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Der tiefe Brunnen - Astrologie und Märchen

Claus Riemann

 

Verlag Arkana, 2009

ISBN 9783641011048 , 480 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR


 

Schütze (S. 295-298)

Der göttliche Funke
Wenn die Sonne sich aus dem Zeichen Skorpion verabschiedet, tritt sie in das letzte Herbstzeichen Schütze. Schütze fällt in den letzten Herbstmonat in unserem Jahreszeiten-Tierkreis, in diesem Monat bewegen wir uns auf den dunkelsten Punkt des Jahres zu. Am Tag der Wintersonnenwende, der den Eintritt der Sonne ins Zeichen Steinbock markiert, besitzt die Nacht ihre stärkste Kraft, zugleich erleben wir jedoch die hoffnungsfrohe Geburt des neuen Lichts, denn mit dem Eintritt in Steinbock wird die Sonne allmählich wieder stärker, sie klettert aufwärts wie der Steinbock im Gebirge. Schütze ist wie Widder und Löwe ein Feuerzeichen.

Widder als jüngstes Feuerzeichen, als Frühlingszeichen, symbolisiert das Urfeuer, auch den jugendlichen Helden, die jugendliche Amazone. Löwe ist im Vergleich dazu älter, seine Zeit liegt etwa in der Jahresmitte, im Hochsommer, und zu ihm passt das Bild von König und Königin, von Mann und Frau in der Lebensmitte. Schütze als »ältestes« Feuerzeichen hingegen lässt sich mit dem Leitmotiv des Priesters und der Priesterin, des Gurus, assoziieren.

Hier geht es um einen Aspekt des Feuers, das nicht mehr so primitiv, so wild ist wie das der Widder-Energie, sondern eher dem göttlichen Funken, dem religiösen, rituellen Aspekt des Feuers entspricht. Feuer spielt in vielen Ritualen eine Rolle. Das Feuer, das zum Himmel aufsteigt, das Feuer, das erleuchten kann, das den Weg weist (wie zum Beispiel das Licht im Leuchtturm), der Feuersturm in der Pfingstgeschichte, das olympische Feuer – das sind alles Bilder, die ich bei Imaginationen über Feuer von Schütze-betonten Menschen erfahren habe. Chiron Der Pferdemensch, der Kentaur aus der griechischen Mythologie, gibt für mein Gefühl die Thematik und den Auftrag dieses Tierkreiszeichens sehr genau wieder.

Der wichtigste Kentaur der griechischen Mythologie, Chiron, war ein großer Heiler und Lehrmeister, bei dem viele griechische Helden auf ihrer Wanderschaft Station machten, auch der Arzt Asklepios. In der Darstellung repräsentiert Chiron drei Ebenen: Der Unterleib ist der eines Pferdes, Oberkörper und Kopf sind die eines Menschen, und als Bogenschütze hält er Pfeil und Bogen, wobei der Pfeil nach oben gerichtet ist. Letzterer ist als Symbol für das Tierkreiszeichen Schütze übrig geblieben. Die drei Ebenen, die hier zu einem Bild verdichtet sind, könnte man übersetzen mit »Tier, Mensch, Gott«.

Der Pferdeleib, das niedrigste Niveau in diesem Bild, steht für die Tiernatur des Menschen, die animalische Seite unseres Wesens. Der Oberkörper symbolisiert den Menschen, der sich aufgerichtet hat, sich seiner Menschenwürde bewusst geworden ist und sich über die primitive Tiernatur erhebt. Der nach oben gerichtete Pfeil schließlich ist ein Bild für die göttliche Bestimmung des Menschen, den göttlichen Funken, den inneren Guru, den inneren Christus oder Buddha, die innere weise Frau.

In diesem Kentaurenbild ist der Auftrag des Schützebetonten Menschen ausgedrückt: zu »Höherem berufen « zu sein, zu wachsen, sich zu entwickeln, sich auf ein großes, göttliches Ideal zu beziehen, eine Vorstellung von Vollkommenheit und Meisterschaft zu haben. Ein Schütze-betonter Mensch braucht ein Ziel, auf das er seinen Pfeil richten kann. Im I Ging taucht immer wieder der Satz auf: »Fördernd ist es, zu haben, wohin man gehe.« Auf der Schütze-Ebene heißt das, man braucht ein Ziel, ein Ideal, eine Vision, um das Leben als lebenswert und sinnvoll zu empfinden. Hermann Hesse, der sehr Schützebetont war, sagt: »Wichtig ist nicht, woran ein Mensch glaubt, sondern dass er überhaupt einen Glauben habe. «