dummies
 

Suchen und Finden

Titel

Autor/Verlag

Inhaltsverzeichnis

Nur ebooks mit Firmenlizenz anzeigen:

 

King - Er wird dich lieben

T. M. Frazier

 

Verlag LYX, 2016

ISBN 9783736304062 , 320 Seiten

Format ePUB

Kopierschutz Wasserzeichen

Geräte

6,99 EUR

Für Firmen: Nutzung über Internet und Intranet (ab 2 Exemplaren) freigegeben

Derzeit können über den Shop maximal 500 Exemplare bestellt werden. Benötigen Sie mehr Exemplare, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.


 

1. Kapitel


King

Rache ist süß.

Sagt man jedenfalls. Aber erst, als ich aus dem Wrack kroch und mir Glassplitter aus der Haut pulte, wurde mir klar, wie viel Wahrheit in diesem Sprichwort steckt.

Ich hatte den Geschmack der Rache praktisch auf der Zunge, ich sabberte geradezu vor Vorfreude auf den Moment, in dem ich dem Senator einen der Riemen an meinem Arm um seinen verdammten Hals legen konnte, weil er mich beschissen hatte.

Es war erst wenige Minuten her, dass ich einen Menschen getötet hatte.

Aber es war schon lange her, dass ich daran Spaß gehabt hatte.

Durch meine Venen floss genug Adrenalin, um einen Toten wieder zum Leben zu erwecken.

Und ich war high davon.

Ich ernährte mich davon.

Es war, als hätte ich meine Nase in eine Schüssel mit Koks gesteckt und so lange inhaliert, bis ich mich unbesiegbar fühlte.

Wie ein verdammter Gott.

Und ich hatte auch nicht vor, wieder runterzukommen, solange die Scheiße, die ich gebaut hatte, nicht wieder in Ordnung gebracht war. Jedes Arschloch, das womöglich die Eier hatte, sich mir in den Weg zu stellen, tat mir jetzt schon leid.

In diesem Moment hörte ich es zum ersten Mal.

Ihn.

Preppy.

Zeit, diesen Schwanzlutschern zu zeigen, dass sie sich mit dem falschen Typ von der falschen Seite des verdammten Trailerparks angelegt haben. Ich hörte Preppys Stimme so deutlich in meinem Kopf, als würde er neben mir stehen.

Verdammte Scheiße, ich wurde offenbar wahnsinnig.

Als ich es endlich aus dem Wald bis zum Haus geschafft hatte, stieg Bear gerade von seiner Maschine. Er sah mich und warf seine Zigarette auf den Boden. Die Stirn in Falten gelegt, die Fäuste geballt, marschierte er mit wütenden Schritten auf mich zu. »Hör zu, Arschloch, ich will mich nicht prügeln, aber die Art, wie du diesen Bullshit hier abziehst, ist nicht in Ordnung. Sie verdient etwas Besseres als das, etwas Besseres, als so beschissen belogen …« Bear unterbrach sich, als er den Dreck und das Blut sah, mit denen ich besudelt war. »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«

Ich ignorierte die Frage, schob ihn beiseite, rannte auf das Haus zu und die Verandatreppe hoch. Ich riss die Tür so heftig auf, dass die obere Türangel ausriss und die Schrauben auf die Veranda fielen. »Kleines!«, rief ich. Ein Teil von mir hoffte, dass sie es irgendwie fertiggebracht hatte hierzubleiben. Aber in der Sekunde, in der ich das Haus betrat, wusste ich, dass sie weg war. Ich konnte die Leere spüren. »Fuck!«, brüllte ich und schleuderte einen der Küchenstühle durch den Raum. Er prallte auf den gläsernen Kaffeetisch, dessen Platte in der Mitte zersprang, und schlug schließlich ein Loch von der Größe eines Basketballs in die Rigipswand.

Bear war mir ins Haus gefolgt. »Erzählst du mir, was passiert ist, oder willst du lieber noch ein bisschen das verdammte Haus einreißen?« Ich schob mich an ihm vorbei in die Garage. Ich brauchte meine Maschine und ein paar Ausrüstungsgegenstände.

Die Art Ausrüstung, für die man Munition braucht.

»Nichts, was ein verdammter Leichensack nicht wieder in Ordnung bringen könnte.«

Eine Handschelle war immer noch verschlossen, die andere baumelte offen an meinem Handgelenk, beschmiert mit dem Blut des falschen Bullen. Als das Arschloch tot und das Auto gegen den Baum gekracht war, kroch ich sofort nach vorne. Zum Glück hatte der Idiot die Handschellenschlüssel noch in der Tasche.

»Das sehe ich«, sagte Bear. »Wo zum Teufel ist Doe?« Der allzu fürsorgliche Ton in seiner Stimme ging mir irgendwie auf die Nerven, aber darum würde ich mich später kümmern.

Wenn ich mein Mädchen wiederhatte.

»Der ehrenwerte Herr Senator hat mich gelinkt. Da war keine Max. Und als ich die Kleine das letzte Mal gesehen habe, hat sie geschrien und um sich getreten, während ich von einem Kerl, der mich umbringen sollte, weggeschafft wurde.« Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sie sich gegen den Griff des Senators gewehrt hatte, und ich sah rot. »Mach ein paar Anrufe«, sagte ich knapp. »Finde raus, wo er sie hingebracht haben könnte.«

»Fuck.« Anstatt sein Handy herauszuholen, beugte Bear sich nach vorn und stützte die Hände auf die Knie.

»Was ist, verdammt noch mal?«

Bear rieb sich die Nase. »Hör mal, es gibt einen Grund, warum ich hier bin. Außer dir wegen dem Mist mit Doe in den Arsch zu treten, meine ich. Ich glaube, bevor du dieses Problem mit ein paar Kugeln löst, solltest du wissen, dass es vielleicht gar nicht der Senator war, der dich umlegen lassen wollte«, sagte er und richtete sich wieder auf. Er lehnte sich an die Wand und zündete sich eine Zigarette an.

»Was zum Teufel soll das heißen? Er hat mich von dem Typ verhaften lassen. Natürlich war er es.«

Bear schüttelte den Kopf. »Der Senator ist ein Problem, aber keineswegs unser einziges Problem. Vor knapp zwanzig Minuten hat Rage angerufen, und du weißt, der Lutscher hat seine Augen und Ohren überall. Er sagt, die Sache mit Isaac ist noch nicht vorbei. Noch lange nicht.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, und die Asche seiner Zigarette fiel auf den Teppich.

»Ich hab dem Arschgesicht das Hirn persönlich rausgeblasen. Für mich sah das ziemlich endgültig aus«, widersprach ich.

»Um Isaac geht’s nicht, den fressen die Würmer. Aber irgendjemand ist stinksauer, weil Isaac jetzt zu tot ist, um weiterhin in Florida seinen Stoff für ihn zu verticken. Jemand, der keine Hemmungen hat, ganze Familien abzuschlachten, um an die Leute heranzukommen, die sich mit ihm angelegt haben.«

Ich erstarrte. Ich wusste genau, von wem er sprach. »Eli.«

»Ja, Mann«, bestätigte Bear. »Und wäre ich ein Spieler, würde ich mein gesamtes Geld darauf setzen, dass Eli dich noch lieber tot sehen will als Does liebender Vater.«

Eli Mitchell war derjenige, bei dem Isaac immer sein Drogengeld abliefern musste. Okay, zumindest war es so gewesen, bevor Preppy, Bear und ich Isaac und den größten Teil seiner Leute kaltgemacht hatten. Mit seiner dicken Sonnenbrille und der gedrungenen Statur traute Eli niemand auch nur die Hälfte von dem Bullshit zu, den er an jedem verdammten Tag erledigen ließ.

Wenn man ein Kaninchen aus seinem Bau jagen will, wirft man eine Rauchbombe hinein. Elis Version einer Rauchbombe war es, jeden umzubringen, den man jemals geliebt hat, bis man sich zeigte und er einen schließlich auch noch töten konnte.

»Mein Nachrichtendienst sagt, dass Eli noch in Miami ist, aber er wird reagieren, und zwar bald. Der Club hat sich aus Angst vor dem Gegenschlag eingeigelt. Pops ist tierisch angepisst.«

»Erst Isaac und jetzt dieser verdammte Eli«, sagte ich. »Man kommt echt nicht zum Luftholen. Manchmal denke ich, ich wäre besser im Knast geblieben.«

»Ich versteh dich ja, Mann. Geht mir genauso. Das hier ist kein Bikerscheiß mehr. Das ist Kartellscheiß. Größer, gemeiner … tödlicher«, sagte Bear. »Und ich habe keinen sicheren Platz für Grace. Ich weiß, sie war dir eine bessere Mutter, als es deine Schlampe von leiblicher Mutter jemals sein konnte, aber Pops’ Arsch ist gerade extrem dünnhäutig. Er will nicht, dass jemand Zivilisten mit in den Club bringt, und in der jetzigen Situation schon gar nicht, aber wir müssen was Sicheres für sie finden, wo sie eine Weile bleiben kann.« Bear blickte zu mir hoch, und plötzlich begriff ich, was er mir zu sagen versuchte.

»Ich habe niemanden, der nicht im Club ist und mir so nahesteht, dass sich ein Mord lohnen würde. Im Gegensatz zu dir«, sagte er.

Die Kleine.

»Fuck!«, schrie ich, als mir klar wurde, dass ich sie nicht nach Hause bringen konnte. Ich drehte mich um und boxte so hart gegen die Wand, dass ein Riss durch die Rigipsplatte lief. Der Schmerz schoss mir bis in die Schulter hinauf, aber er war leichter zu ertragen als das Gefühl, das darunterlag. Das Gefühl des Versagens. »Ich bin schuld, dass Prep tot ist. Ich hätte ihn niemals mit dieser Gewächshaussache anfangen lassen dürfen. Ich hätte …« Ich fuhr mir durch die Haare. Es war zu viel, um alles aufzuzählen. Die vergangenen Monate waren bis oben hin angefüllt mit Glück, Trauer und Bedauern. Es gab so viel, das ich gerne ungeschehen gemacht hätte. Ich hatte gedacht, dass Max alles war, was mir im Leben fehlte. Aber jetzt waren es Max, die Kleine … Preppy.

Und egal, was ich tat und wen ich noch tötete, Prep würde niemals zurückkommen.

»Was hast du vor, Mann?«, fragte Bear.

»Wir müssen ihn erwischen, bevor er uns erwischt … heute Nacht«, sagte ich und knackte mit den Fingerknöcheln. Keine Zeit mehr für Trauerfeiern. Ich musste noch ein paar Leute umbringen.

»Gewagte Aktion, Mann.«

»Mag sein, aber ich muss zuerst die Kleine finden. Vielleicht kann ich sie da nicht rausholen, aber ich muss zu ihr. Ich muss ihr sagen, was los ist.«

Bear nickte. »Ich kann rauskriegen, wo sie ist und ihr eine Nachricht zukommen lassen«, bot er an.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das muss ich persönlich mit ihr klären. Sonst hört sie gar nicht erst zu.«

»Das verstehe ich. Denn wenn ich sie wäre, dann hätte ich jetzt Lust, dir deine verdammten Eier abzuschneiden«, sagte Bear.

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Er sollte das bisschen Geduld, das ich noch hatte, besser nicht überstrapazieren. »Okay, ich krieg raus, wo sie ist«, murmelte Bear und zog sein Handy aus der Tasche. Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher auf dem...