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Rock Kiss - Du bist alles für mich

Nalini Singh

 

Verlag LYX, 2015

ISBN 9783802599293 , 250 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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4,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

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Am Boden zerstört

David stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich nervös mit beiden Händen durchs Haar. Er war ein Rockstar, Himmel noch mal! Die Zeitschrift auf dem Tisch in Theas Vorzimmer nannte ihn sogar den »Gentleman of Rock« – einer wie er kannte sich doch wohl bei Frauen aus! »Atmen, David!«, ermahnte er sich streng. Er bat schließlich nicht zum ersten Mal in seinem Leben um ein Date.

Gut, als Teenager war er vielleicht ein wenig schüchtern gewesen, aber das war doch längst Geschichte, oder? So genau war ihm das nicht klar, denn als Mitglied einer Rockband, deren Alben eins nach dem anderen dreifaches Gold einfuhren, musste man sich nicht mehr groß anstrengen, das übernahmen die Frauen schon selbst. Als ihm das zum ersten Mal passierte, wäre David vor Schreck fast umgefallen. Noah, Fox und Abe – klar, die standen hoch im Kurs, natürlich wurden die angebaggert. Aber er doch nicht!

Er war neunzehn gewesen, als ihn zum ersten Mal eine Frau ganz offen gefragt hatte, ob er mit ihr ausgehen würde. Damals war ihm noch nicht bewusst gewesen, wie sehr er sich im letzten Schuljahr verändert hatte, dass er nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, der Kleinste in der Klasse war, sondern es inzwischen auf eine durchaus akzeptable Größe gebracht und sich auch die entsprechenden Muskeln zugelegt hatte. Seit die Band in den Charts dauerhaft ganz oben stand, hatten viele Frauen versucht, bei ihm zu landen, und David konnte damit inzwischen nach außen hin auch ganz gut umgehen. Aber tief in seinem Innern war und blieb er der kleine, rauflustige, braunäugige, dunkelhaarige Junge, der sich wacker in so manchen Faustkampf gestürzt hatte, ohne je das Mädchen zu bekommen, um das es gegangen war.

Bei den Groupies war er sich nie sicher, ob es eigentlich wirklich um ihn ging, wenn sie ihn anmachten, ob auch nur eine von ihnen wirklich David sah und nicht nur den Drummer von Schoolboy Choir und das Prestige, das eine Beziehung mit ihm mit sich bringen würde. Er hätte ein drogenabhängiger Flachwichser sein können oder ein Lustmolch ohne Benimm mit übelstem Körpergeruch, und es hätte trotzdem noch genug Frauen für ihn gegeben. Frauen, denen es einfach nur darum ging, einen Rockstar zu vögeln, und denen die Details unwichtig waren.

Dass er öfter mal angebaggert wurde, konnte er in Bezug auf seinen Umgang mit Frauen also nicht als vollen Erfolg verbuchen. Jedenfalls nicht hier und heute, denn er hatte vor, das Mädchen aller Mädchen um ein Date zu bitten, die Frau, die sein Herz höherschlagen ließ und bei deren Anblick seine Zunge bleischwer wurde, bis er kaum noch ein Wort herausbrachte, während sein Körper in Flammen stand. Natürlich war sie auch noch größer als er, besonders in diesen Schuhen mit den irrsinnig hohen Absätzen, die sie so gern trug und in denen sie sich doch unweigerlich irgendwann mal die Knöchel brechen musste. Aber ohne diese Schuhe – ohne diese Schuhe betrug der Größenunterschied zwischen ihnen allerhöchstens vier Zentimeter.

Was das bedeutete, sollten sie irgendwann zusammen im Bett landen, darüber mochte David zur Zeit noch nicht nachdenken, denn sonst hätte er ihr Büro womöglich mit einem Ständer in der Hose betreten, und es würde ihm auch so schon schwer genug fallen, sein Anliegen vorzubringen. Thea sah umwerfend aus, war brillant, was ihre Arbeit betraf, und folgte im Umgang mit den Klienten, deren Öffentlichkeitsarbeit von ihrer Firma betreut wurde, knallharten Prinzipien: Sie war so unantastbar wie eine Eiskönigin. Bei der Mehrheit dieser Klienten handelte es sich um männliche Musiker, die es gewöhnt waren, dass ihnen die Frauen zu Füßen lagen. Aber sie alle respektierten Thea in ihrer Prinzipientreue, das war gar keine Frage.

David respektierte Thea einfach so – alles an ihr.

Was er vorhatte, geschah nicht aus einer Laune heraus und ganz gewiss nicht, um einen weiteren Abschuss verbuchen zu können.

Er hatte sich schlichtweg total in sie verknallt.

Bis über beide Ohren und rettungslos.

Bis vor einiger Zeit war sie mit einem Vollidioten verlobt gewesen, den David während der Dauer dieser Verlobung bestimmt mehr als tausend Mal liebend gern erwürgt hätte, aber diesen Loser hatte sie ja nun Gott sei Dank in die Wüste geschickt. Somit war jetzt endlich Davids Chance gekommen, die alles entscheidende Chance seines Lebens – viel wichtiger noch als die, die die Band Schoolboy Choir damals bekommen und die zu ihrem Durchbruch geführt hatte, der sie endgültig hoch zu den Sternen katapultiert hatte. Wenn er jetzt zögerte und ein anderer Mann in ihr Leben trat, würde er sich das nie verzeihen.

Ein letztes Mal ging er im Kopf die Argumente durch, mit denen er Thea für ein Date mit ihm zu gewinnen dachte, dann holte er tief Luft, hob die Hand und klopfte an die Tür. Er hatte für seinen Besuch absichtlich eine Zeit gewählt, in der Theas Assistentin normalerweise schon nach Hause gegangen war, um sich wenigstens diesen Spießrutenlauf zu ersparen.

»Herein!«

Allein der Klang ihrer Stimme zauberte ein Lächeln auf seine Lippen, ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr es um ihn geschehen war. Entschlossen öffnete er die Tür und betrat ihr Büro.

Nur weil er Thea so oft beobachtete, ohne dass sie es mitbekam, bemerkte David das kurze Flackern in ihrem Lächeln, die plötzliche Wachsamkeit in den goldbraunen Augen. Lediglich den Bruchteil einer Sekunde lang, dann hatte sie sich wieder im Griff und zeigte das professionelle Lächeln, mit dem sie Davids Erfahrung nach so ungefähr jeden begrüßte – von Zeitschriftenredakteuren bis hin zu den leitenden Angestellten großer Plattenfirmen –, ein wunderschönes, warmes, nur leider nicht echtes Lächeln.

Ein Schlag in die Magengrube hätte ihn kaum härter treffen können. Aber da David mit diesem Lächeln gerechnet hatte, steckte er den Schlag ein, ohne mit der Wimper zu zucken.

»David.« Thea war aufgestanden und kam um ihren Schreibtisch herum auf ihn zu, auf dessen Glasplatte sich wie immer kaum etwas von dem üblichen Bürokrempel befand, dafür aber jede Menge Papier. Da waren Entwürfe für Werbeplakate, zu denen sie noch ihr Okay geben musste, Dossiers mit den Artikeln von Journalisten, die gerne einen ihrer Klienten interviewen wollten und ihre Zustimmung suchten, Notizen über neue Ideen, die ihr bei der Arbeit durch den Kopf geschossen waren, und vieles mehr. Thea hatte immer ungefähr eine Million Dinge gleichzeitig laufen. Ihr Handy lag genau dort, wo ihre rechte Hand ruhen würde, sobald sie sich wieder hingesetzt hatte, ihr Kaffeebecher wartete auf Höhe ihrer Linken.

Bei diesem durch und durch vertrauten Anblick löste sich der Knoten in Davids Bauch etwas. »Hallo, Thea.« Bitte, es ging doch! Klang er nicht cool, ganz der Mann von Welt? »Viel zu tun heute?« Die Einleitung war geschafft, jetzt brauchte er nur das Angebot einzubauen, zur Erholung doch mal eine kleine Pause einzulegen und etwas trinken zu gehen. Und zwar mit ihm. Er hatte schon eine schicke Bar im Auge, in der Livemusik in einer Lautstärke gespielt wurde, bei der man sich auch noch unterhalten konnte.

»Das kannst du laut sagen.« Thea reckte sich und massierte sich kurz das Kreuz, ihr schlanker Körper war biegsam und geschmeidig, und sie sah wunderschön in ihrem hellgrauen Etuikleid aus, zu dem sie große, türkisfarbene Perlen und hochhackige Riemchenschuhe trug, die Davids Aufmerksamkeit unweigerlich auf ihre umwerfend langen Beine lenkten. Er persönlich hatte keine Ahnung, wie man den ganzen Tag auf diesen Eispickeln rumlaufen konnte, aber der Anblick gefiel ihm. Heilige Scheiße, und wie er ihm gefiel.

In seinem Kopf spukten so einige Fantasien herum, bei denen es um Theas Beine ging …

»Ich habe dir doch von dieser Zeitschrift erzählt, die ein ausführliches Porträt von euch bringen wollte, ja?« Theas zartes Gesicht verzog sich zu einem echten Lächeln, das ihre Augen zum Leuchten brachte. Aus dem Knoten, zu dem sie ihr Haar gern hochsteckte, hatten sich die ersten seidig glatten schwarzen Haare gelöst, ihre makellose Haut glich matt schimmerndem Gold. »Nun stellt sich heraus, dass der Fotograf euch alle vier in eine Badewanne steigen lassen möchte!« Sie lachte. »Damit das Foto Avantgarde wird, sagte er.«

Die Geschichte lenkte David kurzfristig von seinem hoffnungsvoll eingeschlagenen Weg ab. Er blinzelte verwirrt. »Wir vier? Alle zusammen?«

»Ja. Nackt.«

»Hilfe!«

»Soll das ein Nein sein?«, erkundigte sich Thea spöttisch. Ihr Lächeln war längst nicht mehr ganz so quälend professionell.

»Auf jeden Fall! Natürlich soll das ein Nein sein!« David schüttelte sich. »So sehr lieben wir uns nun auch wieder nicht. Und wie zum Teufel soll die ganze Band in eine Wanne passen?«

Thea schnaubte vor Lachen. Das war die Thea, die er mochte, die, die sich nicht eisköniginnenhaft hinter ihrer professionellen Fassade verbarg und deren Sinn für Humor durchaus einen gewissen boshaften Biss hatte. »Das kriegt ihr wohl nur raus, indem ihr es ausprobiert. Soll ich den Fotografen anrufen?«

»Ha, ha, sehr witzig!« David merkte, dass er Gefahr lief, total von seinem Plan abzukommen. Da half nur eins – tapfer in den sauren Apfel beißen und ihr sein Herz zu Füßen legen. »Ich dachte, wir gehen vielleicht zusammen was trinken. Mein Tag war anstrengend, deiner auch, wir könnten uns doch gemeinsam entspannen.« Er war erst vor einer Stunde von einem Auftritt bei einem Musikfestival in einem anderen Bundesstaat nach L.A. zurückgekehrt. Thea jetzt zu einem Feierabendschluck zu bitten, schien ihm ein guter...