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Lebensqualität aus Nutzersicht - Wie Menschen mit geistiger Behinderung ihre Lebenssituation beurteilen

Markus Schäfers

 

Verlag VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2008

ISBN 9783531910154 , 367 Seiten

Format PDF, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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42,25 EUR

  • Die Zeit der Gesellschaft - Auf dem Weg zu einer soziologischen Theorie der Zeit
    Gemeinschaft in Gesellschaft - Soziologie nach Hegel und Parsons
    Erkenntniskritische Sozialisationstheorie - Kritik der sozialisierten Vernunft
    Erziehung zur Armut? - Soziale Arbeit und die 'neue Unterschicht'
    Wieviel Subjekt braucht die Theorie? - Ökonomie / Soziologie / Philosophie
    Das Soziale gestalten - Über Mögliches und Unmögliches der Sozialpädagogik
    Politische Steuerung von Integrationsprozessen - Intentionen und Wirkungen
    Das Individuum im Widerspruch - Zur Theoriegeschichte des modernen Individualismus.
 

 

3 Methodologische und methodische Aspekte der Erhebung von Lebensqualität (S. 81.82)

Ist Lebensqualität als offenes und sensibilisierendes Konzept zu verstehen (vgl. Kap. 1.2), stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Messbarkeit von Lebensqualität. Angesichts der vielfältigen Lebensentwürfe von Menschen, unterschiedlichen Lebensbedingungen und persönlichen Vorstellungen davon, was ein „qualitätsvolles Leben" ausmacht, können durchaus Zweifel an der Messbarkeit von Lebensqualität aufkommen (vgl. Matikka 2001, 37 f., Rapley 2003, 84 ff.). Wie in Kap. 1 dargestellt, ist Lebensqualität kein Merkmal, das direkt beobachtbar oder erfahrbar ist. Vielmehr ist Lebensqualität als Konstrukt aufzufassen und als forschungsrelevantes Konzept, um unsere psychische, physische, soziale und materielle Realität verstehbar zu machen: „Quality is not a thing but a concept, a particular construction, or abstraction, of reality. It has no independent existence in the world" (Osborne 1992, 438).

Das mit dem Begriff „Lebensqualität" Bezeichnete kann nur aus Indikatoren erschlossen werden, die wiederum das Ergebnis einer theoretisch mehr oder weniger sinnvollen Operationalisierung des Lebensqualitätskonzepts darstellen. Dabei ist kein einheitliches Betrachtungsmodell zu identifizieren: „We do not have an agreed-upon standard for determining anyone’s quality of life" (Taylor & Bogdan 1996, 11). Allerdings sind trotz aller individuellen Unterschiede und Gewichtungen erstaunliche Übereinstimmungen hinsichtlich derjenigen Aspekte der Lebensführung identifizierbar, die von nahezu allen Menschen als für ihre Lebensqualität essenziell genannt und anerkannt werden, analog besteht in der internationalen Lebensqualitätsforschung weitgehend Konsens über grundlegende Dimensionen und Prinzipien der Konzeptualisierung von Lebensqualität (vgl. Kap. 1.2). Diese sind in jeweiligen Untersuchungszusammenhängen immer wieder neu zu beleuchten, um relevante Indikatoren fokussieren zu können.

Insofern ist die Frage der Messbarkeit in erster Linie eine Frage der theoretischen Konzeptualisierung und Operationalisierung von Lebensqualität (vgl. Heal & Sigelman 1996, 91). Die Ebene der Methodologie ist nachrangig: Welche methodologischen Implikationen birgt das Konstrukt Lebensqualität? Lassen sich abgeleitete Indikatoren überhaupt empirisch überprüfen – und wenn ja: Wie lassen sie sich erfassen? „Selbstwertgefühl", „Zufriedenheit mit sozialen Beziehungen" oder „Lern- und Bildungsmöglichkeiten" können allesamt relevante Indikatoren für Lebensqualität sein, werfen aber in jeweiligen Forschungskontexten unterschiedliche methodische Probleme auf. Besonders beim Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung stellt sich die Frage nach einem angemessenen methodischen Inventar zur Ermittlung subjektiver Lebensqualität.

Bei der Ableitung methodischer Zugangsmöglichkeiten können sowohl Hinweise der empirischen Sozialforschung, der allgemeinen Lebensqualitätsforschung und Erfahrungen mit speziellen Methoden in der Anwendung beim Personenkreis der Menschen mit geistiger Behinderung dienlich sein. Die empirischen Erfahrungen wiederum beeinflussen in einer Rückkopplung weitergehende konzeptuelle Auseinandersetzungen und können damit zu theoretischen Präzisierungen führen. Die Frage nach der Messbarkeit von Lebensqualität lässt sich also nicht generell, sondern nur in Abhängigkeit von den zugrunde liegenden theoretischen Vorstellungen und zu ermittelnden Indikatoren beantworten. Analog können bei der Planung einer Lebensqualitätsstudie konkrete methodologische Entscheidungen nicht vorab getroffen werden, sie müssen sich nach den jeweiligen Untersuchungszielen, dem Forschungsstand und dem spezifischen Erkenntnisinteresse richten (vgl. Bortz & Döring 2002, 53 ff.).