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Göttertrank - Historischer Roman

Andrea Schacht

 

Verlag Blanvalet, 2009

ISBN 9783641018085 , 640 Seiten

Format ePUB, OL

Kopierschutz Wasserzeichen

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8,99 EUR

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Pechsträhne (S. 279-280)

Wer sich der Einsamkeit ergibt, ach, der ist bald allein, ein jeder lebt, ein jeder liebt und läßt ihn seiner Pein.
Bettina von Arnim

Ich war in tiefste Melancholie versunken. Nichts erschien mir wert, meine Energie darauf zu verwenden, schon gar nicht ich selbst. Alles war mir gleichgültig geworden. Ich stand auf der Brücke und starrte in die schäumenden Wasser der Wupper. Das Tauwetter hatte den Fluss anschwellen lassen, und in den schmutzigen Wellen tanzten abgebrochene Äste, zerbrochene Flaschen, Holzstücke, ein alter Stiefel und der Kadaver eines ertrunkenen Hundes. In der Flasche war noch ein letzter Schluck, ich trank sie aus, dann warf ich sie hinter dem Treibgut her. Sie wurde mit der reißenden Strömung aufgenommen und entschwand schnell meinem unsteten Blick.

Düster hing der Märzhimmel über Elberfeld, es nieselte, und der stetige, kalte Wind biss unangenehm in meinen unterernährten Körper. Ich hätte fortgehen sollen, zurück in den üblen Verschlag, der meine derzeitige Unterkunft darstellte. Schon viel zu lange stand ich da, die Hände an das Brückengeländer geklammert. Den einzigen Trost, die einzige Wärme hatte ich in den Branntweinflaschen gefunden. Nun war die letzte geleert, und die Hoffnungslosigkeit drohte mich zu überwältigen.

Als ich im Herbst nach einer strapaziösen Fahrt von Berlin eingetroffen war, hatte ich mich von der Posthalterei zu der Adresse durchgefragt, die Alexander Masters in seinen Briefen angegeben hatte. Noch immer verstört betrachtete ich kurz darauf das mit schwarzem Schiefer verkleidete Haus, dessen Fensterläden zum Großteil ungastlich verschlossen waren. Weiterhin trug ich die Witwenkleidung und verbarg mein Gesicht hinter dem dunklen Schleier.

Obwohl ich nicht fürchtete, erkannt zu werden, schien es mir passend, denn das triste Schwarz entsprach meiner Stimmung. Es dauerte eine Weile, bis ich mich endlich entschließen konnte, den Klingelzug zu betätigen. Scheppernd schlug die Glocke im Haus an, und es öffnete mir eine hagere, alte Frau in strengen grauen Kleidern. Ich stellte mich als Ella Wirth vor und bat, Herrn Alexander Masters sprechen zu dürfen. »Herr Masters hat dieses Haus verlassen.

Wir wünschen keinen Kontakt mit seinen – mhm – Bekannten«, erklärte die Alte mit einem abschätzigen Blick auf mich und den schweren Koffer an meiner Seite. »Können Sie mir denn wenigstens sagen, wo ich ihn finde?« »Es entzieht sich unserer Kenntnis, wo dieser Mann sich aufhält. Und nun entschuldigen Sie mich, ich habe keine Zeit für müßiges Geschwätz.« Die Tür wurde mir vor der Nase zugeschlagen.

Betroffen schleppte ich mein Gepäck wieder zur Straße und sah mich hilflos um. Elberfeld machte auf mich den Eindruck eines trostlosen, düsteren Städtchens, und der trübe Oktobertag wurde durch die Rußwolken der Fabriken noch weiter verdunkelt. Irgendwann fand ich schließlich eine schäbige Pension, in der ich mich ausruhen konnte. Ich verkroch mich vor meinem Elend in dem knarrenden Bett und zog die Decke über mich. So viel hatte ich verloren, und nun war auch der letzte Hoffnungsschimmer erloschen. Zwei Tage später hatte ich mich schließlich aufgerafft und die Fabrik von Reinecke aufgesucht. Aber auch hier erhielt ich nur eine barsche Abfuhr, als ich mich nach Alexander erkundigte. Er schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein, und die selt-