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Eine Tussi wird Mama - Neun Monate auf dem Weg zum Katzenbaby

Daniela Katzenberger

 

Verlag Plassen Verlag, 2015

ISBN 9783864703447 , 248 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

14,99 EUR


 

KAPITEL 1


Meine Brüste machen mir Angst

 

Nix wie her mit ’nem Schwangerschaftstest. Hört sich ja erst mal simpel an: 20 Euro, ab in die Apotheke oder Drogerie, aussuchen, zahlen, nach Hause gehen, pinkeln, bisserl warten – und schwupps ist das Ergebnis da und man weiß, was einen die nächsten 18 Jahre erwartet. Oder aber auch nicht.

Tja, mein ganz persönliches „Katze“-Problem war nur, dass es in ganz Ludwigshafen nicht eine einzige Drogerie oder Apotheke gab, wo man mich nicht kannte. Nicht, dass ich Zeit meines Lebens als Dauer-Hypochonder durch die Gegend marschiere und mich deshalb mit jedem nur greifbaren Hustensaft, Pflaster oder Hühneraugenmittelchen einfach mal pro forma ausstatte – frei nach dem Motto: Lieber haben als brauchen! Nein, ich bin kein Dauergast dort, aber in der einen Apotheke arbeitete die Freundin meiner Mutter, ein Arzneimittelhaus weiter die Mutter meiner Freundin, im Drogeriemarkt sitzt meine Cousine an der Kasse, im Konkurrenzgeschäft räumt der Cousin meiner Freundin die Regale ein und so weiter und so fort …

Und man muss nicht glauben, dass man mich nicht erkennt, wenn ich ein Basecap aufsetze und die große Sonnenbrille aufs Stupsnäschen, und mich in ’nen dicken Schal einwickele. Je mehr man sich maskiert, desto auffälliger wird man – ganz alte Regel. Abgesehen davon gibt es in dieser Gegend auch nicht so viele Frauen, die mit 165 Zentimetern und Doppel-D durch die Stadt rennen. Das mag ja in Miami Beach am Ocean Drive der Fall sein, in Ludwigshafen aber gelte ich immer noch als eine Art Ausnahmeerscheinung.

Nun gut, warum den 20-Euro-Test nicht einfach überspringen und gleich zum Experten gehen. Anruf beim Frauenarzt. Ein langes „Piiieeeppp“, Anrufbeantworter: „… wir haben Urlaub, die Praxis ist erst ab dem 5. Januar wieder besetzt, in dringenden Fällen …“ Definiere bitte DRINGEND!

Ja, ich habe Schmerzen. Mein Busen spannt, scheint bald zu platzen, quillt aus dem D-Körbchen raus, misst schon fast elefantöse 75 E. Aber ist das so etwas wie ein Notfall?

Früher habe ich Geld dafür auf den Tisch gelegt, damit meine Brüste größer wurden und nach so einer OP haben sie auch gespannt. Also warum jetzt ein Drama daraus machen? Außerdem war ich ja auch gerade joggen. Vielleicht nur ein Muskelkater.

Obwohl? Muskelkater im Busen? Hatte ich noch nie und mein Busen begleitet mich schon eine ganze Zeit – wir kennen uns eigentlich sehr gut, sind quasi per Du, über zu viel Sport hat er sich noch nie bei mir beschwert. Zu wenig Sport kann er übrigens gar nicht leiden, dann macht er einen auf Schlaffi, lässt sich gern mal hängen.

Also sind Spannungen in der Brust nun ein dringendes Problem? Sollte ich wirklich damit in die Klinik gehen, irgendeinem Kind, das gerade von seinem zu Weihnachten geschenkten Hamster gebissen wurde und nun ’ne Tetanus-Spritze brauchte, die Wartenummer vor der Nase wegziehen? Würde der diensthabende Arzt mich nicht nur mitleidig anlächeln und sagen: „Tja, bei der Größe sind Spannungen kein Wunder“?

Spannungen in der Brust – vier Worte, die schnell eingetippt sind. Ich bin ja einer der weltgrößten Google-Profis. Mal gucken, was das Netz so dazu sagt. Scheiße, keine gute Idee. Stoß ich doch gleich auf HCG-bildende Zysten.

KREBS!

Garantiert, sämtliche Symptome stimmen überein. Wieso, weshalb, warum? Ich rauche nicht, ich saufe nicht, ich hab mich immer bemüht – nun gut, nicht immer mit Erfolg, aber der Wille zählt –, ein guter Mensch zu sein. Wieso denn jetzt gerade ich?

An dieser Stelle kann ich nur sagen: FINGER WEG VON GOOGLE. Denn eins steht fest: Wer suchet, der findet. Und im Zweifelsfall eben den allergrößten Quatsch. Wer eine Theorie hat, bekommt sie hier bestätigt. Ich machte also die nächsten zwei Tage auf eingebildete Kranke (ohne das berühmte Theaterstück je gesehen zu haben) und dachte, das wars dann.

Schluss, aus, vorbei mit der Kaffeesatzleserei. Jetzt gehe ich nach dem Ausschlussprinzip vor. Silvester 2014, kurz vor 14 Uhr, der Ladenschluss ist nicht mehr weit, die Kassiererinnen in Gedanken schon beim Feuerwerk. 20 Kilometer Richtung Mannheim bin ich gefahren, hoffentlich weit genug weg von der Freundin meiner Mutter, der Mutter meiner Freundin, der Cousine und allen anderen, die mir den Schwangerschaftstest in Ludwigshafen nahezu unmöglich machen.

Die Kommando-Operation „Katze will wissen, ob sie Nachwuchs bekommt und deshalb ihre Brüste schmerzen“ läuft! Entscheidend ist das Ablenkungsmanöver. Von klein auf habe ich gelernt: Willst du etwas haben und der andere soll es nicht merken, erst mal tarnen und täuschen.

Schnurstracks zur Lipgloss-Abteilung, das ist ja sozusagen mein natürlicher Lebensraum. Hier kenne ich mich aus, hier macht mir keiner was vor, hier fühle ich mich sicher. Natürlich gibt es da nicht eine einzige Farbe, die ich noch nicht zu Hause habe, aber egal. 30 Sekunden später schlängele ich mich mit meinen drei „Neuen“ (Shining Nude, Matt Coral und Longlast Berry) am Chips-Regal vorbei – da fallen mir noch ein paar ungesalzene Erdnüsschen ins Körbchen – Richtung Hygieneartikel. Als Königin der Nebelbomben werden natürlich auch Tampons gekauft. Zwei Packungen o.b. machen den Tarn-Täuschungs-Einkauf perfekt.

Um nicht zu viel Zeit bei den Schwangerschaftstests zu verbringen, greife ich mit einer einzigen Abräumbewegung gleich drei Packungen. Die Blöße, vorm Regal meine Brille rauszukramen und mich mit dem Kleingedruckten auseinanderzusetzen, gebe ich mir nicht. Ab zur Kasse!

Puh, geschafft, denke ich zumindest, als ich im Auto sitze und den Heimweg antrete. Keiner da, den ich gekannt habe, keiner da, der mich anscheinend erkannt hat – auf jeden Fall hat mich niemand von der Seite angesprochen oder nach einem Autogramm gefragt. Operation erfolgreich beendet!

Ein Irrtum, wie sich vier Wochen später herausstellt, als eine Frau aus dem Drogeriemarkt ein Foto postet: Die Katzenberger kauft Schwangerschaftstest. Aber da war es mir auch schon egal …

Am liebsten wäre ich zu Hause natürlich sofort ins Badezimmer, ritsch-ratsch, Test aufgerissen und geguckt, was Sache ist. Aber Lucas war nicht da. Ohne ihn wollte ich das auf gar keinen Fall machen. Im positiven Fall wäre das doch ein unwiederbringlicher Moment.

Klar, anrufen und sagen: „Schatz, wir kriegen ein Baby“ – das geht immer. Aber es ist eben nicht dasselbe. Also warten. Auf den einen Tag kommt es jetzt ja auch nicht mehr an, nachdem ich schon seit fast einer Woche die verschiedensten Szenarien durchgespielt habe.

Lucas kommt – mal wieder – spät in der Nacht. Ich schlafe schon. Er kuschelt sich an mich, flüstert mir ein „Ich liebe dich, mein Engel“ ins Ohr und eh ich mich umdrehen und antworten kann, ist er auch schon entschlummert. Als er die Augen wieder öffnet, sitze ich mit meinem Pinkelbecher vor ihm auf dem Bettrand.

Der Wecker hat noch nicht mal geklingelt, da bin ich schon ins Bad gesprintet und habe alles vorbereitet. Morgen-Pipi soll sowieso das Beste für so einen Test sein. Aber ich will, dass Lucas live und wahrhaftig dabei ist. Also zurück ins Schlafzimmer und so lange rumpoltern, bis er endlich wach ist.

Zugegeben, aufzuwachen und eine Frau mit einem Becher voll Urin neben sich zu haben, ist sicher nicht die absolute Traumvorstellung, aber Lucas hat dieses Trauma überlebt. Zumindest wacht er seitdem nicht jede Nacht schweißgebadet auf und ruft „Hilfe, Hilfe – eine Frau mit Becher verfolgt mich!“

Ich sage: „So, Sbaffel“ – so nenn ich meinen Schatz immer. Fragt mich nicht warum, ist einfach so. Hört sich auch unheimlich süß an, wenn ich mit meinem Pfälzer Dialekt, der sicher nicht zu den elegantesten gehört, Sbaffel nuschele.

„So, Sbaffel“, sage ich also, „ich habe hier drei verschiedene Tests, die wir jetzt zusammen machen. Ich bin seit mehr als einer Woche überfällig. Ich glaube zwar nicht, dass ich schwanger bin, aber falls doch, möchte ich, dass wir beide es zur gleichen Zeit erfahren. Also, auf gehts!“

Lucas blinzelt ein wenig verwirrt, setzt sich im Bett auf und guckt mir zu, wie ich einen auf Chemielaborantin mache. Hier das eine Stäbchen beträufelt, dort die Spitze benässt und so weiter. Tja, und dann warten, warten, warten.

Nein, eine Minute ist nicht lang, wenn man neben Brad Pitt oder Ryan Gosling steht. Sie vergeht wie im Flug, wenn einem der Liebste den schönsten Kuss aller Zeiten aufdrückt. Was ist eine Minute, wenn einem die tollsten Komplimente gemacht werden? Eine Minute ist so oft viel zu kurz! Und dann gibt es diese doofe, nicht enden wollende Minute – zum Beispiel beim Bauch-Beine-Po-Training, wenn du die Spannung im Unterbauch halten sollst. Oder wenn du morgens in den Fahrstuhl einsteigst und neben dir einer steht mit ’nem Mettbrötchen mit doppelt Zwiebeln drauf und auch erst mit dir im 18. Stock aussteigt – da wird dir ganz übel, selbst wenn du nicht schwanger bist.

Lucas und ich hatten also...