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Soziale Praxis gestalten - Orientierungen für ein gelingendes Handeln

Verena Begemann, Stephan Rietmann

 

Verlag Kohlhammer Verlag, 2011

ISBN 9783170281707 , 260 Seiten

Format PDF, ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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25,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Vorwort


Soziale Praxis vollzieht sich in einer Vielzahl differenzierter Handlungsfelder: in Beratungsstellen, Kindergärten, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Seniorenheimen, Hospizen und an vielen anderen Orten. Vielgestaltig wie die Praxis selbst sind die fachlichen Anforderungen an die Haupt- und Ehrenamtlichen. Für die menschliche Entwicklung und Identitätsbildung ist die professionelle Beziehungsgestaltung eine wesentliche Voraussetzung.

Im Umgang mit existenziellen Fragen der Persönlichkeitsentwicklung und einer selbstbestimmten Lebensführung sind Haupt- und Ehrenamtliche in ihrem Menschsein und ihrer Fachkompetenz in hohem Maße gefordert. Nicht in allen Fällen lassen sich messbare und eindeutige Problemlösungen erreichen, nicht immer ist das Ziel der Zusammenarbeit von Anfang an exakt bestimmbar. Vielmehr geht es darum, eine Atmosphäre des miteinander Gestaltens zu schaffen, in der nach orientierungs- und sinnstiftenden Antworten auf Fragen des Lebens gesucht wird. Hierbei handelt es sich um Bildungsprozesse, die auf Einübung, Umwege und eine gute Ausdauer im lebenslangen Lernen angewiesen sind. Dafür sind Grundhaltungen des Lebens erforderlich, die die konkreten Probleme und Störungen in der Sozialen Praxis mit der Frage verbinden, wie ein sinnvolles, glückliches und erfülltes Leben gelingen kann.

Der vorliegende Sammelband will den Leserinnen und Lesern1 Anregungen, Orientierung und Perspektiven bei der Suche nach tragfähigen Haltungen für eine nachhaltige Soziale Praxis bieten. Die einzelnen Beiträge können Wegbegleiter zur fachlichen und persönlichen Aus- und Weiterbildung sein, sich sowohl für ein einführendes als auch selektives Lesen und Nachschlagen eignen. Zielgruppe des Bandes sind insbesondere Fachkräfte und Studierende der Sozialen Praxis. Die Autorinnen und Autoren widmen sich in ihrem jeweiligen Fachgebiet – dies sind insbesondere die Psychologie, Sozialpädagogik, Philosophie, Theologie und Medizin – folgenden Leitfragen:

  • Welche Theorien der Entwicklung von Persönlichkeit und Beziehung sind wissenswert für die Soziale Praxis?
  • Welche zeitgemäßen Methoden und Modelle zeichnen professionelles Handeln aus?
  • Welche Orientierungen bieten Ethik und Ethos im Berufsalltag?
  • Welche spirituellen Ansätze machen Sinn, Werte und Haltungen erfahrbar?

Das, was die spezifische Professionalität der Sozialen Praxis ausmacht – Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungsfähigkeit, ethische Kompetenz sowie Sinnorientierung – bildet den Kern ihres Wirkens, das in diesem Buch im Mittelpunkt steht. Der Band ist in vier Themenfelder gegliedert. Einleitend werden Theorien der Entwicklung von Persönlichkeit und Beziehung dargestellt. Anschließend folgen Methoden und Modelle professionellen Handelns. Im dritten Themenfeld geht es um Ethik und Ethos in der Sozialen Praxis. Daran schließt die Darstellung spiritueller Ansätze für die Soziale Praxis an.

Theorien der Entwicklung von Persönlichkeit und Beziehung


Der Psychotherapeut und Mediziner Karl Heinz Brisch erläutert die Bedeutung von Bindungssicherheit, Bindungsqualitäten und Bindungsstörungen für die Soziale Praxis. Er zeigt, dass die bindungsorientierte pädagogische Arbeit eine wesentliche Grundlage zum Gelingen von kognitiven und emotionalen Lernprozessen ist. Das von ihm entwickelte Präventionsprogramm „SAFE® – Sichere Ausbildung für Eltern“ ist ein wissenschaftlich fundiertes und praktisch erprobtes Handlungsmodell für die Soziale Praxis.

Aus Sicht der Persönlichkeitsforschung stellen Julius Kuhl und Alexandra Strehlau die PSI-Theorie vor. In diesem integrativen Ansatz werden verschiedene Persönlichkeitstheorien, empirische Befunde und neurobiologische Grundlagen zu einer Theorie der willentlichen Handlungssteuerung verbunden. Es wird handlungspsychologisches Wissen über Prozesse geliefert, die für die Soziale Praxis von großer Bedeutung sind.

Der Soziologe Robert Gugutzer skizziert die Bedeutung von Leib und Körper für die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer personalen Identität unter den strukturellen Bedingungen spätmoderner Gesellschaften. Für das Verständnis von personaler Identität als reflexive Leiblichkeit ist es notwendig, die Bedeutung von Leib und Körper für einen lebenskünstlerischen Entwurf personaler Identität zu verdeutlichen.

Die Sozial- und Kulturwissenschaftlerin Lilo Schmitz hält ein provokatives Plädoyer für die transkulturelle Perspektive, um Menschen statt Kulturen zu begegnen. Sie zeigt, dass der Mensch differenziert im Kontext zahlreicher Zugehörigkeiten, aber besonders hinsichtlich seiner ganz individuellen Lebensführung zu betrachten ist. Hier werden lösungsorientierte, transkulturelle Fragestellungen vorgestellt, die Praktikerinnen helfen können, eine individualistische Perspektive auf ihre Klientinnen zu entwickeln.

Methoden und Modelle professionellen Handelns


Das Zürcher Ressourcen Modell® wird von den Psychologinnen Nicole Bruggmann und Maja Storch vorgestellt. Dieses Selbstmanagement-Training zeigt die Bedingungen und Voraussetzungen für Veränderungen im psychischen System auf und anhand welcher Methoden Veränderungsprozesse wirksam und dauerhaft eingeleitet werden können.

Die Persönlichkeitsorientierte Beratung der Psychologin Gudula Ritz-Schulte will den Klienten in seiner Selbstentwicklung und in seinem persönlichen Wachstum unterstützen sowie Entwicklungsblockaden beseitigen helfen. Selbstentwicklung erfordert von der einzelnen Person Geschick, Kreativität und Können, also die „Kunst“, mit sich selbst umzugehen im Sinne von Selbststeuerungskompetenzen und Selbst(er)kenntnis.

Aus psychologischer Sicht beleuchtet Stephan Rietmann, was bedürfnisgerechte Entscheidungen ausmacht. Das Gefühl, „äußeren Geschäften ausgeliefert zu sein“, „sich nicht selbst zu gehören“ und „wenig Eigenzeit zu haben“ ist vielfach Ausdruck erlebter Entfremdung. Der Beitrag sensibilisiert für Entfremdungsrisiken und zeigt Wege, auf denen die psychosoziale Praxis gleichermaßen selbstintegrative Kompetenzen sowie die selbstbestimmte Entscheidungs- und Urteilskraft fördern kann.

Das Burn-out-Syndrom in Teams charakterisiert Jörg Fengler. Der Psychologe, Gruppendynamiker und Psychotherapeut zeigt, dass chronische Dauerbelastung, Entfremdung und destruktive Kollektivierung wesentliche Kennzeichen dieses Phänomens sind. Aus Sicht der positiven Psychologie werden wirkungsvolle und gesundheitsfördernde Konzepte zur effektiven Burn-out-Prophylaxe vorgestellt.

Die zunehmende Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements wird von der Sozialpädagogin Verena Begemann erläutert. In ihrem Beitrag geht es darum, Haupt- und Ehrenamtliche dafür zu sensibilisieren, dass eine gelingende Engagementkultur sowohl Aufgabe der Organisationsentwicklung ist als auch eine lebenslange Lernaufgabe für das menschendienliche und professionelle Ausüben von Haupt- und Ehrenamt.

Ethik und Ethos in der Sozialen Praxis


Der Sozialethiker Friedrich Heckmann leistet einen grundlegenden Orientierungsbeitrag für die Soziale Arbeit. Ihm geht es darum, die Ethik nach ihrem Beitrag zur Reflexion des Lebens und der Lebenspraxis zu befragen: Wie können Menschen, die verantwortliche Arbeit leisten, Ethos herausbilden und ihr Ethos weiterbilden, und wie können Hochschulen diesen Prozess für die Soziale Arbeit befördern und unterstützen?

Aus dem Arbeitsfeld Palliative Care beschäftigen sich Andreas Heller und Thomas Krobath intensiv mit ethischen Fragen am Lebensende. Sie zeigen, dass gute Entscheidungen dialogisch, d. h. im Prozess mit anderen entstehen. Das ethische Gespräch und die organisationsethische Entscheidungsfindung werden den komplexen Ausgangslagen und Problemkonstellationen gerecht und zeigen die Angewiesenheit auf kollektive Entscheidungsprozesse.

Aus den Erfahrungen in der Sozialpsychiatrie skizziert der Sozialpädagoge und Philosoph Michael Leupold ein integratives Beratungsmodell für eine an der Lebenskunst orientierte Berufspraxis. Grundelemente der epikureischen Auffassung eines guten Lebens zeigen, wie wissenschaftliches Lebenskunstwissen in die Beratung einfließen kann.

Spirituelle Ansätze für die Soziale Praxis


Die evangelische Theologin und Landesbischöfin a. D. Margot Käßmann setzt sich für eine wertschätzende Kultur des Miteinanders in Non-Profit Unternehmen ein. Sie verfolgt die These, dass Wertschätzung eine Voraussetzung für eine menschenwürdige und Menschen würdigende Zusammenarbeit ist, die zur Wertschöpfung in der Sozialwirtschaft führt.

Daniel Berthold lädt aus psychologischer Perspektive dazu ein, sich mit Glauben, Tun und Lassen in der psychosozialen Praxis auseinanderzusetzen. Dazu bearbeitet er folgende Fragen: Wann sollten Professionelle ihre Klienten zu aktivem Tun ermutigen, und wann ist auf die Möglichkeit des Lassens hinzuweisen? Im Falle des Lassens: Was meint spirituell getragenes Lassen? Wie lässt sich Lassen vermitteln und fördern? Welche Praxis ist hierfür dienlich?

Der Sozialpädagoge und Logotherapeut Manfred Hillmann zeigt den Wert von Sinnerleben und Sinnorientierung für die Soziale Praxis. Die Logotherapie Viktor Frankls macht deutlich, dass das Sinnmotiv nicht nur in guten, sondern auch in leidvollen Tagen trägt. Die Logotherapie vermittelt eine lebensbejahende Grundhaltung zum Leben und zeigt, dass ein sinnvolles Leben ein gutes Leben ist.

Die evangelische Pilgerpastorin...