden entstammte der Nebenlinie einer bekannten und wohlhabenden Familie. William hatte sieben Geschwister, drei Jungen und vier Mädchen, von denen die meisten früh starben, und nur seine fünf Jahre jüngere Schwester Joan ihn um 30 Jahre überlebte.

Vermutlich besuchte der junge William die Lateinschule [›Grammar School‹] in Stratford-upon-Avon, die damals ein verglichen mit anderen Städten hohes Niveau hatte. Die Kinder erhielten dort bis zum 15. Lebensjahr Unterricht in Latein, Griechisch, Geschichte, Morallehre und Dichtkunst. Auch Grundkenntnisse der Rhetorik und Poetik wurden vermutlich gelehrt – und das alles in einer Intensität und Stringenz, die mit heutigen Schulen kaum vergleichbar ist. Eine Universität hat Shakespeare, nach dem was man weiß, jedoch nicht besucht.

Bereits im Alter von 18 Jahren heiratet William Shakespeare die acht Jahre ältere Bauerntochter Anne Hathaway, die zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger war. Das Aufgebot wurde am 27. November 1582 bestellt, das Datum der Hochzeit ist nicht bekannt. Etwa sechs Monate nach der Trauung wird Tochter Susanna geboren. Knapp zwei Jahre später kommen dann die Zwillinge, der Sohn Hamnet und die Tochter Judith, zur Welt. Hamnet starb noch im Kindesalter, im Alter von elf Jahren. Über das Verhältnis von Shakespeare zu seiner Frau Anne weiß man absolut nichts – bis auf die Tatsache, dass er ihr in seinem Testament das »zweitbeste Bett« vermachte.

Über die Jahre zwischen seinem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr, in denen sich Shakespeare vermutlich vorwiegend in Stratford-upon-Avon aufhielt, ist ebenfalls so gut wie nichts bekannt. Das erste schriftliche Dokument, das belegt, dass er in London aufgetaucht war, stammt vom Dichter Robert Greene, der ihn 1592 in einem Pamphlet als Emporkömmling diffamiert. Greene lästert, Shakespeare maße sich an zu dichten, obwohl er nicht wie die angesehenen Dichter seiner Zeit an einer Universität studiert habe: »Es gibt eine emporgekommene Krähe, die [...] in einem Schauspielergewand versteckt, meint, Blankverse ausschütten zu können wie die Besten von euch; und als ein absoluter Hans-Dampf-in-allen-Gassen kommt er sich als der einzige Theater-Erschütterer[3] im Lande vor.«

Shakespeare schreibt in London Schauspiele für seine Theatertruppe, an der er finanziell beteiligt ist, und spielt als Schauspieler in wechselnden Rollen mit. Welche Rollen er sich dabei aussucht, wissen wir nicht. Wie die Tagebuchaufzeichnungen des Theaterunternehmers Philip Henslowe belegen, waren die Stücke sehr erfolgreich. Neben seinen dramatischen Arbeiten verfasst Shakespeare (vermutlich als die Theater Londons wegen der Pest-Epidemien zeitweise schließen mussten) auch lyrische und epische Werke. Wohl im Jahr 1593 schreibt er die Verserzählung Venus und Adonis, 1609 erschien ein Band mit 154 Shakespeare-Sonetten [beides in diesem eBook enthalten, red.].

Ab 1599 ist Shakespeare Mitbesitzer des Londoner Globe Theatre. Als Teilhaber des Globe erwirbt er sich Vermögen und Einfluss. Seinem Vater John wird um diese Zeit ein Familienwappen gewährt, das dieser schon zwanzig Jahre zuvor erfolglos beantragt hatte. 1597 kauft Shakespeare das zweitgrößte Haus in seiner Geburtsstadt Stratford und beteiligt sich an einem weiteren Londoner Theater, dem Blackfriars Theatre.

Mit 46 Jahren kehrt Shakespeare als reicher Mann nach Stratford zurück und verbringt dort seine letzten Lebensjahre. Doch beteiligt er sich weiterhin an einigen Londoner Theaterproduktionen als Mitautor. Im Alter von nur 52 Jahren, am 23. April 1616, stirbt er in Stratford und wird in der Holy Trinity Church beigesetzt. Die Todesursache ist nicht bekannt. Etwa 50 Jahre nach seinem Tod notiert jedoch John Ward, Vikar der Holy Trinity Church in Stratford, in sein Tagebuch: »Shakespeare, Drayton und Ben Jonson hatten ein fröhliches Zusammentreffen und tranken dabei anscheinend zu viel; denn Shakespeare starb an einem Fieber, das er sich dabei zugezogen hatte.« Diese Aussage wird heute als anekdotenhaft eingestuft – aber es ist alles, was man hat.

Handschriftliches von William Shakespeare ist so gut wie nichts hinterlassen, bis auf einige Unterschriften, die auch noch alle recht unterschiedlich ausfallen. Auch mit den bildlichen Shakespeare-Darstellungen ist es so eine Sache: Das eine, das allgemein als Shakespeare identifiziert wird, könnte ihn darstellen: Die Zeit stimmt, die Kleidung stimmt – gesichert ist es aber nicht, dass dieses Porträt[4] Shakespeare zeigt. Zwei weitere, die enger mit dem Künstler verknüpft sind – der Stich auf der Erstausgabe, und die Büste an seinem Grab, sind von minderer Qualität, schlecht proportioniert und dergestalt, dass man sich eigentlich wünscht, Shakespeare hätte so nicht ausgesehen. Das einzige halbwegs zeitgenössische ›Porträt in Worten‹ stammt aus dem Jahre 1680, verfasst von John Aubrey, der zehn Jahre nach Shakespeares Tod geboren wurde: »Er war ein gutaussehender, wohlgebildeter Mann, immer guter Dinge und von sehr raschem angenehm feinem Witz«[5].

Was Shakespeare privat bewegte, ob er jemals England verlassen hat, wer seine engsten Freunde waren, wie er es mit der Sexualität und Religion hielt; – wie er selbst politisch dachte (nicht seine Protagonisten), was er mit Vorliebe aß und trank, wie er sich die Zeit vertrieb – wir wissen es nicht. Und es gibt gerade eine Handvoll Tage, von denen man mit Sicherheit sagen kann, wo er sich aufhielt.

Indes, dass die Faktenlage so kümmerlich ist, ist gar nicht ungewöhnlich. Es entspricht eher dem, was man an dokumentierter Biographie eines Theater-Schriftstellers dieser Zeit erwarten kann.[6] Durch die intensive Forschung weiß man über Shakespeare inzwischen sogar verhältnismäßig viel, verglichen mit anderen Theaterleuten dieser Zeit. Thomas Dekker etwa war damals einer der führenden Stückeschreiber, und doch wissen wir wenig mehr über ihn, »als dass er in London geboren wurde, sehr produktiv war und gelegentlich Schulden hatte. Ben Jonson war noch berühmter, doch die meisten und...